kan15Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 14. Juli 2025, Teil 5

Redaktion

Berlin (Weltexpresso) - „„Uns war sehr früh klar, dass auch Winnetouch wieder dabei sein muss“, sagt Michael Bully Herbig, „weil Abahachis Zwillingsbruder schon im ersten Teil Everybody’s Darling war.“ Mit
großem Interesse verfolgte er die öffentlichen Reaktionen auf die angekündigte Fortsetzung: „In der realen Welt haben das viele Leute gefeiert, in den sozialen Medien gab es teilweise impulsive Reaktionen wie: ,Sowas kann man heute nicht mehr machen‘ oder ,Winnetouch trauen die sich bestimmt nicht mehr‘. Was hat das denn mit Trauen zu tun? Winnetouch ist kein Monster, sondern die liebenswerteste und emanzipierteste Figur im ersten Teil.“
Für die Autoren stand es nie zur Diskussion, sich von Winnetouch zu trennen. „Wir haben uns einfach überlegt, welche Entwicklung er genommen haben könnte, damit die Zuschauer überrascht sind, aber
trotzdem die Figur bekommen, die sie lieben und die sie unbedingt im Film sehen wollen.“
 
Nachdem die Beautyfarm Puder Rosa Ranch in DER SCHUH DES MANITU durch Santa Marias Bande abgefackelt wurde, hat Winnetouch eine neue Geschäftsidee umgesetzt: Die Rosa Rumba Ranch ist eine kombinierte Tanz- und Fechtschule: „Dancing and Fencing“. Szenenbildner Bernd Lepel ließ dafür ein weißes Country-Style-Haus in der Tabernas Wüste errichten. „Eigentlich wollten wir an dieselbe Stelle zurückkehren, an der damals auch die Puder Rosa Ranch stand, doch bei der Vorbesichtigung mussten wir feststellen, dass sich die Umgebung stark verändert hat und nur mit großem logistischem Aufwand zu erreichen ist“, sagt Bernd Lepel. Alternativ fanden die Außenaufnahmen in der Nähe der Westernstadt Fort Bravo /Texas Hollywood statt, aber ebenfalls umgeben von bildstarken Bergen.

„Winnetouch ist ein Mensch mit Geschmack, der hat ein Auge für die Natur und stellt seine Ranch nicht irgendwo hin“, erklärt Michael Bully Herbig. Die Rosa Rumba Ranch existierte in Spanien nur als Fassade. Die Innenaufnahmen erfolgten in den Bavaria Studios. Die Wände wurden im gleichen Barockmuster tapeziert, das im Wilden Westen gern für Saloons verwendet wurde, und rosa eingefärbt. So manches Möbelstück in der Tanzschule konnte günstig im Internet ersteigert werden und wurde nachträglich in Altrosa gepolstert. Ein historisches Grammophon lieferte die Musik, zu der Winnetouch seine Tanzschülerschar unterrichten kann. Winnetouchs Originalkostüm aus DER SCHUH DES MANITU wurde einst in der Erlebniswelt „Bullyversum“ im Bavaria Filmpark ausgestellt. „Es war leider in einem schlechten Zustand und diente uns nur noch als Vorbild für die nachgeschneiderten Kostüme“, sagt Anke Winckler. Bei Michael Bully Herbig verfehlten auch die Nachbildungen nicht ihre Wirkung: „In der Sekunde, in der er das Kostüm übergestreift hatte, waren die ganze Attitüde und Sprache von Winnetouch wieder da“, erzählt die Kostümbildnerin. „Es war faszinierend zu sehen, wie das Kostüm die
Verwandlung perfekt machte.“ Die insgesamt vier Perücken durfte sich Winnetouch mit Abahachi teilen. „Die beiden sind eineiige Zwillinge, der einzige Unterschied ist der Schönheitsfleck, den Winnetouch im Gesicht hat“, sagt Georg Korpás.

