wilm1Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 31. Juli 2025, Teil 5

Redaktion

Berlin (Weltexpresso) - Alpaka Das A., auch Pako genannt, ist eine aus den südamerikanischen Anden stammende Kamelart – nicht zu verwechseln mit dem Lama, das zwar ähnlich aussieht, aber viel größer und
schwerer ist. Wo Lamas vorwiegend als Lasttiere zum Einsatz kommen, werden A. ihrer feinen Wolle wegen gezüchtet – wobei hier zwischen dem Huacaya-A. (fein, gleichmäßig gekräuselt) und dem Suri-A. (gelockte, gerade Strähnen) unterschieden werden muss. Das ist natürlich aber egal, wenn sie aus ihrem Gehege ausbüxen und arglos durch die → Lausitz streunen. In
Deutschland ist das Halten von A.s als „landwirtschaftliches Nutztier“ nämlich erlaubt, wenngleich A.-Halter hierfür ein Mindestmaß an Sachkenntnis und räumlichen Gegebenheiten vorweisen müssen. Also: die so wohlige wie wollige → Wohngemeinschaft ist vielleicht nur eine → Zertifikat-Länge weit entfernt.


Apfeltrockner
Der A., in pomologischen Expertenkreisen auch Dörrautomat genannt, trägt seine Funktion ganz direkt im Titel: Nachdem die Äpfel gewaschen, entkernt und auf die gewünschte Größe zurechtgeschnitzt wurden, können sie für eine gepflegte Trockenperiode in den elektronischen A. wandern, wobei bei technisch hochkarätigen Geräten eine Umluftfunktion für gleichmäßiges Dörren auf allen Ebenen sorgt. Das so ausgetrocknete wie knusprige Ergebnis: Apfelchips zum Naschen. Das Gerät lässt dabei längst nicht nur die Herzen von dörrbegeisterten Kernobstliebhabern höher schlagen, sondern findet sich zum Beispiel auch in den Küchen urnormaler Wiener Wohngemeinschaften – wo es hin und wieder mit ein paar fachkundigen Handgriffen repariert werden muss. Kleiner Tipp: geht auch ohne → Zertifikat zum A.-Reparateur.


Arbeiterstrich
Der Arbeiterstrich setzt sich zusammen aus den Wörtern Arbeit und Strich. Der A. ist die unschöne Beglei-
terscheinung kapitalistischer Direktvermarktung der eigenen Arbeitskraft an den Meistbietenden. Auf dem Arbeiterstrich bieten täglich → Brigaden ehemaliger → Maschinisten und anderer obsolet gewordener Berufsfelder ihr Können an jene feil, die auf der Suche nach preiswerten handwerklichen Dienstleis-
tungen sind. Ein → Zertifikat über die erledigte Arbeit erhalten die Auftraggeber nach getaner Arbeit erwartungsgemäß nicht, dafür „sparen“ sie Steuern für nicht selten qualitativ hochwertige Handwerksarbeit, die noch dazu nicht mit wochenlanger Terminabsprache verbunden ist, wie so manche → Gaszählerablesung.


Baumarkt
Als B. bezeichnet man ein großflächiges Einzelhandelsgeschäft, das sich auf Materialien für (semi-)professionelle
(Hobby-)Handwerker, gründäumige Gartendekorateure oder muntere → Maschinisten spezialisiert hat, wobei 1000 Quadratmeter Verkaufsfläche und bestimmte Warenklassifikation notwendig sind, damit der B. auch wirklich als B. bezeichnet werden kann. Nach dem amerikanischen Modell des sogenannten „hardware stores“ lösten B. in den 1970er Jahren in Deutschland zunehmend kleinere, auf einzelne Waren spezialisierte Geschäfte
ab – vom → Spannungsprüfer bis zu → Turbinen-Ersatzteilen umfasst das Sortiment alles, was der behände Baumarktbesucher beim Zusammenschustern des Eigenheims benötigen könnte. Und mit etwas Glück gibt’s auch noch satte Rabattprozente – auf alles außer Tiernahrung, versteht sich.


Brigade
Die B., auch Arbeitsbrigade, war in den Planwirtschaften der sozialistischen Staaten die Bezeichnung für die
kleinste Arbeitsgruppe in den Betrieben und Verwaltungen, die eine Aufgabe im Produktionsprozess ausführte. Der Begriff kommt ursprünglich aus dem Russischen (brigada / бригада) und bezeichnet einen „militärischen Großverband der Landstreitkräfte“. In der DDR gab es B. in fast allen staatlichen Betrieben, etwa in Produktionsgenossenschaften des Handwerks (PGH) oder in Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) – oder im Kraftwerk Sonne in der Lausitz. Auch das stand unter der Leitung eines Brigadiers. Passend zum Namen gab es Prämien: tragbare Medaillen in Strahlenform oder kleine Pins zum Anstecken.


