FFJenkins TV1Tagestipp für Sonntag, 27. Juli 2025 bei ARTE

Margarete Frühling

München (Weltexpresso) - Florence Foster Jenkins (Meryl Streep) ist 1944 eine allseits geschätzte Mäzenin der besseren New Yorker Gesellschaft. Sie ist die Gründerin des exklusiven Verdi Clubs, in der ihr englischer Ehemann und Manager St. Clair Bayfield (Hugh Grant) tableaux vivants präsentiert. Natürlich spielt Florence dabei eine zentrale Rolle, obwohl sie schon über 70 Jahre alt ist.


Daneben ist sie auch eine große Freundin der klassischen Musik und unterstützt z.B. Musiker wie Arturo Toscanini (John Kavanagh) großzügig. Als sie ein Konzert der berühmten Opernsängerin Lily Pons (Aida Garifullina) in der Carnegie Hall hört, beschließt sie, Gesangsunterricht zu nehmen.

Auch wenn Bayfield und Florence nicht zusammen leben und St. Clair mit Kathleen Weatherley (Rebecca Ferguson) eine deutlich jüngere Geliebte hat, wird sie wie immer von ihrem loyalen Partner unterstützt und auch versorgt. Dazu kommt, dass Florence durch ihren ersten Mann seit mehr als 50 Jahren an Syphilis erkrankt ist und deshalb Perücken tragen muss.

Bayfield engagiert kurzzeitig den Gesangslehrer Carlo Edwards (David Haig) und den Klavierspieler Cosmé McMoon (Simon Helberg). Obwohl Florence in ihrer Jugend als Wunderkind am Klavier galt, kann sie kaum einen Ton halten und hat auch mit dem Rhythmus der Lieder Probleme. Leider hält sie sich für eine begnadete Sängerin und merkt nicht, wie falsch sie singt, auch weil ihr Mann sie abschirmt und niemand aus ihrem Bekanntenkreis ihr die Wahrheit sagt.

FFJenkins TV2Als sie sich entschließt vor Publikum zu singen, sorgt St. Clair dafür, dass sie nur vor sorgfältig ausgewähltem Freunden und Bekannten auftritt, die sie alle in den Himmel loben. Zusätzlich wird darauf geachtet, dass die geladene Presse bestochen ist und so keine negativen Kritiken ihrer Konzerte in den lokalen Zeitungen erscheinen.

Doch dann hat Florence die Idee, nicht nur in kleinen Salons zu singen, sondern sie will zusammen mit Cosmé McMoon am Klavier in der Carnegie Hall auftreten. Das Konzert ist schon nach kurzer Zeit ausverkauft, außerdem will sie 1000 Karten an Soldaten verschenken.…


Das Biopic ″Florence Foster Jenkins″ erzählt die Geschichte der gleichnamigen amerikanischen Mäzenin, die in der Mitte des 20. Jahrhunderts als ″Diva der falschen Töne″ einige Bekanntheit erlangte.

Florence Foster Jenkins, die von 1868 bis 1944 gelebt hat, wird heute häufig als die schlechteste Opernsängerin der Welt bezeichnet. Es gibt von ihr noch Aufnahmen, deshalb kann der Zuhörer sich einen Eindruck von ihrer Gesangskunst machen. Da sie in ihrer Jugend ordentlich Klavier gespielt hat, vermutet man, dass durch die damaligen Behandlungsmethoden ihrer Syphilis mit Quecksilber und Arsen ihr Gehör und auch ihr zentrales Nervensystem dauerhaft geschädigt wurden.

Die Thematik schien in der Mitte der 2010er Jahre gerade sehr angesagt gewesen zu sein. 2016 ist der französische Film "Madame Marguerite oder die Kunst der schiefen Töne" erschienen, der das gleiche Thema behandelt und der ganz sicher auf Florence Foster Jenkins Leben und Karriere basiert. Weiterhin kam 2016 darüber hinaus der deutsche Film "Die Florence Foster Jenkins Story" - eine Mischung aus Drama und Dokumentarfilm - als DVD im Handel.

FFJenkins TV3Regisseur von "Florence Foster Jenkins" ist Stephen Frears nach dem Drehbuch von Nicholas Martin. Kameramann war der Oscar-nominierte Danny Cohen, für den Score war der französisch-griechische Komponist Alexandre Desplat zuständig, der für ″Grand Budapest Hotel″ (2014) und ″The Shape of Water″ (2017) jeweils mit einem Oscar für die Beste Filmmusik ausgezeichnet wurde.

