Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 26. Juni 2025, Teil 4
Margarete Ohly-Wüst
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Sonny Hayes (Brad Pitt) war vor 30 Jahren auf dem Weg die nächste große Nummer im Rennsport in der Formel 1 zu werden. Doch dann beendete ein schwerer Unfall auf der Rennstrecke seine Karriere als Formel 1 Rennfahrer. Jetzt hat er den Spitznamen ″Der Beste, der es niemals geschafft hat″ weg. Er lebt in seinem Wohnwagen und arbeitet als Gelegenheitsrennfahrer. Gerade fährt er die Nachtschicht bei einem 24 Stunden Rennen in Daytona Beach, das die Crew dann nach seinen Vorgaben auch gewinnt.
Kurze Zeit später wird Sonny von seinem ehemalige Teamkollegen Ruben Cervantes (Javier Bardem) besucht. Ruben ist inzwischen Besitzer des APXGP-Formel 1-Rennstalls, der es in den zweieinhalb Jahren seines Bestehens bis jetzt nicht geschafft hat, auch nur einen einzigen Punkt zu gewinnen und damit am untersten Ende der Formel-1-Tabelle festsitzt. Es bleibt ihm nur noch eine halbe Saison, um vorzeigbare Ergebnisse zu erreichen, dann steht der Rennstall vor dem Aus.
Ruben will Sonny zu einer Rückkehr in der Formel 1 überreden, um das Team zu retten, den jungen Rookie Noah genannten Joshua Pearce (Damson Idris) anzuleiten, selbst noch einmal ein Erfolgserlebnis zu haben und damit sich und der Welt zu beweisen, dass er wirklich ein sehr guter Fahrer ist. Allerdings ist Sonny schon der 6. Fahrer bei APXGP und Joshua Pearce lässt sich von einem ″Opa″ (schließlich ist Sonny schon jenseits der Fünfzig) nicht sagen und ist fest entschlossen, sein eigenes Tempo vorzulegen und so Erfolg zu haben. Dadurch sind die beiden Fahrer des APXGP-Teams zu allererst Konkurrenten und nicht Teamplayer.
Nachdem zu Anfang weder die Wagen konkurrenzfähig sind, noch die Reifenwechsel und Reparaturen während des Trainings oder im Wettkampf funktionieren und der eine oder andere Wagen auch zu Schrott gefahren wurde, werden die Ergebnisse langsam besser und der Rennstall gewinnt durch Joshua Pearce beim Grand Prix von Ungarn auf dem Hungaroring als 10. seinen ersten Punkt.
Doch es gibt immer wieder Rückschläge. So verunglückt Noah, nachdem er Sonnys Rat nicht angenommen hat, und erleidet dabei Verbrennungen an den Händen und auch Sonny später hat einen schweren Unfall.
Dann kommt es zum letzten Rennen der Saison auf dem 5,554 Kilometer langen Yas Marina Circuit in Abu Dhabi, da wird es auch darum gehen, nicht nur wer gewinnt, sondern auch, ob der Rennstall unter der Leitung von Ruben Cervantes weiter bestehen bleiben wird oder ob Joshua Pearce sich einen neuen Rennstall suchen muss…
Auch wenn der Formel 1 Rennsport zu den größten und bekanntesten Sportarten gehört, hat es in den letzten Jahren doch vergleichsweise wenig Filme gegeben, in denen die Rennen und die Rennstecken eine wichtige Rolle spielen.
Filme über die Formel 1 sind z.B. ″Grand Prix″ (1966) und ″Rush – Alles für den Sieg″ (2013). Daneben hat es aber auch Rennsportfilme, die nicht im Formel 1 Milieu spielen, wie "Le Mans" (1971), ″Le Mans 66 – Gegen jede Chance″ (2019), ″Tage des Donners″ (1990) oder ″Gran Tourismo″ (2023) gegeben. Über Enzo Ferrari wurde das Biopic ″Ferrari″ (2023) gedreht. Daneben sind auch einige Dokumentationsfilme erschienen wie ″Jochen Rindts letzter Sommer″ (2010), ″Senna″ (2010), ″One – Leben am Limit″ (2013) oder die Netflix-Serie ″Formula 1: Drive to Survive″ (2019).
Regisseur von ″F1 Der Film″ ist Joseph Kosinski, der erst vor kurzem eine Riesenerfolg mit dem Tom Cruise Film ″Top Gun – Maverick″ (2022) hatte. Das Drehbuch stammt von Ehren Kruger, der auch am ″Top Gun″ Script mitgeschrieben hatte. Das Drehbuch basiert auf einer Geschichte, die Kosinski und Kruger vorher gemeinsam ausgearbeitet hatten. Es ist eine fiktive Geschichte, die die Autoren in der tatsächlichen, heutigen Formel 1 spielen lassen.
Es war geplant, dass die Filmcrew in der Saison 2023/24 ab dem Auftakt in Silverstone von Rennen zu Rennen als ganz normales Formel-1-Team mitreist. Wegen des Schauspielerstreiks in den USA war das dann aber nicht mehr möglich. Trotzdem wurden Brad Pitt und Damson Idris - nachdem sie ein monatelanges Training absolviert hatten - offiziell ins Fahrerlager aufgenommen. So wurden sie u.a. in der Pressezone, bei der Siegerehrung, aber auch in der Startaufstellung zwischen den realen Fahrern gefilmt. Allerdings wurden die Schauspieler des APXGP-Teams, die immer am Rand standen, dann aus den Fernsehaufzeichnungen herausgeschnitten.