Dimitri
DAS KANU DES MANITU beschert dem Publikum auch ein Wiedersehen mit Dimitri Stoupakis, dem griechischen Wirt und Blutsbruder von Abahachi und Ranger. „Erst viele Jahre nach DER SCHUH DES MANITU ist mir bewusst geworden, dass wir damals eine Art Identifikationsfigur für Menschen mit ausländischen Wurzeln geschaffen haben“, sagt Rick Kavanian. „Ich wurde oft darauf angesprochen, wie toll sie es fanden, dass eine Figur, die nicht perfekt Deutsch spricht, trotzdem zu den Helden eines erfolgreichen deutschen Kinofilms gehört. Ich bekomme ,Hautgänse‘, wenn ich daran denke.“ Dimitris Originalkostüm war im Laufe der Jahre im spanischen Fundus abhandengekommen. Also ließ Anke Winckler in ihrer Abteilung drei neue Versionen schneidern: „Eins zu eins hätte das alte Outfit eh nicht mehr zu einem 25 Jahre älteren Mann gepasst. Wir haben es ein wenig anpassen müssen, aber im Geiste gleichgelassen.“ Dimitris Perücke ist dagegen noch die alte von der Jahrtausendwende. „Ich hatte aber nur die eine, weshalb für uns in den USA eine zweite nachgefertigt wurde“, sagt Georg Korpás. Einst günstig aus dem Katalog bestellt, wird diese Art von Perücke seit mehr als zehn Jahren nicht mehr produziert, was die Beschaffung erschwerte. „Der Aufwand, um die Figuren im zweiten Teil genauso aussehen zu lassen wie im ersten Teil, bei dem wir nur limitierte Mittel hatten, war jetzt viel größer als er damals war“,
erklärt Georg Korpás ein Paradoxon der Filmemacherei.

Rick Kavanian musste sich die Rolle des optimistischen Griechen wieder erarbeiten: „Als ich am ersten Drehtag in dieser Montur vor dem Spiegel stand, dachte ich: Den Typen kenne ich, da ist er wieder! Doch Bully meinte: ,Das ist noch nicht der Dimitri.“ Er hat sehr sensible Antennen für sowas, und ich habe tatsächlich etwas Zeit gebraucht, um in den Rhythmus und Habitus dieser Figur zurückzufinden. Bald darauf konnte ich ihn wieder fassen und die Welt war in Ordnung.“

Dimitris Taverne aus dem ersten Film wurde im realen Leben abgerissen. „Das war für Bully sehr enttäuschend“, sagt Szenenbildner Bernd Lepel. Doch die motivreiche Westernstadt bei Almeria bot mehrere Alternativen. So wurde ein Haus im mexikanischen Trakt von Fort Bravo /Texas Hollywood weiß gestrichen, mit blauen Fenstern und Schwingtüren versehen und als zweiter Standort für Dimitris wachsendes Gaststättenimperium hergerichtet. „Das ist seine zweite Filiale, und wenn das so weiter geht, stellt Dimitri dort auch noch einen zweiten Tisch auf“, sagt Rick Kavanian, der Dimitri als „freundlichen und fairen Gastronomen“ beschreibt: „Es gibt Ouzo aufs Haus, neben dem Haus, hinter dem Haus. Wo auch immer man eine Präposition findet, die auf Griechisch nicht konjugierbar ist, gibt es bei ihm Ouzo gratis.
Das Innere der Taverne „Hellas Fellas“ richteten Bernd Lepel und sein Team in einem benachbarten Gebäude ein, inklusive hellenistischer Kunstwerke wie der Venus von Milo (allerdings noch mit beiden Armen), Rembrandt-artigen Gemälden von Dimitri und seinen Vorfahren sowie einer griechischen Kuckucksuhr auf Ouzo-Basis. Nicht alles wird die Handlung des Films unbeschadet überstehen, weil die Taverne zum Schauplatz einer formidablen Slapstick-Nummer im Stile von Loriots Sketch „Das Bild hängt schief“ wird.


Verrückt nach Mary

In DER SCHUH DES MANITU trieb Marie Bäumer als Sängerin Uschi den Blutdruck der Blutsbrüder in die Höhe und ging schließlich eine kurze, aber fruchtbare Beziehung mit Ranger ein. In der Fortsetzung verzichtete Christian Tramitz großzügig auf eine neue Affäre mit einer neuen weiblichen Hauptfigur: „In meinem Alter wirkt das ein bisschen doof. Beim Bully ginge das noch, aber wir haben entschieden, dass es diesmal den Rick trifft.“ Michael Bully Herbig ergänzt: „Dimitri würde sagen, er wird von Pfeil Armor getroffen, den erwischt es komplett. Das ist eine süße Liebesgeschichte.“ Rick Kavanian beschreibt das Ziel von Dimitris Begierde als „sehr hübsch, sehr blond, sehr clever und sehr fleißig.“ Es handelt sich um Mary, gespielt von Jasmin Schwiers. „Die Zeit, in der DAS KANU DES MANITU spielt, war durch und durch testosterongeschwängert, weshalb sich Mary schnell in diesen sanften, kultivierten und toleranten griechischen Mann verliebt“, sagt Jasmin Schwiers. „Ich finde, die beiden passen sehr gut zusammen.“

