louaneSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 2. Oktober 2025, Teil 15

Michèle Halberstadt

Paris (Weltexpresso) - Wie fanden Sie das Drehbuch bei der ersten Lektüre?

Es gefiel mir sofort – ohne etwas über die Arbeit von Jean-Pierre Améris zu wissen. Dann habe ich ihn kennengelernt und es war alles plötzlich so selbstverständlich. Das Verständnis war da, sofort, und ich konnte es kaum erwarten, den Film zu drehen.


Wie würden Sie Ihre Figur Marie-Line beschreiben?

Ich mochte sofort ihre „naive“ Seite und die Reife, die sie im Laufe des Films entwickelt. Sie ist eine paradoxe Figur. Sie ist gleichzeitig leicht und tiefgründig, lustig und rührend, zu vielen Dingen fähig, aber sich zugleich ihrer Fähigkeiten nicht bewusst. Sie befindet sich in einer ständigen Dualität, bis sie am Ende aufblüht und ihr Leben in die Hand nimmt. Und diese Dualität hat mir das Gefühl gegeben, mehrere Rollen in einer zu spielen.

Marie-Line kennt ihre Fähigkeiten nicht, sie hat nicht viel Glück im Leben gehabt, und diese Begegnung mit diesem Richter wird alles verändern. Er wird für sie zu einer Vaterfigur werden. Dank ihm wird sie den Blick auf sich selbst ändern. Sie wird sich anders betrachten.


Also ist dies auch eine Geschichte über Emanzipation?

Ja, sie emanzipiert sich von dem, was sie glaubte, zu sein, um sich zu erlauben, der Mensch zu werden, der sie sein kann. Der Film zeigt, dass das, was sie zunächst zu behindern scheint, zu einem großartigen Motor werden kann. Es spielt keine Rolle, woher man kommt: Der Wille kann bewirken, dass man große Dinge erreichen kann.


Wie haben Sie Ihren Look im Film entworfen?

Wir haben mit Anne Schotte, der Kostümdesignerin, zusammengearbeitet, um diese farbenfrohe Figur mit rosa Haaren, Minirock, dicken Stiefeln und tiefem Ausschnitt zu kreieren. Die sexy ist, ohne sich dessen bewusst zu sein. Sie hat einen bunten Look, der ein wenig in den Augen wehtut, aber keineswegs durchdacht ist. Sie strahlt viel Frische und Spontaneität aus. Das hat mir sehr geholfen, die Figur zu entwickeln. Es half mir, mich anders zu fühlen, in ihre Haut zu schlüpfen. Jeden Morgen wechselte ich alles, sogar meinen Schmuck.


Waren Sie von Michel Blanc eingeschüchtert?

Natürlich war ich das! Ich war sehr beeindruckt. Am Anfang hatte ich mir eine Wette vorgenommen: Ich wollte ihn vor Ende der Dreharbeiten mit „Mich-Mich“ ansprechen. Dafür habe ich zwei Wochen gebraucht. Und nach einem Monat nannten ihn alle am Set so ... Michel Blanc, das ist der coolste Typ auf der Welt. Er ist so nett, so lustig. Sein Panzer bricht schneller, als man denkt. Und er ist ein schauspielerisches Monster. Bei „Verstehen Sie die Béliers?“ war mir noch nicht wirklich bewusst, was Schauspielerei bedeutet. Bei diesem Film habe ich wirklich zu schätzen gelernt, wie außergewöhnlich Michel Blanc ist und wie viel er seinen KollegInnen zu geben hat. Er hat seine Figur viel lustiger und emotionaler entwickelt, als sie im Drehbuch angelegt war. Er war hyperpräsent, trotz dieser Zurückhaltung. Ich habe sehr viel von ihm gelernt. Für mich war das wirklich eine Offenbarung.


Was war für Sie die größte Herausforderung bei den Dreharbeiten?

Am schwierigsten zu drehen war die Szene, in der Victor Belmondo stürzt und sich den Kopf anschlägt. Solche Stunts sind immer kompliziert und stark durchchoreografiert. Ansonsten war die schlimmste Szene die im Restaurant, mit Michel Blanc, in der ich einen Taschenkrebs schäle. Ich musste den ganzen Tag lang Taschenkrebse essen ...


Wie arbeitet Jean-Pierre Améris?

Er ist sehr schnell, dabei hyperpräzise und er schafft eine wirklich beschützende Atmosphäre. Er ist extrem gut vorbereitet und von einer großen Sanftmut. Er beurteilt nie. Er ist immer positiv, was ihn nicht daran hindert, immer alles im Blick zu haben. Er ist jemand, der sich stets für andere einsetzt. Er kennt jeden Statisten. Er interessiert sich aufrichtig für jede Person, die am Set ist. Dieser Film, dieser Dreh, wird eine Erfahrung bleiben, die meine Sicht auf die Dinge und das Kino verändert hat. Ich habe eine andere Facette des Schauspielberufs entdeckt, die meine Herangehensweise verändert und mir noch mehr Lust darauf gemacht hat. Ich habe mir erlaubt, mich mehr gehen zu lassen. Ich fühlte mich selbstbewusster. Ich freue mich darauf, den Film zu zeigen, freue mich darauf, darüber zu sprechen und mich für ihn einzusetzen.

Foto:
©Verleih

Info:
Film: Wie das Leben manchmal spielt
Besetzung
Louane Emera ............Marie-Line
Michel Blanc...Richter Gilles
Victor Belmondo...... .Alexandre
Philippe Rebbot...... Der Vater von Marie-Line Fiche

Stab
Regie....... Jean-Pierre Améris 
Drehbuch und Dialoge............. .Marion Michau, Jean-Pierre Améris
Nach dem Roman...... ..„Changer le sens des rivières“ von Murielle Magellan, ...... erschienen bei Editions Julliard