37. Internationales Kinderfilmfestival im Deutschen Filmmuseum Frankfurt zeigt vom 21. bis 28. September 60 Produktionen aus 26 Ländern, Teil 4
Siegrid Püschel
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Seit Sonntag läuft das vom Deutschen Filminstitutveranstaltete Internationale Kinderfilmfestival LUCAS - bis zum nächsten Sonntag, 28. September, in Frankfurt und Offenbach über die Bühne. Am gestrigen Abend siegte der philipinnische Beitrag und die Holländer bekamen drei weitere Preise.
LUCAS Preis Bester Langfilm
Der Preise gibt es mehrere, weil es unterschiedliche Kategorien gibt, über die wir schon schrieben. Eine Hierarchie gibt es insofern, als der Beste Langfilm wie bei anderen Filmfestivals auch für Kinder und Jugendliche der wichtigste ist. Dieser Preis ging also beim 37. Internationalen Kinderfilmfestival LUCAS in Frankfurt am Main an den philippinischen Beitrag PUROK 7/ZONE 7. Regie führte Carlo Obispo. Der autobiographisch geprägte Film erzählt die Geschichte von zwei philippinischen
Geschwistern, die sich allein durchschlagen müssen, weil ihre Eltern sich getrennt haben
und die Mutter in China Arbeit sucht.
„Der Gewinnerfilm überzeugte uns durch seine unglaubliche Authentizität, die fast dokumentarisch wirkt. Das intensive Spiel der Kinderhauptdarsteller ließ uns ein Land und seine Menschen entdecken und ein Gefühl des Zusammenseins miterleben“, urteilte die aus vier Kindern und vier Filmexperten bestehende Jury bei der Preisverleihung von LUCAS am Samstagabend im Deutschen Filmmuseum in Frankfurt am Main. Der Preis ist mit 7.500 Euro dotiert. Acht Filme hatten im Wettbewerb Langfilm um den LUCAS Award Bester Langfilm konkurriert.
LUCAS Preis Bester Kurzfilm und Bester Animierter Kurzfilm
Als besten Kurzspielfilm zeichnete die Jury die norwegische Produktion PYSE/MEMME (2013) von Siri Rutlin Harildstad aus. Der Gewinner erhält 3.000 Euro dotiert, ebenso wie der Beste Animierte Kurzfilm: THE MAGNIFICENT LION BOY/DER WUNDERSAME LÖWENJUNGE (2013, R: Ana Caro) aus Großbritannien. In der Geschichte über einen Jungen, der unter Löwen aufwächst, ist die prominente Stimme von Andy Serkis (alias Gollum in HERR DER RINGE, US/NZ 2001-2003, R: Peter Jackson) zu hören. Am Kurzfilmwettbewerb hatten sich acht Kurzspielfilme und zehn Kurzanimationen beteiligt.
Eine lobende Erwähnung erhielt der Kurzfilm A FISTFUL OF CONKERS/EINE HANDVOLL
KASTANIEN (Großbritannien 2014, R: Liam Sanderson)
Sir Peter Ustinov Jugendpreis und Sir Peter Ustinov Newcomer Award
LUCAS verleiht 2013 zum dritten Mal einen eigenen Jugendfilmpreis (Sir Peter Ustinov
Jugendfilmpreis). Gewinner ist JONGENS/BOYS (Niederlande 2013) von Regisseurin Mischa Kamp. In dem Film erleben zwei heranwachsende Jungen, die sich ineinander verlieben, ein Wechselbad der Gefühle. Die Jury aus fünf 14- bis 16-jährigen Schülern urteilte, die Themen Homosexualität und Coming-out seien behutsam und in schönen Bildern dargestellt. Über diesen Wettbewerb mit neun Filmen entschied die junge Jury eigenständig.
Zum zweiten Mal vergab die Jugendjury auch einen Darstellerpreis. Den Sir Peter Ustinov
Newcomer Award erhielt Ahmad Bayatra aus dem Film GIRAFFADA (Palästina, Italien,
Deutschland, Frankreich 2013, R: Rani Massalha). Der Kinderdarsteller spielt den
zehnjährigen Ziad, der gemeinsam mit seinem Vater eine Giraffe aus einem Zoo in Tel Aviv
ins Westjordanland schmuggelt.
Dank der Sir Peter Ustinov Stiftung sind beide Preise mit jeweils 1.000 Euro dotiert. Der
Jugendfilmpreis bringt Wertschätzung für Filme zum Ausdruck, die sich an anspruchsvolle
Themen wagen und einen Einblick in die Lebenswelt Jugendlicher geben.
