
Redaktion
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Indem er Träume und das Unbewusste als eigene, verbindliche Kategorien sah, revolutionierte der Surrealismus im 20. Jahrhundert das künstlerische Denken und Schaffen. Im Paris der 1920er-Jahre stand eine kreative Generation unter dem Eindruck des Ersten Weltkriegs vor den Trümmern der alten Weltordnung. 1924 veröffentlichte André Breton mit dem „Manifeste du surréalisme“ das „Handbuch“ der neuen Weltsicht. Im Bereich der Literatur entstand die der reinen Assoziation folgende und Logik verneinende „Écriture automatique“. Mit Dalís enigmatischen Fantasien und Max Ernsts gewaltigen Bildorgien wandelte sich der Surrealismus nach 1925 in seiner zweiten Phase von einer literarischen zu einer gestalterischen Bewegung.
Diese intellektuellen Debatten zogen auch viele Frauen an, unter anderem Leonora Carrington und die Spanierin Remedios Varo (1908-1963) mit ihren ironisch-heiteren Synthesen aus Natur, Mythos und Symbolen der Psychoanalyse. Die allgemeine Rolle der Surrealistinnen schwankte zwischen Muse, Modell und verklärter „femme enfant“, andererseits wurden ihre Werke auf Augenhöhe in den wichtigen Ausstellungen gezeigt. Generell schien sie der Surrealismus zu beflügeln, alte (männliche) Dogmen zu hinterfragen und sich selbst neu zu inszenieren.
Mit dem Aufkommen des Faschismus und dem Beginn des Zweiten Weltkriegs endete die Blütezeit des Surrealismus in Frankreich. Anfang der Vierzigerjahre emigrierten die meisten Surrealisten in die USA oder nach Mexiko, das zum Sehnsuchtsort wurde: „Versuchen wir nicht, Mexiko mit der Vernunft zu erfassen. Mexiko ist das surrealistischste Land der Welt” (André Breton).
Die Künstlerin Leonora Carrington
„Es gibt Dinge, die nicht gesagt werden können. Deshalb haben wir die Kunst.“
Leonora Carrington, geboren 1917 in Clayton Green/Nordengland, gestorben 2011 in Mexico City, studierte nach Schulbesuchen in Florenz und Paris Malerei auf der Londoner Privatakademie Amedée Ozenfant. 1937 lernte sie den 26 Jahre älteren Max Ernst kennen und folgte ihm nach Paris, wo sie mit ihren Bildern rasch zum Kreis der Surrealisten gehörte und auch erste Texte veröffentlichte. 1938 zieht sie mit Ernst nach Saint-Martin-d’Ardèche. 1939 wird er als „feindlicher Ausländer“ interniert. Leonora Carrington geht nach Spanien. Dort erleidet sie einen Nervenzusammenbruch, wird in Santander in eine Psychiatrische Anstalt eingeliefert und nach einigen Monaten entlassen. 1941 heiratet Leonora in Lissabon den mexikanischen Diplomaten Renato Leduc und fährt mit ihm nach New York. 1943 zieht sie nach Mexico City und lässt sich von Leduc scheiden. 1944 begegnet sie Edward James, der der wichtigste Sammler ihrer Werke wird, und 1946 heiratet sie Chiki Weisz. Ihr Sohn Gabriel wird geboren, ein Jahr später ihr Sohn Pablo. 1968 verlässt sie mit ihren Söhnen Mexiko aus Protest gegen die Studentenunruhen, 1969 kehrt sie wieder zurück. 1985 zog sie wieder nach New York, bevor sie 1990 nach Mexico City zurückkehrte, wo sie bis zu ihrem Tod lebte. Neben ihren weit über 1000 Gemälden, Aquarellen und Gouachen sowie den Theaterstücken umfasst ihr Werk Gedichte, Essays, Erzählungen (u.a. den Band Die ovale Dame, 1939) und den Roman Das Hörrohr (1974 erschienen).
Ein Leben lang suchte sie in Text und Bild eine Sprache, die nur aus sich heraus verständlich war. Sie wandte sich Märchenfiguren zu, fand Zugang zu einer imaginären Welt und fantastischen Landschaften. An den Tieren faszinierte sie eine Wildheit, die sich dem Menschen nicht fügt. Letztes Ziel ihrer Kunst war die Begegnung mit einem anderen Teil ihres Selbst. Mit den Jahren erweiterte sie ihr Repertoire und ihre Techniken: Zu den Gemälden, Romanen und Erzählungen traten Skulpturen, Stickereien und Puppen.
In Mexiko gelangte sie zur vollen Kraft ihrer künstlerischen Stimme, indem sie den europäischen Surrealismus mit mesoamerikanischen Kulturen verschmolz und dabei eine lang verschollene weibliche Spiritualität für sich entdeckte und neu definierte. In den letzten Jahren wird die Bedeutung ihres Werks zunehmend anerkannt. 2022 war die Biennale von Venedig ihrem Werk gewidmet („Milk of Dreams“). Seit Mai 2024 ist sie die höchstverkaufte Malerin im Vereinigten Königreich und übertrifft sogar Salvador Dalí und Max Ernst. Quellen: Wikipedia, Rowohlt Verlag, www.landestheater.org
Foto:
©Verleih
Info:
Besetzung & Stab
Leonora Carrington OLIVIA VINALL
Max Ernst ALEXANDER SCHEER
Chiki Weisz ISTVÁN TÉGLÁS
Edward James RYAN GAGE
Remedios Varo CASSANDRA CIANGHEROTTI
Dr. Morales / Leonoras Galerist LUIS GERARDO MÉNDEZ
Junge Leonora WREN STEMBRIDGE
Regie, Drehbuch THOR KLEIN
Regie, Drehbuch, Produktion LENA VURMA
Abdruck aus dem Presseheft