Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 11. September 2025, Teil 6
Redaktion
Berlin Weltexpresso) – Geschichten über Immigranten werden in Italien selten erzählt. Und wenn doch, dann fast immer durch das Prisma der Flüchtlingskrise oder aus der Perspektive westlicher Schuldgefühle. Nur selten behalten diese Geschichten die nötige Komplexität bei, um Minderheiten wirklich gerecht darzustellen. Mit La città proibita wollten wir diese Erzählweise auf den Kopf stellen und eine Geschichte über Immigranten für ein italienisches Publikum erzählen – eine Geschichte, die tiefgründig und ehrlich ist, aber auch berührend, spannend und vor allem unterhaltsam.
Heute ist die italienische Gesellschaft überflutet von rechtsextremen Strömungen und fremdenfeindlichen Stimmungen. Politiker instrumentalisieren regelmäßig soziale Themen, dämonisieren Migranten und schüren rassistische Rhetorik, um ein paar zusätzliche Stimmen zu gewinnen. Radikalisierte Italiener fühlen sich – zu Unrecht – bedroht und glauben, ihre Traditionen und Identität seien in Gefahr. Unser Film ist ein Mikrokosmos dieses ersten Bewusstwerdens einer nationalen Identität.
Piazza Vittorio ist ein Stadtviertel an der Frontlinie dieses Konflikts. Unsere Figuren verkörpern die verschiedensten Persönlichkeiten entlang dieses Spektrums. Dies ist ein Bild Italiens, das viele Italiener bewusst ignorieren – Menschen und Gemeinschaften, die übergangen, übersehen oder ausgebeutet werden. Unser Film hält diesen Vorurteilen und tribalistischen Instinkten, die wir oft nicht wahrhaben wollen, ein Vergrößerungsglas entgegen.
All diese Themen und Nebenhandlungen sind jedoch eingebettet in ein knallhartes, filmisches Kung-Fu-Noir. Wie ein trojanisches Pferd tarnen wir diese Ideen mit Humor, Stil und atemberaubenden Kung-Fu-Actionsequenzen. Es war eine Gelegenheit, einen ambitionierten Actionfilm zu erzählen, wie man ihn im italienischen Kino noch nie gesehen hat – und gleichzeitig eine zutiefst menschliche Geschichte, die den Zeitgeist trifft.
Aber vor allem ist La città proibita ein Film mit einer vielfältigen Mischung aus Tonarten, Genres und Referenzen aus der gesamten Filmgeschichte. In seinem komödiantischen Ton sind Spuren von Furio Scarpelli zu finden, in der Krimi-Handlung das italienische Element à la Marco Giallini, Anklänge an Leo Benvenuti und Piero De Bernardi in den tragischen Momenten des Lebens der Figuren, und der chinesische Aspekt ist inspiriert von den großen Hongkong-Filmen und visionären Regisseuren wie Chang Che, Lo Wei und Yuen Woo-Ping. Im Zentrum steht zudem eine Liebesgeschichte im Stil von Richard Linklater.
Vor allem aber wollten wir in diesem Film einen einheitlichen Ton vermeiden. Uns faszinierte die Vielfalt der Stile und die Herausforderung, all diese Erzählwelten – römische Küche, das Melodram eines kleinbürgerlichen Jungen, die Welt der Kampfkünste, illegale Einwanderung usw. – miteinander zu verbinden, obwohl sie auf den ersten Blick widersprüchlich wirken. Der Reiz dieses Projekts bestand darin, eine neue Harmonie zu schaffen, einen neuen Klang, der all diese Elemente durch präzises Feintuning zusammenführt. Eine Mischung aus Kulturen, Genres und Filmgeschichte – um etwas Neues zu erschaffen: eine urkomische Geschichte voller Stunts und unwiderstehlicher Helden, die dem Tod trotzen. Wir hoffen, dass das Publikum diesen Film mit einem Gefühl der vollkommenen Befriedigung verlässt – beeindruckt von den Stuntchoreografien und Actionszenen, aber auch mit einem neu belebten Mitgefühl für seine Mitmenschen.
Foto:
©Verleih
Info:
Besetzung
Mei Yaxi Liu
Marcello. Enrico Borello
Lorella Sabrina Ferilli
Annibale Marco Giallini
Alfredo Luca Zingaretti
Mr. Wang Shanshan Chunyu
Stab
Regie Gabriele Mainetti
Drehbuch Stefano Bises, Gabriele Mainetti, Davide Serino
Abdruck aus dem Presseheft