Stephen Frears konnte mit Meryl Streep und Hugh Grant zwei bekannte Schauspieler für die Hauptrollen gewinnen, die den Film hervorragend tragen können. Meryl Streep hat schon in vielen Filmen ihre Musikalität unter Beweis gestellt. Sie schafft es hier brillant, absichtlich so falsch zu singen, dass man doch immer noch die Lieder wieder erkennen kann (in einer der letzten Szenen durfte Streep dann doch noch ihr ganzes musikalisches Können zeigen). Auch Hugh Grant kann als allzeit loyaler Partner zeigen, dass er ein sehr guter Schauspieler ist. Seine reservierte Steifheit passt wunderbar zu seiner Rolle als unehelicher englischer Adelsspross und gescheiterter Schauspieler.

Der Film und die beiden Hauptdarsteller konnten das Kinopublikum begeistern. Meryl Streep wurde 2016 mit dem Critics Choice Award als beste Schauspielerin in einer Komödie ausgezeichnet. Hugh Grant erhielt unter anderem 2016 einen Hollywood Film Award als bester Nebendarsteller. Beide wurden im Folgejahr bei den Golden Globes und den BAFTAs nominiert, Streep zudem für einen Oscar als Beste Hauptdarstellerin.

Auch der dritte Hauptakteur Simon Helberg als Pianist Cosmé McMoon (1901 – 1980) kann überzeugen. Seine Rolle macht als Einziger einen Reifungsprozess durch. Da Simon Helberg wirklich Klavier spielen kann, war es möglich, alle Musikstücke direkt auf dem Set aufzunehmen. Sie mussten nicht vorher im Studio eingespielt werden, was natürlich die Authentizität gesteigert hat. Dazu kommt, dass man allen Schauspielern - auch in den Nebenrollen - die Spielfreude anmerkt.

FFJenkins TV4Natürlich ist es schon anstrengend, einer Sängerin zuzuhören, die kaum einen Ton trifft. Dazu kommt sicherlich, dass man als Zuhörer manchmal doch ein Gefühl von Fremdschämen bekommt. Da Meryl Streeps Florence Foster Jenkins aber immer absolut von sich selbst überzeugt auftritt, wird sie nie der Lächerlichkeit preisgegeben. Schon allein deshalb macht der Film großen Spaß.

Insgesamt ist "Florence Foster Jenkins" eine sympathische und toll gespielte Tragikomödie über eine reiche Frau, die trotz mangelndem Talent unbeirrt ihren Traum verfolgt. Der Film wurde zu Recht von der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW) mit dem Prädikat "besonders wertvoll" ausgezeichnet. Er ist nicht nur außerordentlich humorvoll und amüsant, er ist auch voller Wärme und Herzlichkeit und deshalb auch heute noch unbedingt sehenswert

People may say I can't sing, but no one can ever say I didn't sing.
- Florence Foster Jenkins -
(Text auf ihrem Grabstein)


Foto 1
: Florence Foster Jenkins (Meryl Streep) ist als reiche Erbin und Mäzenin in der New Yorker Gesellschaft bekannt. Mit ihrem Operngesang will sie ihre Liebe zur Musik ausdrücken, doch ihre Stimme bleibt trotz Gesangsstunden schrill © 2016 Pathé Productions Limited
Foto 2: Florence (Meryl Streep) hat neue Pläne: Sie will vor großem Publikum in der Carnegie Hall auftreten. Ihr Ehemann St. Clair (Hugh Grant) versucht anfangs noch, sie vor einer Blamage wegen ihres schrillen Gesangs zu bewahren © 2016 Pathé Productions Limited
Foto 3: Täglich übt Florence (Meryl Streep, Mi.) mit ihrem Gesangslehrer Carlo Edwards (David Haig). Links: Ihr Ehemann St. Clair (Hugh Grant) © 2016 Pathé Productions Limited
Foto 4: Florence (Meryl Streep, Mi.) übt mit ihrem Pianisten Cosmé McMoon (Simon Helberg). © 2016 Pathé Productions Limited

Info:
Florence Foster Jenkins (Großbritannien, Frankreich 2016)
Originaltitel: Florence Foster Jenkins
Genre: Tragikomödie, Biografie
Filmlänge: ca. 104 Minuten
Regie: Stephen Frears
Drehbuch: Nicholas Martin
Darsteller: Meryl Streep, Hugh Grant, Simon Helberg, Rebecca Ferguson, Nina Arianda, Stanley Townsend, John Kavanagh, David Haig, Christian McKay, Bríd Brennan, Allan Corduner, John Sessions, Aida Garifullina, Mark Arnold, Nat Luurtsema, Stefan Bednarczyk u.a.
FSK: ab 0 Jahren
″Florence Foster Jenkins″ wird am So. 27.07.2025 um 20:15 Uhr bei ARTE gezeigt und dort am Mo. 28.07.2025 um 14:00 Uhr wiederholt.