
Redaktion
Berlin (Weltexpresso) - Die Vorgeschichte der Fortsetzung von DER SCHUH DES MANITU begann am 11. August 2022 mit einem kleinen Weihnachtswunder: „Christian und Rick saßen bei mir im Büro, weil ich ihnen die Idee eines gemeinsamen Weihnachtsfilms vorstellen wollte“, sagt Michael Bully Herbig über jenen folgenreichen Donnerstag. Christian Tramitz und Rick Kavanian mochten die Idee, plauderten noch ein wenig in geselliger Runde und wollten sich gerade verabschieden. Da sagte Christian Tramitz wie aus dem Nichts: „Eigentlich ist es schade, dass wir nie eine Fortsetzung vom SCHUH DES MANITU gemacht haben.“
Heute, drei Jahre später, relativiert Christian Tramitz den Tiefengehalt seiner damaligen Aussage: „Ich meinte das so, als wenn man sagt: ,Lasst uns eine Pizza bestellen‘ – aber plötzlich sah ich das Leuchten in Bullys Augen.“ Rick Kavanian maß dem Moment noch keine große Bedeutung bei: „Für mich war die Idee einfach zu abstrakt. Die Frage nach einer MANITU-Fortsetzung stellte sich mir nicht mehr. Da war ein Haken hinter. Fertig!“ Doch vor Michael Bully Herbig lag eine lange, unruhige Nacht: „Mir gingen Christians Worte nicht mehr aus dem Kopf. Am nächsten Tag rief ich ihn an und fragte: ,War das Dein Ernst? Sollen wir tatsächlich über eine Fortsetzung nachdenken?‘“
Der Zufall wollte, dass zeitgleich in sämtlichen Medien über das „verbotene I-Wort“ und „kulturelle Aneignung“ diskutiert wurde. Doch das schüchterte Michael Bully Herbig nicht ein. Im Gegenteil: „Die ganze Diskussion und diese fast schon aufgeheizte Stimmung, die ich teilweise polemisch fand, hat mich inspiriert“, zieht der Regisseur, Produzent und Schauspieler Bilanz. „Ich suche immer nach einem guten Grund, einen Film zu machen. Man kann also sagen: Über 20 Jahre fehlte der gute Grund für eine Fortsetzung von DER SCHUH DES MANITU. Den Film aber genau dann zu drehen, wenn einige Leute meinen, dass man ihn nicht mehr drehen darf – das hat mich unheimlich gereizt.“
Die ersten Gedanken rotierten auf Hochtouren, als Michael Bully Herbig am 2. September 2022 in der Talkshow „3nach9“ saß und von Moderator Giovanni di Lorenzo gefragt wurde, ob ein Film wie DER SCHUH DES MANITU noch dem Zeitgeist entspreche. „Ich würde ihn heute so nicht mehr machen“, erklärte der Regisseur. Drei Jahre später sagt er dazu: „Damals wurde eine Welle losgetreten, weil die Leute offenbar das Wort ,so‘ überhört haben. Damit meinte ich, dass es Gags und Pointen gibt, die nach 20 Jahren nicht mehr so gut funktionieren. Wenn ich den SCHUH DES MANITU heute genauso machen würde wie damals, würde das bedeuten, dass ich mich inhaltlich und kreativ nicht weiterentwickelt habe. Ich würde den Film heute anders und vielleicht sogar noch ein bisschen besser machen. Mit Sicherheit würde ich ihn nicht schlechter machen wollen.“
Michael Bully Herbig lud Christian Tramitz und Rick Kavanian noch vor Weihnachten 2022 ein, sich unverbindlich, aber regelmäßig Gedanken über eine Fortsetzung zu machen: „Wir fingen an, ein bisschen rumzuspinnen: Wie müsste der Film heute sein, ohne die Humorfarbe, ohne die Figuren und ohne den Spirit des ersten Teils zu verraten? Wie gehen wir mit Dingen um, die man angeblich nicht mehr sagen darf? Im Grunde wollten wir das Gleiche liefern – nur anders.“
Nichts von diesen Plänen und Gesprächen sollte an die Öffentlichkeit gelangen: „Wir haben uns gegenseitig in die Augen geschaut und hoch und heilig geschworen: Wir sagen niemandem, dass wir uns ernsthaft über eine Fortsetzung unterhalten“, erinnert sich Michael Bully Herbig. „Wir gehen erst damit raus, wenn wir uns sicher sind, dass wir diesen Film machen werden. Das sollte dann noch mehrere Monate dauern.“
Rick Kavanian erinnert sich an die gemeinsamen Sitzungen: „Wir haben uns den ersten Teil öfter angeschaut und überlegt, worauf wir aufbauen können, welche Geschichten wir weitererzählen und was wir lieber weglassen sollten.“ Christian Tramitz ergänzt: „Wir wollten zeigen, wie sich die Blutsbrüder in den letzten 20 Jahren entwickelt haben und wie sie zueinanderstehen. Auf keinen Fall sollte die Komik daher rühren, dass sie alte Männer sind und kaum noch aufs Pferd kommen. Vielmehr wollten wir die bewährten Figuren aus dem ersten Teil zeigen, aber diesmal mit einer gewissen Lebenserfahrung.“
