
Siegrid Püschel
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Joachim Gottschalk (1904–1941) lebt noch heute in der Erinnerung mancher Menschen als großer Filmschauspieler der 1930er Jahre. Die Historikerin Rosemarie Killius spürt in ihrem neuen Buch "Die tödliche Freiheit des Schauspielers Joachim Gottschalk" seinem Lebensweg nach. Gespräche mit Weggefährten, Briefe und Tagebücher zeichnen ein eindrucksvolles Bild seines Lebens. Aus Frankfurt am Main, der Stadt seiner größten Bühnenerfolge, wurde Gottschalk von den Nazis wegen seiner Solidarität zu seiner jüdischen Ehefrau verjagt.
Als er schließlich in Berlin dem Druck des „Schirmherrn des deutschen Films“, Joseph Goebbels, nicht mehr standhalten konnte, wählte er mit seiner Familie den Freitod.
Das DFF zeigt zwei Filme mit Joachim Gottschalk mit einer Buchvorstellung und Einführung in die Filme von Rosemarie Killius.
Zur Filmreihe
Samstag, 16. August, 18 Uhr
DU UND ICH (DE 1938. R: Wolfgang Liebeneiner)
Buchpräsentation: Rosemarie Killius
DU UND ICH begleitet den sächsischen Strumpfhersteller Johann Uhlig (Joachim Gottschalk) und seine Frau Anna (Brigitte Horney) über mehrere Dekaden, beginnend am Ende des 19. Jahrhunderts. Sie arbeiten hart in ihrem kleinen Familienbetrieb doch verdienen nur das Nötigste, während sich ein Zwischenhändler an ihnen bereichert. Als sich Johann verschuldet, nimmt er ein besseres Angebot von einem anderen Händler an, was seinen bisherigen einflussreichen Händler verärgert. Es beginnt eine verzweifelte Suche mit Höhen und Tiefen nach neuen Geschäftsmöglichkeiten vor dem Hintergrund einer rasant wachsenden industriellen Produktionslandschaft. Das Drehbuch von Eberhard Frowein unterstützt die nationalsozialistische Volksgemeinschaftsideologie.
Dienstag, 26. August, 18 Uhr
EIN LEBEN LANG (DE 1940. R: Gustav Ucicky)
Einführung: Rosemarie Killius
Im Jahr 1910 begegnen sich der Diplomat Hans (Joachim Gottschalk) und die Wirtstochter Agnes (Paula Wessely) und haben eine kurze leidenschaftliche Affäre. Hans geht kurz darauf beruflich nach Peking, heiratet dort eine Amerikanerin und bekommt einen Sohn. Agnes bekommt auch einen Sohn aus der Affäre mit Hans und ist weiterhin in ihn verliebt. Eines Tages begegnen sie sich wieder und haben eine schöne Woche in Ungarn, doch Agnes verschweigt ihr gemeinsames Kind. Nach dem Ersten Weltkrieg kehrt Hans nach schweren Schicksalsschlägen gebrochen nach Deutschland zurück und Agnes kann ihm neuen Lebensmut schenken. Das Melodrama aus der NS-Zeit bestraft den Protagonisten, der sich in die Welt orientiert und seiner Nation den Rücken kehrt und betont, dass sein einziges Seelenheil und die Zukunft in Deutschland liegen. Auch die Thematik der treuen Frau, die geduldig auf die Rückkehr des Mannes wartet, ist ein wiederkehrendes Motiv im NS-Kino.
Filmstill aus MONELLA (IT 1998. R: Tinto Brass)
Terza Visione – 11. Festival des italienischen Genrefilms
Foto:
Filmstill aus DU UND ICH (DE 1938. R: Wolfgang Liebeneiner)
Joachim Gottschalk
©dff.film