Gaszählerablesung
„Halten Sie sich bitte die nächste Woche frei. Unser Ableser kommt irgendwann werktags zwischen 9 und 16 Uhr zu Ihnen in die → Wohngemeinschaft“: Wer kennt sie nicht, die unterschwellig aggressiven Drohbriefe der Hausverwaltung, wenn wieder einmal die alljährliche Gaszählerablesung ansteht? Jetzt heißt es Urlaub nehmen, Zähler freiräumen, Haustiere wegsperren und die peinlichsten Privatutensilien möglichst gut verstecken. Dann beginnt das hoffnungsvolle Bangen, dass der berufsgenervte Ableser auch ja das korrekte Werkzeug im
Gepäck hat, wenn er polternd durch den Hausflur marodiert, wahlweise schimpfend über die unpraktische Bauweise oder den miserablen Zustand des deutschen Handwerks. Ansonsten muss er nämlich „nur mal ganz kurz“ zum → Baumarkt, um noch eben den richtigen → Spannungsprüfer zu besorgen. Wozu es einen solchen bei der G. braucht, ist zwar nicht ganz klar, dafür aber „Vorschrift“. Da hilft nur Abwarten – oder die Nerven mit
einem leckeren Glas → Gewürzgurken beruhigen, die eine zertifizierte Gaszählerableserin wie Wilma für den Notfall bestimmt in ihrer Werkzeugtasche hat.


Gewürzgurke
Die G. oder Essiggurke verdient sich ihren Namen durch den kochenden, gewürzten Essig-Kräuter-Sud, in
dem sie ihr eingelegtes Dasein verbringt. Zu den weiteren Zutaten des Gurkenwasser genannten Suds können unter anderem Dill, Zwiebeln oder gelbe Senfkörner gehören. Unterschieden werden G. vorrangig durch Größe und Gewürzmischung – die kleinste in der Gurkentruppe etwa sind die Cornichons, ein echtes Gürkchen. Die sogenannte Spreewaldgurke allerdings hat ihren Namen daher, dass ihre Erzeugung und Verarbeitung im
Wirtschaftsraum Spreewald erfolgt ist. Das feuchte Klima im Spreewald fördert das Wachstum, der Gärungsprozess und die Verarbeitungsformen garantieren den glorreich gurkigen Geschmack. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 war die Spreewaldgurke eines der wenigen DDR-Produkte, die ohne
Unterbrechung weiter erhältlich waren. Und schon der deutsche Schriftsteller Theodor Fontane outete sich in den 1870er Jahren als erklärter Gürkchen-Gourmet, als er die Spreewaldgurke an der Spitze ihrer regionalen landwirtschaftlicher Produktion verortete.


Lausitz
Die L., vom sorbischen łuža, das in etwa so viel wie „sumpfige, feuchte Wiesen“ bedeutet, ist eine Region in
Deutschland und Polen. Das relativ flache und von moorigen Ebenen geprägte Gebiet besteht aus den historischen Regionen der Niederlausitz (Norden) und der Oberlausitz (Süden) und könnte sowohl landschaftlich als auch kulturell nicht weiter von der österreichischen Hauptstadt entfernt liegen. Da verwundert es kaum, dass sich der durchschnittliche Wanderarbeiter auf dem Wiener → Arbeiterstrich von der handwerklich begabten
→ Ex-Maschinistin aus der L. erst einmal erklären lassen muss, wo ihre Heimat überhaupt liegt. Dabei hat die durchschnittliche Lausitzerin so einiges vorzuweisen, was ein Wiener Bohème wohl kaum von sich behaupten kann. So dürfte sich selbst in der Donaumetropole kein zweiter Inhaber von Zertifikaten als Turbinenreiniger, Gaszählerableser, Apfeltrockner und Walzer-Tanz-lehrer(in) finden – dafür bedarf es einer bodenständigen Resili-
enz, wie man sie wohl nur in der L. findet.