Michael Bully Herbig ahnte, dass vor allem seine Doppelrolle als Apachen-Häuptling Abahachi und dessen schwuler Zwillingsbruder Winnetouch ins Visier möglicher Kritiker geraten könnte: „Ich musste für mich eine Antwort finden, die es mir möglich macht, noch einmal in diese Rollen zu schlüpfen. Denn ich verspüre grundsätzlich eine große Lust, die Leute zu überraschen.“ Wie so oft in seiner Karriere kam dem Filmemacher der entscheidende Geistesblitz, als er unter der Dusche stand: „Sofort habe ich Rick und Christian angerufen und gesagt: ,Ich weiß jetzt, wie wir es machen!‘“
Das Drehbuch
Inzwischen waren mehrere Monate ins Land gezogen, in denen die „woke“ Diskussion eher stärker als schwächer geworden war. Weiterhin gab es weder Kinoverleih noch Studio noch Produktionspartner für eine mögliche Fortsetzung. Es blieb bei den „geheimen“ Treffen der drei Autoren. „Im Sommer 2023 fingen wir an, aus den losen Ideen ein Treatment und eine Handlung zu entwickeln“, sagt Michael Bully Herbig. Deshalb zog sich das Trio für knapp zwei Wochen in dasselbe Wellness-Hotel in Tirol zurück, in dem auch schon die Drehbücher früherer Erfolgsfilme wie DER SCHUH DES MANITU und (T)RAUMSCHIFF SURPRISE - PERIODE 1 entstanden waren.
„Wir brauchen den persönlichen Austausch“, sagt Christian Tramitz. „Wir spinnen rum und Bully schreibt alles auf. Ich bin viel zu langsam am Computer. Ich schreibe noch alles mit der Hand.“ Michael Bully Herbig nennt einen pragmatischen Grund für diese Arbeitsteilung: „Beim Schreiben kann ich direkt die ersten Regieanweisungen einbauen.“ Er nennt die Drehbuchphase einen demokratischen Prozess: „Wir wissen seit der ,Bullyparade‘, dass wir drei unterschiedliche Humorfarben lieben, sich daraus aber immer eine interessante Schnittmenge ergibt. Wenn zwei von uns einen Gag gut finden, versuchen wir, den Dritten in der Runde zu überzeugen.“
Christian Tramitz attestiert sich selbst den „mit Abstand schwärzesten Humor“, während er um Michael Bully Herbigs Liebe zu Zucker-Abrahams-Zucker-Komödien weiß und Rick Kavanian als Stand-up-Fan sieht. „Wir müssen immer einen Mittelweg finden“, sagt Christian Tramitz, „sonst schafft es der Gag nicht ins Drehbuch.“ Auch Rick Kavanian lobt die „tolle Chemie“, die seit nunmehr 30 Jahren das Erfolgsrezept des Trios ausmacht: „Wir sind sehr unterschiedlich, aber über die vielen Jahre ist ein Vertrauensverhältnis mit sehr kreativem Output entstanden.“
Schon früh war klar, dass die Fortsetzung nicht DER SCHUH DES MANITU 2 heißen würde. „Ich finde Nummern in Fortsetzungen per se langweilig“, erklärt Michael Bully Herbig. INDIANA JONES, JAMES BOND und weitere Filmreihen, die ich sehr schätze, haben auch nicht mit Zahlen gearbeitet.“ Ein neuer Titel bot die Möglichkeit, ein neues Abenteuer der bekannten Westernhelden zu erzählen, so wie „Der Schatz im Silbersee“, „Der Ölprinz“ oder „Unter Geiern“ auch stets neue Abenteuer der Karl-May-Protagonisten einleiteten. „Allerdings dachte ich mir: Wenn sich der erste Titel schon gereimt hat, dann muss der zweite Titel sich auch reimen“, sagt Michael Bully Herbig. So entstand DAS KANU DES MANITU. „Der Titel war vor der Geschichte da“, erklärt der Regisseur. „Ich mochte das Wort Kanu – und es hat unsere Fantasie beflügelt: Was könnte das Kanu sein? Warum wollen es alle haben?“
Die drei Autoren wussten um die hohe Erwartungshaltung ihrer Fangemeinde: „Wir haben uns gegenseitig ermutigt, beim Schreiben nicht zu vorsichtig zu sein“, betont Michael Bully Herbig. „Ich kann mich nicht daran erinnern, dass wir aus Angst vor irgendeinem Shitstorm eine Pointe, die wir alle drei genial fanden, gestrichen haben.“ Zugleich verfolgte das Trio nie das Ziel, mit Wucht und Ansage provozieren zu wollen. „Weder bei Christian noch bei Rick oder mir war auch nur eine Sekunde die Haltung zu spüren: Jetzt hauen wir der woken Blase eins über! Null. Gar nicht. Wir sind Unterhalter. Wir wollen miteinander lachen und nicht übereinander. Es war unser Ehrgeiz, auch die Zweifler zu überzeugen. Dafür haben wir unser Bestes gegeben.“
Die Partner
Erst als das Drehbuch fertig war, suchte Michael Bully Herbig mit seiner Produktionsfirma herbXfilm nach Produktionspartnern. Die erste Anlaufstelle war die Constantin Film, die auch schon DER SCHUH DES MANITU, (T)RAUMSCHIFF SURPRISE – PERIODE 1 und LISSI UND DER WILDE KAISER in die Kinos gebracht hatte. „Bei der Constantin haben wir mit unserem Vorhaben offene Türen eingerannt“, sagt Michael Bully Herbig, „ich habe nur in glückliche Gesichter geschaut.“ Oliver Berben, seit März 2024 Vorstandsvorsitzender der Constantin Film, wertet DAS KANU DES MANITU als „ein wertvolles Geschenk an alle Liebhaber des Kinos und an jene, die es noch werden wollen“.
