Als Erstausstrahlung bei ARTE am Mittwoch, 11. Juni 2025
Margarete Ohly-Wüst
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – In der Medina der marokkanischen Stadt Salé betreiben Halim (Saleh Bakri) und Mina (Lubna Azabal) ein traditionelles Kaftangeschäft. Halim fertigt mit Hingabe die in feinster Handarbeit genähten kunstvollen Gewänder in traditioneller Technik an – eine Handwerkskunst, die vom Aussterben bedroht ist. Die Auftragslage ist gut und Mina kümmert sich um die Kundschaft und unterstützt ihren Mann mit ihrer pragmatischen Art. Doch hinter der harmonischen Fassade liegt ein gut gehütetes Geheimnis: Halim ist homosexuell, ein Tabu in der konservativen Gesellschaft Marokkos.
Mina ist sich der Gefühle ihres Mannes bewusst und hat diese akzeptiert. Doch das Leben des Paares nimmt eine Wendung, als der junge Youssef (Ayoub Missioui) mit seiner Leidenschaft für das Nähen als Lehrling ins Haus kommt. Denn zwischen Halim und Youssef entwickelt sich eine stille Anziehungskraft, die Mina eifersüchtig betrachtet.
Als sie die Diagnose erhält, dass sie lebensbedrohlich erkrankt ist, stellt dies das Leben aller Beteiligten auf den Kopf. Während Mina zunehmend ans Bett gefesselt ist, verändert sich die Dynamik zwischen den dreien: Hin- und hergerissen zwischen Liebe und unausgesprochenen Gefühlen versuchen sie, sich gegenseitig zu helfen und dabei ihren Ängsten ins Auge zu schauen. Denn Halim fühlt sich mehr und mehr zu Youssef hingezogen, während Mina immer schwächer wird…
Die in Tanger geborene und in London ausgebildete Regisseurin Maryam Touzanis erhielt für ihr poetisches Drama 2022 in Cannes in der Reihe Un Certain Regard den FIPRESCI-Preis. Es ist der zweite Kinospielfilm der marokkanischen Filmemacherin, die das Drehbuch gemeinsam mit ihrem Ehemann Nabil Ayouch verfasst hat.
Die Regisseurin erzählt die Story mit großer Feinfühligkeit und einem Blick für die subtilen Nuancen menschlicher Beziehungen. Die ruhige Kameraarbeit von Virginie Surdej fängt nicht nur die Schönheit der handgefertigten Kaftane ein, sondern auch die Intimität und Verletzlichkeit ihrer Figuren. So ist ″Das Blau des Kaftans″ eine Hommage an die Kraft der Liebe sowie an den Mut zur Selbstfindung – eingebettet in eine Atmosphäre voller Wärme und Melancholie.
Neben dem Preis in Cannes wurde der Film für über ein Dutzend internationale Festivalpreise nominiert, von denen er sieben Auszeichnungen gewinnen konnte. Das Drama schaffte es als erster marokkanischer Beitrag auf die Shortlist für die Nominierungen in der Kategorie Bester fremdsprachiger Film bei den Academy Awards 2023 – ein historischer Erfolg für das Kino des Landes.
Insgesamt ist ″Das Blau des Kaftans″ ein elegant inszeniertes und fein gespieltes Kammerspiel über eine queere Liebe in Nordafrika, das man sich sehr gut im Fernsehen oder in der ARTE Mediathek ansehen kann.
Foto 1: Mit Hingabe näht Halim (Saleh Bakri, Mi.) traditionelle Kaftane – eine Kunst, die vom Aussterben bedroht ist © Les Films du Nouveau Monde / ARTE
Foto 2: Inmitten von Krankheit, Liebe und unausgesprochenen Gefühlen versuchen Youssef (Ayoub Missioui, l.), Mina (Lubna Azabal, Mi.) und Halim (Saleh Bakri, r.) sich gegenseitig zu helfen © Les Films du Nouveau Monde / ARTE
Info:
Das Blau des Kaftans (Frankreich / Marokko / Belgien / Dänemark 2022)
Originaltitel: Le bleu du caftan
Genre: Drama, Homosexualität
Filmlänge: ca. 118 Min.
Regie: Maryam Touzani
Drehbuch: Maryam Touzani, Nabil Ayouch
Darsteller: Lubna Azabal, Saleh Bakri, Ayoub Missioui u.a.
FSK: ab 12 Jahren
″Das Blau des Kaftans″ wird als Erstausstrahlung bei ARTE am Mi. 11.06.2025 um 20:15 Uhr gezeigt, dort am Mi. 25.06.2025 um 01:25 Uhr und am Do. 03.07.2025 um 01:05 Uhr wiederholt. Das Drama ist außerdem vom 11.06.2025 bis 01.07.2025 Online verfügbar.