Bildschirmfoto 2025 07 16 um 23.59.05Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 17. Juli 2025, Teil 2

Redaktion

London (Weltexpresso) - Wieder auf der Wanderung, erhält Ray einen Anruf von ihrer Tochter Rowan, doch der Empfang ist so schlecht, dass sie sie kaum versteht. Rowan scheint in Schwierigkeiten: Sie hat ihren Busanschluss in Kroatien verpasst. Als Ray ihr gerade einen Rat geben möchte, gibt ihr Handyakku mitten im Gespräch auf. Zu ihrer Erleichterung findet Ray in einer Hotellobby eine Steckdose und hinterlässt Rowan eine Nachricht. Kurz darauf ruft ihre Tochter zurück und versichert, dass alles in Ordnung sei – trotzdem bleibt bei Ray das Gefühl zurück, in dem Moment, in dem sie als Mutter gebraucht wurde, versagt zu haben. Dehydriert und völlig ausgelaugt, hat Moth zunehmend Schwierigkeiten, voranzukommen.

Als sie endlich einen Fluss erreichen, hält er seine Füße ins kühle Wasser, um sich zu erfrischen. Sie schlagen ihr Lager am Ufer auf und Ray füttert Moth mit Reis und Suppe, doch er kann nichts bei sich behalten. Er würgt, verschluckt sich – sein Körper macht einfach nicht mehr mit. „Was, wenn es das gewesen ist?“, fragt er leise, voller Angst. Am Morgen danach meint Ray zu Moth, dass sie sich dringend beim Wohnungsamt als Notfall melden sollten, auch um ihre Kinder so bald wie möglich wiederzusehen. Später machen sie sich auf in die nächste Ortschaft, um etwas zu essen zu finden. Dabei kommen sie an einem traurig wirkenden Jungen auf einer Bank vorbei, der gerade in eine Pastete beißt. Auf Rays Frage hin, zeigt er nach oben: Beim Besucherzentrum auf dem Hügel gäbe es welche. Ray bemerkt einen Brief von der Armee in seinem Schoß. 

Doch als sie endlich zum Gipfel gelangen, schließt das Besucherzentrum gerade. Die junge Kellnerin zeigt sich mitfühlend, aber darf die beiden, unter strenger Beobachtung ihrer Vorgesetzten, nicht mehr bedienen. Immerhin füllt sie ihnen ihre Wasserflaschen auf und flüstert, sie sollen draußen warten. Als die Luft rein ist, huscht sie durch die Tür und drückt ihnen eine Tüte voll übrig gebliebener Pasteten in die Hand, die eigentlich für den Müll bestimmt waren. Dann fällt ihr Blick auf den Jungen von der Bank, der sich ein Herz gefasst zu haben scheint. Ohne zu zögern, wirft sie ihre Schürze zu Boden und rennt zu ihm. Hand in Hand verschwinden die beiden in der Ferne. 200 Kilometer sind geschafft. Sie halten an einem Geldautomaten in der Erwartung, dass ihre wöchentliche Steuergutschrift von 40 Pfund eingegangen ist – doch der Saldo beträgt nur 1,38 Pfund. Frustriert verlangt Ray in der Bankfiliale eine Erklärung. Dort erfährt sie, dass eine Abbuchung für eine Hausratversicherung erfolgt sei – eine Dauerlastschrift, von der Ray glaubte, sie längst gekündigt zu haben. Dafür müsse sie sich mit der Versicherung in Verbindung setzen. Sie bittet dennoch darum, wenigstens die £1,38 abheben zu dürfen. Auf dem Weg zurück, passieren sie einen Buchladen. Im Schaufenster entdeckt Moth Werbung für eine Lesung in der Porthminster Gallery, St. Ives, Cornwall: Simon Armitage – Zu Fuß vom Minehead nach Lands' End. Moth lacht auf und dreht sich zu Ray um, die wiederum mit leerem Blick eine Frau dabei beobachtet, wie sie genüsslich Fisch und Chips verspeist. Der Hunger ist kaum auszuhalten. Moth schüttelt nur den Kopf und geht die Straße hinunter zu einem belebten Platz. Spontan schnappt er sich eine Kiste, stellt sich darauf und ruft in die Menge: „Wer will eine Geschichte hören? Die größte Geschichte überhaupt – über Moral, Beweglichkeit, Heldentum, Verlust, Liebe… alles dabei!“

