Der Film kam im Februar 2025 in die Kinos, im Mai als DVD, im September bei NetflixClaudia Schulmerich
Berlin (Weltexpresso) – Das ist eine verrückte Sache. Hier gibt es einen Film, den ein Teil der Zuschauerinnen – es geht nur um Frauen, für Männer taugt dieser Film kaum – grässlich, völlig daneben, langweilig mit einer in der Mimik erstarrten Bridget Jones (Renée Zellweger) erleben und sich ärgern, dafür Zeit und Geld ausgegeben zu haben, und den ein anderer Teil der Zuschauerinnen für tief, für bewegend, für das Leben selbst in seinen Höhen und Tiefen empfindet.
Natürlich fallen diese Einschätzungen auf die Kenntnisnahme der vorherigen Filme der Bridget Jones Reihe, mit denen man, um diesen vierten Teil einordnen zu können, auf jeden Fall beginnen muß, auch wenn ein Film letztlich immer für sich stehen muß.
Der Reiz der ersten beiden Filme besteht in der Diskrepanz zwischen der Innenwahrnehmung dieser Bridget Jones, wie sie nach außen wirkt und der Außenwahrnehmung selbst. Sie stellte so für die vielen Frauen, die ständig durch Abnehmen und Zunehmen und wieder Abnehmen ihr Äußeres optimieren wollen, geradezu eine Heilsfigur dar. Dazu kam, dass sie sich zwecks fester Bindung nicht entscheiden konnte, bzw. hin und her entschied. Dass ihre beiden Mitspieler Colin Firth und Hugh Grant hießen, machte die Filme und diese Angelegenheit noch spannender. Auf jeden Fall waren beide Filme - Schokolade zum Frühstück (2001) und Am Rande des Wahnsinns (2004) große Publikumserfolge und hatten auch gute Kritiken.
Zwölf Jahre später gab es 2016 mit Bridget Jones' Baby eine familiengerechte Fortsetzung. Das Durcheinander mit den Männern geht erst einmal weiter, da weitere Exemplare auftauchen, mit denen sie schläft, schwanger wird und erst mal unsicher ist, wer der Vater ihres Kindes ist. Alles klärt sich, sie heiratet endlich Mark Darcy (Colin Firth). Und nun – neun Jahre später – hat sie zwar ein zweites Kind, nach dem Sohn die Tochter von Mark Darcy, aber dieser ist tot. Sowohl dieser Film wie auch der folgende vierte basieren nicht mehr auf den Romanen von Helen Fielding, sondern auf ihren losen und lockeren Beiträgen; sicher ist das Drehbuch Ursache des irgendwie verzettelten Films, den wir gesehen haben.
Die einst erfolgreiche Filmproduzentin, die im schwierigen Filmgeschäft damals die Übersicht behalten hatte, bleibt als Hausfrau und Mutter privat das unsichere Hascherl, das unter Minderwertigkeitskomplexen gegenüber den erfolgreichen Müttern der Mitschüler ihrer Kinder leidet. Insofern knüpft die Rolle an die Verfassung der jungen Bridget Jones an: unsicher und dies im Mienenspiel zeigend. Allerdings bekommt sie im vierten Film die Augen überhaupt nicht mehr auf. Man kann der Produktion nicht vorwerfen, sie habe der Schauspielerin ein zu dickes Make-up aufgetragen. Eher denkt man, sie hat überhaupt keines erhalten, so ungepflegt mit wirren Haaren wirkt sie teilweise. Doch die ständig um ihre Kinder besorgte Mutter, hat zwei Orientierungspunkte, die sie aus ihrem Einerlei herausführen könnten. Das eine ist ein neuer Mann. Daran denken ihre Freundinnen schon lange, aber bisher hat sie nicht angebissen und als nun erneut Online-Versuche starten, sind das gewitzte Vorlagen für niederschmetternde Erlebnisse, die sie bald aufgibt. Doch durch Zufall hat sie, als ihre Kinder im Park einen Baum hochkletterten und sie, zur Hilfe geeilt, auch am Hauptstamm hängen blieb, einen jüngeren Mann kennengelernt, Roxster McDuff (Leo Woodall), der alle drei heil auf den Boden bringt. Und tatsächlich wird das ihr neuer Liebhaber, der ihr guttut, aber für den sie sich des großen Altersunterschieds wegen auch schämt.
Schon zuvor war sie mit dem Lehrer Scott Wallaker (Chiwetel Ejiofor) ihres Sohnes in Kontakt gekommen, mit dem sie immer wieder zusammentrifft. Die Zuschauerin ahnt, dass dieser viel besser zu ihr paßt, als der sehr junge Liebhaber, wohin es auch läuft.
Der zweite Orientierungspunkt wird für sie, dass sie erneut berufstätig wird und im Filmgeschäft einsteigt. Dort verliert sie ihre Unsicherheit, die sie ansonsten geradezu pflegt. Sie bricht ihre späte Liebesbeziehung mit dem jungen Liebhaber ab und man ahnt, dass es mit dem Lehrer weitergehen wird. Da ist er Film am Ende, denn es ist auch nichts weiter mehr zu sagen. Bridget Jones ist auf dem richtigen Weg. Die Handlung ist derartig nichtsagend,einerseits normaler Erziehungsalltag, wobei sie eine eher alte Mutter ist, was der Film selbst unterläuft, wenn eine kleines Mädchen kommentiert, „Die siehst wie die Oma von dem Mädchen aus! Überhaupt kommt immer wieder mal Selbstironie und witzig Gemeintes zum Tragen. Aber den Film tragen kann das nicht.
Nichtsdestotrotz verlassen manche mit nassen Taschentüchern das Kino und sind glücklich. Andere sind verärgert und möchten sich an der Kasse ihr Geld wiedergeben lassen. So eine emotionale Spaltung im Erleben gibt es selten. Insofern ist das ein interessanter Film, der uns so uninteressant vorkommt.
Foto:
Umschlagabbildung
©Verleih
Info:
Besetzung
Renée Zellweger Bridget Jones
Hugh Grant Daniel Cleaver
Emma Thompson Gynäkologin Dr. Rawlings
Chiwetel Ejiofor Scott Wallaker
Colin Firth Mark Darcy
Leo Woodall Roxster McDuff
Stab
Regie Michael Morrison
Drehbuch Helen Fielding, Dan Mazer, Abi Morgan
Erscheinungsjahr 2025
Original-Titel:
Bridget Jones: Mad About the Boy
Filmstart in Deutschland:
27.02.2025
125 Minuten
Es gibt vier "Bridget Jones"-Filme: Bridget Jones – Schokolade zum Frühstück (2001), Bridget Jones – Am Rande des Wahnsinns (2004), Bridget Jones' Baby (2016) und Bridget Jones – Verrückt nach ihm (2025). Alle vier Teile sind als eine Filmreihe erhältlich.
• Bridget Jones – Schokolade zum Frühstück: (2001)
• Bridget Jones – Am Rande des Wahnsinns: (2004)
• Bridget Jones' Baby: (2016)
• Bridget Jones – Verrückt nach ihm: (2025)
Jones - Verrückt nach ihm als DVD
Herkunftsland:
USA, 2025
Altersfreigabe:
FSK ab 12 freigegeben
Erscheinungstermin:
29.5.2025
Genre: Komödie, Romanze
Filmmusik:
Dustin O'Halloran
Originaltitel:
Bridget Jones: Mad About the Boy (2025)
Sprache:
Deutsch, Englisch, Spanisch, Italienisch
Tonformat:
Dolby Digital 5.1