Das Alles gab Kameramann Claudio Miranda die Möglichkeit in den Rennen auf verschiedenen Rennstrecken während der Rennen, vor tausenden von Zuschauern und auch aus den Cockpits heraus mit den extra für dem Film entwickelten IMAX-Kameras zu filmen. Dadurch fühlt man sich hier wie die Rennfahrer wirklich mittendrin anstatt nur als Zuschauer auf den Rängen dabei. Außerdem durfte die Filmcrew mit dem APXGP-Formel 1-Rennstalls eine zusätzliche elfte Garage an den Rennstrecken aufbauen.
Hans Zimmer hat es wieder geschafft, dazu einen tollen Score zu komponieren, der dann zusammen mit den Rennszenen ganz sicher direkt für Gänsehaut sorgt. Auch die eingestreuten bekannten Songs sind unbedingt hörenswert.
Neben Anderen – wie Jerry Bruckheimer und Brad Pitt - war auch der siebenmalige Formel 1 Weltmeister Lewis Hamilton als Produzent mit im Boot. Dadurch war es möglich, im tatsächlichen, heutigen Formel 1 Zirkus zu drehen. Er sorgte dafür, dass die Rennszenen möglichst authentisch wirkten. So durften die Schauspieler und ihre Stuntleute mit täuschend echt aussehenden von Mercedes umgebauten Formel 2 Autos über die Rennstecken heizen, was durch die bis zu 15 in die Wagen eingebauten Kameras ein unheimliches und atemberaubendes Maß an Authentizität brachte. Als kleiner Nebeneffekt hatten die Rennwagen des APXGP-Rennstalls natürlich auch ganz reale Werbeaufdrucke, was sicher auch geholfen hat, die Kosten des Films etwas zu verringern.
Inhaltlich bringt die Story allerdings wenig Neues. Es ist die Geschichte eines nicht konkurrenzfähigen Rennstalls, wo jeder gegen jeden stänkert, unmögliche Pannen passieren und die beiden Fahrer sich nicht grün sind, bei dem sich dann aber langsam ein Zusammenhalt ausbildet und siehe da, dann kommt auch der Erfolg beinahe wie von selbst. Trotzdem macht die Underdog-Story vor allem durch die spektakuläre Rennaction unheimlich Spaß, aber auch weil die Crew bereits glücklich ist, endlich die ersten Punkte einzufahren.
Dabei sind die Tricksereien von Sonny Hayes doch recht interessant, der das Regelwerk der Formel 1 bis zum Allerletzten austestet indem er im richtigen Augenblick Kollisionen verursacht und so dass das Safetycar immer wieder zum Einsatz kommen muss. Dass man als Zuschauer diese kleinen Unfälle und damit Stopps des Rennens nicht unmöglich findet, hängt mit dem Drehbuch und dem Charisma der wichtigen Darsteller zusammen. Deshalb solle man die Story am besten ohne großes Nachdenken einfach so hinnehmen.
Besonders die Chemie zwischen den beiden Oscargewinnern Brad Pitt und Javier Bardem ist hervorragend. Dabei hat Bardem ganz sicher die emotionalere Rolle. Damson Idris kommt gut als arroganter Rookie rüber, der langsam seine Fehler einsieht und dadurch doch erwachsen wird. Kerry Condon spielt als Kate die erste weibliche Technikchefin der Formel-1-Geschichte. Dadurch bekommt ihr Charakter die nötige Tiefe. Dies gilt auch für die Chemie zwischen Brad Pitt und Kerry Condon. Lewis Hamilton hat betont, dass er in dem Film auch versucht, sowohl weibliche als auch farbige Crewmitglieder in den Formel 1 Crews zu zeigen (vor allem wenn bei Frauen als Techniker der Realität doch etwas vorgegriffen wird).Auch wenn die Story nicht gerade neu ist, ist mit ″F1 der Film″ ein wunderbar sympathischer, humorvoller und spannender Rennfilm entstanden, der vor allem durch die atemberaubenden, so noch nie gesehenen Rennaufnahmen wirkt.
Insgesamt ist ″F1 der Film″ ganz sicher ein Imagefilm für die höchste Rennsportklasse. Auch wenn einige Rennsport-Journalisten an dem Film doch einiges auszusetzen haben, lohnt es unbedingt, sich den Film im Kino anzusehen. Dazu muss man kein Fan der Formel 1 Autorennen sein.
Foto 1: Brad Pitt als Sonny Hayes © Warner Bros. Pictures / Apple Original Films
Foto 2: Damson Idris als Joshua Pearce und Brad Pitt als Sonny Hayes © Warner Bros. Pictures / Apple Original Films
Foto 3: Javier Bardem als Ruben Cervantes und Brad Pitt als Sonny Hayes © Warner Bros. Pictures / Apple Original Films
Foto 4: Kerry Condon als Kate und Damson Idris als Joshua Pearce © Warner Bros. Pictures / Apple Original Films
Info:
F1 der Film (USA 2025)
Originaltitel: F1 the Movie
Genre: Drama, Autorennen
Filmlänge: ca. 155 Min.
Regie: Joseph Kosinski
Drehbuch: Ehren Kruger
Basierend auf einer Story von Joseph Kosinski und Ehren Kruger
Darsteller: Brad Pitt, Javier Bardem Damson Idris, Kerry Condon, Tobias Menzies, Kim Bodnia, Shea Whigham, Sarah Niles, Samson Kayo, Simone Ashley u.a.
Verleih: Warner Bros. Pictures Germany
FSK: ab 12 Jahren
Kinostart: 26.06.2025
Nachtrag: Übrigens hat der Pop-Star Ed Sheeran mit "Drive" den offiziellen Song zum Film geschrieben.