Nach und nach versammeln sich neugierig Leute und hören Moth dabei zu, wie er, laut und eindrucksvoll, aus seinem Beowulf-Buch vorliest. Ray steht etwas abseits und beobachtet ihn ungläubig, während das Publikum gebannt an seinen Lippen hängt. Plötzlich wirft Moth seinen Hut in Rays Richtung, die gleich versteht, was zu tun ist. Zunächst noch zögerlich, sammelt sie darin Kleingeld aus der Runde. Ihre Einnahmen reichen nicht nur für eine warme Mahlzeit! Während sie essen, zählen sie vergnügt den Rest. Wieder unterwegs, stolpert Ray und fällt in ein Dornengestrüpp. Schon bald machen sich erste Anzeichen von einer Schlehenvergiftung bei ihr bemerkbar. Völlig zerkratzt und entkräftet, bricht Ray schließlich zusammen und verliert das Bewusstsein. In Panik versucht Moth, ihr wieder auf die Beine zu helfen und Wasser einzuflößen. Verzweifelt winkt er einen vorbeifahrenden Lieferwagen heran und bittet um Hilfe. Ray kommt in einem Bett zu sich – sie scheint in einer Kommune aufgewacht zu sein. Noch immer etwas benommen, tritt sie nach draußen und entdeckt Moth, in ein Gespräch vertieft. Also schlendert sie weiter. An der Feuerstelle erkundigt sich eine freundliche Bewohnerin nach ihrem Zustand. Ray setzt sich dazu und fragt nach dem Zusammenleben in der Kommune. Die Frau erklärt ihr, dass einige dauerhaft hier wohnen, während sich andere nur für einen Urlaub oder eine bewusste Auszeit dazugesellen. Leider seien sie aktuell aber derart ausgelastet, dass sie keine weiteren Personen aufnehmen. Während Ray von sich und ihrer Reise erzählt, bietet ihr ein anderes Kommunenmitglied einen Joint an. Moth beobachtet sie dabei, wie sie sich ihn teilen und lächelt. Später am Abend fragt Ray ihn, wie er sich ihre langfristige Zukunft vorstelle. Er meint, sie könnten doch irgendwo Arbeit finden, aber Ray erwidert, dass sie nirgends arbeiten wolle – außer auf ihrem eigenen Hof. 

Am nächsten Tag werden sie von einer ihrer neuen Bekanntschaften aus der Kommune mit dem Auto an einem Strand abgesetzt. Dort schlagen sie gleich ihr Lager auf. In der Nacht schwappt die Flut in ihr Zelt, dringt in jede Falte und droht, all ihre Habseligkeiten mit sich fortzuspülen. Wir erkennen die Anfangsszene wieder: Ray und Moth kämpfen verzweifelt gegen die Naturgewalten. „Lass doch das verdammte Zelt!“, ruft sie schließlich, aber Moth bleibt stur. Mit aller Kraft greift er es an beiden Seiten und stemmt es gegen den Wind. „Ich lasse es nicht zurück. Das ist unser Zuhause!“, schreit er. Während Ray mit Staunen und Rührung erkennt, wozu ihr Mann doch fähig ist, brüllt er aus tiefster Brust heraus in die Weite, als er das Zelt über seinen Kopf in die Höhe hebt – und scheint sich selbst überrascht zu haben. Allen Widrigkeiten zum Trotz, wirken beide glücklich. Am Tag darauf schwimmt Moth im Meer, während Ray am Ufer bleibt, nur mit den xxxxxxxxxxxx 9 Füßen im Wasser. Er ermutigt sie, sich ihm anzuschließen. Zögernd folgt sie ihm. Sie friert zwar, aber taucht dann beherzt ein. Zusammen unter Wasser, bewegen sie sich elegant im Einklang mit einander und den Tieren, wie schwerelos, während Sonnenstrahlen durch die Oberfläche brechen und über den Meeresgrund und ihre Körper tanzen. Zurück am Strand, tollen sie ausgelassen wie Teenager herum. Erschöpft vor Lachen kriechen sie später in ihr Zelt, schlüpfen in einen Schlafsack und schmiegen sich eng aneinander – dann lieben sie sich. In einer kleinen Küstenstadt holen sie sich Suppe bei einer öffentlichen Essensausgabe für Bedürftige. Hier gibt es viele Obdachlose. Ray bemerkt ein junges Mädchen namens Sealy am Stand.