Michael Bully Herbig bezeichnet Jasmin Schwiers als „ein absolutes Geschenk für diesen Film“. Nachdem er die Schauspielerin im Trailer einer anderen Kinokomödie gesehen hatte, lud er sie zum Casting ein: „Die Chemie zwischen ihr und Rick stimmt perfekt, das Timing ist auf den Punkt.“ Michael Bully Herbig sieht Mary als eine „tatkräftige und patente Person, die in allem das Positive sucht und für jedes Problem eine Lösung findet.“ Dies sollte sich auch in der Kleidung ausdrücken: „Mary trägt ein zweiteiliges Outfit, das wie ein Kleid aussieht“, sagt Kostümbildnerin Anke Winckler. „In ihrer ersten Szene wird sie mit Hütchen und Handschuhen eingeführt. Die frischen, hellen Farben und das niedliche Millefleurs-Muster ihrer Kleidung heben sich deutlich von den patinierten Kostümen der anderen Figuren ab.“ Diesem Prinzip folgte auch Maskenbildner Georg Korpás: „Mary haben wir klassisch angelegt, mein Vorbild war Grace Kelly als Gary Coopers unschuldige und wohlbehütete Verlobte in ZWÖLF UHR  MITTAGS.“

Jasmin Schwiers fühlte sich in diesem Ambiente pudelwohl: „Ich liebe es, in historischen Filmen mitspielen zu dürfen – und den Wilden Westen hatte ich noch nicht. Wenn ich durch die Westernstadt laufe und die Komparsen dazu kommen, geht für mich ein Traum in Erfüllung. Dafür bin ich Schauspielerin geworden.“

Kaum in der Taverne angekommen, erfahren Mary und Dimitri aus der Zeitung, dass Abahachi und Ranger in großer Gefahr sind: Die aufrechten Helden werden angeklagt, eine beachtliche Zahl von Straftaten begangen zu haben. „Droht ihnen jetzt der Galgen?“ titelt eine Tageszeitung. „Wir haben lange diskutiert, ob wir diese Schlagzeile in deutscher oder englischer Sprache drucken sollen“, sagt Szenenbildner Bernd Lepel. Die Antwort wurde durch eine ausgiebige Recherche gefunden: Im ausgehenden 19. Jahrhundert gab es in den USA tatsächlich deutschsprachige Zeitungen. Eine davon war „Der Deutsche Correspondent“, den der ausgewanderte Westfale Friedrich Raine für die deutschsprachige Gemeinde in Baltimore (Maryland) herausgab und der zu Spitzenzeiten in einer Auflage von 15.000 Exemplaren
gedruckt wurde. „Wir haben aus den USA die Erlaubnis bekommen, den Titel und den Originalschriftzug der Zeitung verwenden zu dürfen“, sagt Bernd Lepel. Die Berichte auf der ersten und letzten Seite sowie das Pressefoto von Abahachi und Ranger (übernommen vom DER SCHUH DES MANITU-Filmplakat) steuerten die Requisiteure des Films bei.

Foto:
©Verleih

Info:
BESETZUNG
Abahachi Michael Bully Herbig
Ranger Christian Tramitz
Dimitri Rick Kavanian
Winnetouch Michael Bully Herbig
Mary Jasmin Schwiers
Der Boss Jessica Schwarz
Sheriff Kane Friedrich Mücke
Deputy Ratford Rick Kavanian
Little Rock Daniel Zillmann
Serge Tobias van Dieken
Dynamite Pit Bukowski
J.K. Akeem van Flodrop
Bullet Tutty Tran
Wolfgang Merlin Sandmeyer
Mr. Lucas Waldemar Kobus
Chefankläger Jan van Weyde
und  Sky du Mont

STAB
Regie Michael Bully Herbig
Drehbuch Michael Bully Herbig
Christian Tramitz
Rick Kavanian

Abdruck aus dem Presseheft