Auch die RTL-Gruppe war schnell überzeugt, das Filmprojekt zu unterstützen, ebenso der FilmFernsehFonds (FFF) Bayern, die Filmförderungsanstalt (FFA) und der Deutsche Filmförderfonds (DFFF). Am 18. Januar 2024 wurde das große Geheimnis gelüftet, als die Pressestelle der Constantin Film an alle Redaktionen eine überraschende Mail mit folgender Betreff-Zeile schickte: „Spektakuläre Fortsetzung: Bully und Constantin Film bringen DAS KANU DES MANITU ins Kino!“ Parallel stand Michael Bully Herbig im regen Austausch mit der Casting-Agentin Daniela Tolkien, suchte mit Unterstützung aller Filmdepartments die idealen Drehorte in Spanien aus und ergänzte mit Rick Kavanian und Christian Tramitz immer wieder das Drehbuch um neue Ideen. „In dieser Phase hatte ich den Film schon fertig in meinem Kopf“, sagt Michael Bully Herbig. „Allerdings musste ich ihn noch drehen.“
An einem Sonntag kurz vor Drehbeginn lud Michael Bully Herbig in München alle Abteilungen in die Astor Film Lounge im ARRI ein. Quasi an heiliger Stätte, wo von 1997 bis 2002 die sechs Staffeln der „Bullyparade“ aufgezeichnet wurden, schaute sich das Team auf der großen Leinwand eine neudigitalisierte Fassung von DER SCHUH DES MANITU an. „Das war einerseits ein Kick-off für die Produktion, andererseits wollte ich alle Abteilungen noch einmal sensibilisieren, dass wir – was den Style angeht – keinen anderen Film machen dürfen“, sagt Michael Bully Herbig. Das heißt: „Wir müssen den Film so drehen, dass man sich im Kino ein Double Feature anschauen kann und das Gefühl hat, im gleichen Kosmos zu sein, in dem die Figuren nur etwas älter geworden sind.“
Eines wurde bei der privaten Kinovorstellung deutlich: „Alle haben sich wahnsinnig auf das Projekt gefreut“, sagt Michael Bully Herbig. Das galt sowohl für diejenigen, die schon vor 25 Jahren vor oder hinter der Kamera an DER SCHUH DES MANITU mitgearbeitet hatten, wie auch für die Neubesetzungen in Cast und Crew. „Allen war bewusst, dass wir einen Film fortsetzen, der deutsche Kinogeschichte geschrieben hat“, sagt der Regisseur. „Das kann natürlich den Druck erhöhen, aber hier hatte ich eher das Gefühl, dass die Freude über die bevorstehende Arbeit viel größer war als die Angst vor einem möglichen Scheitern.“
Foto:
©Verleih
Info:
BESETZUNG
Abahachi Michael Bully Herbig
Ranger Christian Tramitz
Dimitri Rick Kavanian
Winnetouch Michael Bully Herbig
Mary Jasmin Schwiers
Der Boss Jessica Schwarz
Sheriff Kane Friedrich Mücke
Deputy Ratford Rick Kavanian
Little Rock Daniel Zillmann
Serge Tobias van Dieken
Dynamite Pit Bukowski
J.K. Akeem van Flodrop
Bullet Tutty Tran
Wolfgang Merlin Sandmeyer
Mr. Lucas Waldemar Kobus
Chefankläger Jan van Weyde
und Sky du Mont
STAB
Regie Michael Bully Herbig
Drehbuch Michael Bully Herbig
Christian Tramitz
Rick Kavanian
Abdruck aus dem Presseheft