Leseratte
Als Leseratte bezeichnet man leidenschaftliche Literaturfreunde, die – ähnlich wie echte Ratten – einen schier
endlosen Appetit für das geschriebene Wort aufweisen. Egal, ob seichtes Käseblättchen oder anspruchsvoller 600-Seiten-Schinken: Die L. frisst sich durch Druckerzeugnisse wie ein wissbegieriger Nimmersatt stets auf der Suche nach Abenteuer, Nervenkitzel und der nächsten profunden Erkenntnis wie sie nur Bücher liefern können. Heißt natürlich: Sofern die Zeit dafür da ist. Wer mit Mitte 40 bei 0 anfängt, findet schließlich nicht immer die Ruhe für eine Wanderung durch lyrische Landschaften. Aber „Lesen stärkt die Seele“, wie schon Voltaire wusste und das Wort „Ratte“ ist in keinem Fall negativ auszulegen. Auch wenn den kleinen Nagern nämlich bisweilen ein schlechter Ruf anhaftet, sind sie sehr neugierig, hoch intelligent und sozial veranlagt – Eigenschaften, die auch auf die meisten L. zutreffen.


Pomologie
Gibt ja nicht nur Granny Smith! Wer das fruchtig-süße Leben genießt und sich in der P., auch Obstbaukunde
genannt, ein wenig auskennt, kann Wilma da nur beipflichten. Die Lehre von Arten und Sorten von Obst, die sich mit der Bestimmung, Beschreibung und systematischen Einteilung von Obst befasst, lässt anständige Apfelsorten nicht in Vergessenheit geraten wie es die Obstregale moderner Supermarktketten gerne tun. Roter Cousin, Goldparmäne, Purpurroter Cousin, Ananasrenette – die P. ist unabdingbar für die Erhaltung und För-
derung einer vielfältigen Obstkultur und eine mittels → Zertifikat nachweisbare Wissenschaft zur detaillierten Erfassung von Merkmalen der Früchte und Bäume, von Farbe, über Größe, bis hin zu Form und Geschmack. Wer nicht nur in der P., sondern auch in der Etymologie leidenschaftlich unterwegs ist, weiß: Das Wort „Pomologie“ leitet sich vom lateinischen Wort „pomum“ für Baumfrucht ab.


Spannungsprüfer
Ein funktionierender Spannungsprüfer gehört in den Werkzeugkasten eines jeden professionellen → Maschinisten, ist er doch das einzige, was zwischen dem Handwerker und einer lethalen Dosis Volt steht. Hält man den (hoffentlich gut isolierten) Spannungsprüfer an die Kontakte einer Stromleitung, verrät ein leichtes Knistern und eine drohend leuchtendes Lämpchen, ob noch Spannung anliegt. Da ist es nicht verwunderlich, dass sich manch hoffnungsvoll verliebte → Lausitzerin einen S. für das Liebesleben wünscht. Leider ist es mit dem Herzen nicht so leicht wie mit der Elektrizität. Wie schön wäre es, mit einem kurzen Spannungstest die romantischen Gefühle seines Gegenübers messen zu können, um sicher zu gehen, dass das
Knistern nicht nur aus der Steckdose kommt.


Wiener Walzer
1,2,3...1,2,3... Neben Mozartkugeln und Schnitzel ist der Wiener Walzer das wohl wichtigste kulturelle Exportgut aus Österreich. Getanzt wird der älteste aller bürgerlichen Gesellschaftstänze seit den 1770ern in nahezu unveränderter Form. Zu Beginn war er wegen seiner Unzüchtigkeit in „besseren Kreisen“ verpönt, kam es durch die schnellen Drehungen und innige Tanzhaltung doch häufig zu unschicklichen Berührungen zwischen den Tanzpartnern. Erst die → Trendsetter der österreichischen Konzertmusik wie Johann Strauss und Josef Lanner
machten den W. Anfang des 19. Jahrhunderts zum hoftauglichen Vergnügen. Heute tanzt man den W. fast überall auf der Welt – bei Tanzkursen in der Donaumetropole bis zum → Ehemaligentreffen in der → Lausitz und vor wenigen Jahren wurde er allen unschicklichen Berührungen zum Trotz von der UNESCO zum
österreichischen Kulturerbe erklärt.


Zertifikat
Zusammengesetzt aus den lateinischen Begriffen certus („sicher“, „bestimmt“) und facere („machen“), beschreibt das Z. in der beruflichen Weiterbildung so viel wie einen qualifizierten Abschluss in Form einer Bescheinigung oder Urkunde. Soll heißen: Am Ende einer Weiterbildung muss ein Leistungsnachweis erbracht werden. In Form einer Prüfung, Klausur oder Projektarbeit zeigt der Teilnehmer, dass er etwas gelernt hat –
und das Z. gibt Auskunft über die entsprechende Qualifikation. Möchte man zum Beispiel eine → Turbine durchpusten, eine → Gaszählerablesung durchführen oder bei der alljährlichen Weltmeisterschaft der → Apfeltrockner den Dörrautomat anschmeißen, ist es manchmal erforderlich, vorher das entsprechende
Zertifikat vorlegen zu können.