Die beiden kommen ins Gespräch und Ray fragt sie, ob sie sich ihr und Moth anschließen möchte. Der Mann, der Sealy nicht von der Seite weicht, wird sofort aggressiv und faucht Ray an, sie solle sie in Ruhe lassen. Moth versucht noch zu vermitteln, aber der Mann reagiert wieder feindselig, also ziehen sich die beiden zurück. Später, als sie auf einer Bank pausieren, kommt Sealy allein zu ihnen, um ihr Angebot doch anzunehmen. Also machen sie sich gemeinsam auf. Unterwegs treffen sie auf einen älteren Herren in Badehose, ein Handtuch um die Schultern geschlungen, zusammen mit seinem Freund. Er erzählt freudig, wie sie gerade schwimmen gegangen wären und Brombeeren vom Wegrand gepflückt hätten – eine Angewohnheit aus Kindertagen bis heute. Sie bieten Ray, Moth und Sealy welche an; der salzige Seewind hat ihnen einen besonderen Geschmack verliehen. Nach dieser Begegnung setzt das Trio seine Wanderung fort. Doch kurz darauf beschließt Sealy, umzukehren. Ray gibt ihr 5 Pfund mit, um davon das Busticket zu ihrer Großmutter zu kaufen. Knapp 350 Kilometer. Es regnet wieder. Das Ehepaar kauert sich an eine Mauer, um sich vor dem Wetter zu schützen, als Ray eine SMS von ihrer Freundin Polly empfängt. Sie schreibt, dass ihr Schuppen neu verputzt werden muss und bietet den beiden an, als Übergangslösung darin wohnen zu dürfen – unter der Bedingung, dass sie die Renovierung übernehmen. Ray und Moth sind einverstanden. Bei Polly angekommen, beginnt Ray, nach einem zusätzlichen Job zu suchen – jedoch ohne Erfolg. Die Jahreszeiten ziehen vorüber, Winter wird Frühling, bis Polly wieder Neuigkeiten hat: Ein Schafscherer sucht für £1.500 Unterstützung, das wäre doch eine Gelegenheit für Ray. Nach einer produktiven Saison meint Moth zur ihr, dass er gerne nachhaltige Landwirtschaft an der Universität von Plymouth studieren würde. Doch zuvor wollen beide noch ihre Wanderung nach Land's End beenden. Also brechen sie erneut auf und erklimmen als Nächstes eine Bergfestung aus dem 10. Jahrhundert namens Rame Head. Oben angekommen, hält Moth inne und sagt zu Ray, dass er – abgesehen von seiner Krankheit – nichts ändern wollen würde, da er spürt, wie sie wahre Freiheit und sich als Paar wiedergefunden hätten. Mit diesen Worten humpelt er aus dem Fort. Sie sieht ihm gerührt nach und flüstert unter Tränen hinterher: „Du bist mein Zuhause.“ Später wieder am Strand, zelten die beiden am Lagerfeuer. Eine Frau nähert sich und beginnt, mit ihnen zu plaudern. Sie erzählen ihr, wie sie die Vögel beobachtet hätten. Die Frau lächelt und sagt, dass sie das gleich erkannt hätte – an ihrem Blick. „Die Menschen hier kämpfen gegen die Elemente, gegen das Wetter, aber wenn es dich erstmal berührt hat, wenn du es zulässt, wirst du nie wieder derselbe sein.“ Ihr Weg hat sie tatsächlich verändert, und das zutiefst. Nun sind sie gesalzen.

Foto:
©Verleih

Info:
Regie.        Marianne Elliott
Dehbuch   Rebecca Lenkiewicz

Besetzung
Raynor Winn.     Gillian Anderson.      
Moth Winn.        Jason Isaacs
Rowan Winn.      Rebecca Ineson
Tom Winn.          Tucker St Ivany
Doctor Shaw.     Angus Wright
Polly.                  Hermione Norris
Sealy.                 Gwen Currant












Foto:
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