Bildschirmfoto 2025 06 08 um 00.23.10Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 5. Juni 2025, Teil 11

Redaktion

Paris (Weltexpresso) – Pierre Bonnard gehört zu den ganz großen und faszinierenden Malern der Moderne und zählt zu den Post-Impressionisten mit ihren leuchtenden Farben. Geboren wurde der Sohn eines Beamten am 3. Oktober 1867 in Fontenay-aux-Roses in der Nähe von Paris. Auf Wunsch seines Vaters studierte er erst Rechtwissenschaften an der Sorbonne, wechselte dann an die private Académie Julie, wo er junge Maler wie Maurice Denis, Henri-Gabriel Ibels, Paul Ranson und Paul Sérusier kennen lernte,

1887 begann er ein Studium an der berühmten École des Beaux-Arts in Paris und traf dort Édouard Vuillard und Ker-Xavier Roussel. Mit Denis, Sérusier, Ibels, Ranson und Vuillard gründete er in den 1890er Jahren die avantgardistische Künstlergruppe Nabis, (hebräisch für Propheten, Erleuchtete), die sich an ihrem Vorbild und dem von Bonnard verehrten Paul Gauguin orientierte und am japanischem Holzschnitt. Im Jahre 1900 löste sich die Gruppe auf. Trotz aller Inspirationen entwickelt er aber seinen eigenen Stil. Seine erste Einzelausstellung hatte er 1896, ab 1903 nahm er an den Ausstellungen des Pariser Herbstsalons teil. Kreative Impulse lieferten ihm die Pariser Straßen und Cafés, der ganz normale Alltag. Bonnard war nicht nur Maler, sondern auch Grafiker und Designer, zwischen 1889 und 1902 schuf er ca. 250 Lithographien für Plakate, Wand- und Theaterdekorationen sowie Illustrationen für Zeitschriften.

1893 lernte er Marthe de Méligny kennen, die eigentlich Maria Boursin hieß. Vom ersten Augenblick zog sie ihn magisch an, seine Muse, Geliebte und spätere Ehefrau wurde über 50 Jahre zu seinem Lieblingsmodell als Akt in der Natur, bei der Toilette oder in der Badewanne, aber nie mit voyeuristischem Blick, sondern mit einer gewissen respektvoller Distanz. Eines seiner bekanntesten Werke ist „Marthe au bain“ (Marthe beim Baden). „Marthe ist alles für mich. Sie ist die Sonne meines Lebens, die ich überall hin mitnehme“, so der Künstler. Er fing beim Malen ihre ständig schwankenden Stimmungen ein: „Sie ist wie ein Chamäleon, das sich an seine Umgebung anpassen kann“. Nach 30 Jahren des Zusammenlebens heiratete das Paar 1925.

Prägend für ihn war auch die Freundschaft mit Henri Matisse, mit dem er die Faszination für Farbe und Licht teilte. Sein Werk ist nicht auf eine Stilrichtung festzulegen, experimentierfreudig wechselt er zwischen Naturalismus und Abstraktion. 17 In seinen Kompositionen dominieren sinnliche Formen und kräftige Farben ob in Selbstporträts, Stillleben, Landschaften, Blumengärten oder Interieurs. Mit Gauguin war er der Ansicht, Kunst sei nicht nur Darstellung, sondern erst die Kombination von Farbe und Form definiere das Kunstwerk. Das Resultat war eine einzige Farbenpracht in der modernen Malerei. Manche bezeichnen ihn als „unsichtbaren Dritten“ zwischen Henri Matisse und Pablo Picasso, auch wenn er selbst nie mit sich zufrieden war. Weltberühmt sind Werke wie „La table de la salle à manger“ (Der Esszimmertisch), „Le petit déjeuner“ (Das Frühstück) oder „Nu dans le bain“ (In der Badewanne). 

Seit seinem ersten Besuch in Saint Tropez 1904 hatte es ihm der Süden mit seiner Landschaft und dem Licht angetan, Motor für seine Kreativität: „Die Strände, das Meer und die Fischerdörfer sind so malerisch und inspirierend für mich“. Er wollte mit Licht und Farben der französischen Riviera ihre Schönheit in seinen Gemälden spiegeln, „um sie mit anderen zu teilen“.

Neben Paris verbrachten Bonnard und Marthe jährlich Monate in den Refugien „Ma Roulotte“ in Vernon an der Seine in der Nähe von Claude Monets Seerosengarten und seit 1926 in „Le Bosquet“ in Le Cannet bei Cannes an der Côte d`Azur, wo er zurückgezogen die letzten Jahre nach Marthes Tod 1942 lebte, eine Hochphase künstlerischer Produktivität. An diesem Ort entstanden fast 300 Werke. International machte er sich einen Namen mit wichtigen Ausstellungen, 1940 wurde er Ehrenmitglied der Royal Academy of Arts.

Als Bonnard am 23. Januar 1947 mit 79 Jahren starb, nahm sein Freund André Lhote vor dem Begräbnis im Radio mit emotionalen Worten Abschied: „Wenn wir wirklich zivilisierte Menschen wären, müsste der morgige Tag zu einem Tag der nationalen Trauer erklärt werden. Die Welt der Kunst weiß, dass er einer der drei größten Maler unserer Zeit war.“ Seine letzte Ruhestätte fand Pierre Bonnard auf dem Cimetière des Anges in Le Cannet an der Seite von Marthe, seiner großen Liebe, seinem geheimnisvollen Modell, seiner Inspiration.

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Selbstbildnis
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