Im Rahmen von 35 Jahre Deutsche Einheit zeigt ZDF Neo die Komödie am 3. Oktober 2025
Margarete Ohly-Wüst
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Nachdem sich 1978 Robert Kerner (Burghart Klaußner) in den Westen abgesetzt hat, geht Christiane Kerner (Katrin Sass) ganz in ihrer Rolle als Mutter, Grundschullehrerin und Sozialistin auf. Doch dann fällt die selbstbewusste Bürgerin und verdiente Aktivistin der DDR kurz vor dem Fall der Mauer nach einem Herzinfarkt ins Koma und bekommt vom Fall der Mauer, der Abdankung der alten Parteiriege und dem Siegeszug des Kapitalismus in der DDR ebenso wenig mit wie von den Veränderungen im Leben ihrer beiden Kinder Ariane (Maria Simon) und Alex (Daniel Brühl).
Als sie wie durch ein Wunder nach acht Monaten im Sommer 1990 die Augen wieder aufschlägt, erwacht sie in einem neuen Land. Sie hat nicht miterlebt, wie West-Autos und Fast-Food-Ketten den Osten überrollen (bei denen Ariane jetzt arbeitet), wie Coca Cola Jahrzehnte des Sozialismus einfach weggespült hat und wie man hastig versucht, zusammenwachsen zu lassen, was zusammen gehört.
Als sie dann nach Hause entlassen wird, darf sie von den großen Veränderungen in ihrem Land nichts erfahren, denn da ihr schwaches Herz zu angeschlagen ist, könnte jede Aufregung lebensbedrohlich sein.
Der 21jährige Alex arbeitet jetzt als gelernter Fernsehmonteur bei einer Firma, die Satellitenschüsseln vertreibt und ihre Mitarbeiter per Los zu Ost/West-Paaren zusammenschließt. Deshalb ist jetzt sein neuer Arbeitskollege aus dem Westen Denis Domaschke (Florian Lukas).
Um seine Mutter zu retten, muss er nun auf 79 Quadratmetern Plattenbau die DDR wieder auferstehen lassen. Was anfänglich noch leicht fällt, wird zu einem Wettlauf mit der Zeit. Denn Alex stellt schnell fest, dass sich dieser Plan schwieriger umsetzen lässt als erwartet, denn das dafür zu errichtende Illusionsgebäude verlangt ihm Fantasie, Stehvermögen und Improvisationskunst ab. Dabei ist Denis eine große Stütze, denn er ist ein ambitionierten Amateurfilmer und er kann Alex mit Videos von alten DDR-Sendungen sowie mit einem Abspielgerät versorgen. Doch wie lange kann Axel die rasant wandelnde Außenwelt noch vor seiner Mutter verbergen?
″Good Bye, Lenin!″ war 2003 der große Gewinner sowohl beim Deutschen als auch beim Europäischen Filmpreis mit acht beziehungsweise sechs Auszeichnungen. Neben vielen weiteren Nominierungen und Auszeichnungen erhielt der Film im Jahr darauf mit einem César und einem Goya die renommiertesten Filmpreise Frankreichs und Spaniens für den besten ausländischen Film. Ebenfalls 2004 wurde die Komödie bei den Golden Globes als bester fremdsprachiger Film nominiert, konnte aber gegen den Afghanischen Film ″Osama″ über die unwürdigen Lebensbedingungen von Frauen in Afghanistan nicht gewinnen.
Regisseur von ″Good Bye, Lenin″ ist der leider am 2. Dezember 2024 verstorbene Wolfgang Becker, der auch zusammen mit Bernd Lichtenberg das Drehbuch erstellt hat. Kameramann war der im November 2013 verstorbene Martin Kukula; der Score stammt vom französischen Komponisten Yann Tiersen.
Wolfgang Becker präsentiert mit seiner Film im wahrsten Sinne des Wortes eine deutsche Komödie, wie man sie noch nie gesehen hat. Sie ist gleichzeitig rasend komisch, hinreißend grotesk und unendlich bewegend. In ihr erzählt der Regisseur auf ebenso eigenwillige wie unwiderstehliche Weise eine andere Geschichte der gesamtdeutschen Historie, dabei lässt er nicht nur eine Nation, sondern vor allem eine Ostberliner Familie zusammenwachsen.
Die Hauptrollen werden von den beiden mit einem Deutschen Filmpreis ausgezeichneten Darstellern Katrin Sass und Daniel Brühl übernommen. Für Daniel Brühl war das der Beginn einer bis heute andauernden großartigen internationalen Karriere. In weiteren Rollen werden die beiden Schauspieler optimal unterstützt von Chulpan Khamatova als Axels russische Freundin Lara, Maria Simon als Axels Schwester Ariane, Florian Lukas als Axels Partner in Crime Denis Domaschke sowie Alexander Beyer als Arianes Chef Rainer, der bei den Kerners einzieht.
Insgesamt handelt ″Good Bye, Lenin!″ ganz wesentlich von Fälschungen, Täuschungen und Lügen, offenen wie versteckten. Trotzdem ist der Film auch heute noch ein sehenswertes Filmereignis voller Herz und Witz, in dem letztendlich auch zusammenwächst, was wirklich zusammengehört. Es lohnt auch 22 Jahre nach der Premiere, sich die Komödie noch einmal oder auch zum ersten Mal im Fernsehen anzusehen.
Foto 1: Alex (Daniel Brühl) mit seiner Mutter Christiane (Katrin Saß), die aus dem Koma wieder erwacht ist und noch nichts von dem Ende der DDR ahnt. © ZDF / WDR / X-Verleih
Foto 2: Christiane Kerner (Katrin Saß) mit den Jungen Pionieren. © ZDF / WDR / X-Verleih
Foto 3: Alex (Daniel Brühl) besucht seine Mutter im Krankenhaus und lernt dabei Krankenschwester Lara (Chulpan Khamatova) kennen, in die er sich verliebt. © ZDF / WDR / X-Verleih
Info:
Good bye, Lenin (Deutschland, 2003)
Originaltitel: Good bye, Lenin
Genre: Tragikomödie, Drama, History, Komödie
Filmlänge: ca. 121 Min.
Regie: Wolfgang Becker
Drehbuch: Bernd Lichtenberg, Wolfgang Becker
Darsteller: Daniel Brühl, Katrin Sass, Maria Simon, Chulpan Khamatova, Florian Lukas, Alexander Beyer, Burghart Klaußner, Michael Gwisdek, Jürgen Holtz, Christine Schorn, Jochen Stern, Stefan Walz, Eberhard Kirchberg, Hans-Uwe Bauer u.a.
FSK: ab 6 Jahren
″Good bye, Lenin″ wird am Fr. 03.10.2025 um 18:20 Uhr bei ZDF Neo gezeigt, Der Film ist vom 03.10.2025 bis zum 02.11.2025 in der ZDF Mediathek abrufbar.