ECFA Award
Die dreiköpfige Jury der Europäischen Kinderfilmvereinigung ECFA (European Children’s
Film Association) verlieh ihren Award an BOUWDORP/BAUMHAUSKÖNIGE (Niederlande 2013, R: Margien Rogaar) – einen Film über ein Sommercamp, in dem verschiedene Kinderteams gegeneinander antreten: Wer baut den höchsten Turm aus Holz? Die Fachjury lobte die dynamische Bildgestaltung, die tolle Leistung der Schauspieler und ein brillantes Drehbuch, das originell und zeitlos zugleich sei. „Dieser Film zeigt die Schwierigkeiten und die Schönheit vom Freundschaft“, hieß es in der Laudatio.
LUCAS Publikumspreis
Der Favorit des LUCAS-Publikums in der Langfilmsektion ist MEES KEES OP KAMP/MISTER TWISTER GEHT ZELTEN (Niederlande 2013, R: Barbara Bredero), die Verfilmung des zweiten Teils des erfolgreichen niederländischen Kinderbuchs. Der Sieger wurde anhand von Stimmzetteln ermittelt.
Alle Preisträgerfilme werden am Sonntag, 28. September, von 11 Uhr an im Kino des
Deutschen Filmmuseums, Schaumainkai 41, gezeigt. Insgesamt präsentierte das 37. Internationale Kinderfilmfestival von Sonntag, 21., bis Sonntag, 28. September 2014, 60 aktuelle herausragende Filme aus 26 Ländern: Lang- und Kurzfilme, Animationsfilme und Dokumentationen. Zum Festival waren etwa 500 Titel eingereicht. Die Produktionen kamen aus Europa, USA, Kanada, Argentinien, Indien, Philippinen, China, den palästinensischen Gebieten und erstmals auch aus Irak. Als Schauplätze waren Kuba und Ghana vertreten. Deutschland war mit 15 Beiträgen im Festivalprogramm vertreten, gefolgt von Schweden und den Niederlanden (jeweils sechs) sowie Großbritannien und Norwegen (jeweils fünf).
Resümee der Festivalleitung
Ergänzend zu den Wettbewerbsprogrammen war das 37. Internationale Kinderfilmfestival mit der Filmreihe Fokus „Migration – Traum oder Trauma?“ besonders nah an aktuellen
Nachrichtenbildern von Flucht und Vertreibung. LUCAS stellte Schicksale von Kindern vor,
die ihr Heimatland verlassen. „Es war berührend, wie emotional die Filme von unserem
Publikum angenommen wurden. Wir haben durchweg positive Reaktionen auf unser
Programm bekommen“, resümiert LUCAS Festivalleiterin Petra Kappler.
INFO:
LUCAS – Internationales Kinderfilmfestival in Zahlen, Daten, Fakten
Das vom Deutschen Filminstitut veranstaltete Internationale Kinderfilmfestival LUCAS geht von Sonntag, 21., bis Sonntag, 28. September, in Frankfurt und Offenbach über die Bühne. Festivalzentrum ist das Deutsche Filmmuseum Frankfurt am Main. Vorstellungen gibt es auch im Cinestar Metropolis in Frankfurt und im Cinemaxx in Offenbach. Preisverleihung war am Samstag, 27. September, um 18 Uhr. Alle Gewinnerfilme werden am letzten Festivaltag, Sonntag, 28. September, noch einmal im Kino des Deutschen Filmmuseums gezeigt.
LUCAS ist das älteste Kinderfilmfestival Deutschlands. Es wurde 1974 ins Leben
gerufen und fand zwischenzeitlich alle zwei Jahre statt. In diesem Jahr geht das Festival in
die 37. Runde. Der internationale Wettbewerb konzentriert sich auf hochwertige
Kinofilmproduktionen aus der ganzen Welt. Mit dieser Ausrichtung bietet das Festival
Branchenkennern und Fachjournalisten einen wichtigen Überblick. Das Festival zählte in den vergangenen Jahren jeweils rund 6.500 Besucher.
Die Preise: Eine Jury aus Kindern und Erwachsenen vergibt den mit 7.500 Euro dotierten
LUCAS Award Bester Langfilm sowie die jeweils mit 3.000 Euro dotierten Preise für den
Besten Kurzfilm und den Besten Animierten Kurzfilm. LUCAS lobt 2014 erneut den Sir Peter Ustinov Jugendfilmpreis sowie den Sir Peter Ustinov Newcomer Award aus. Beide Preise sind mit jeweils 1.000 Euro dotiert. Dies ermöglicht die Sir Peter Ustinov Stiftung, die sich für Chancengleichheit von Kindern einsetzt. Außerdem wird der Preis der ECFA (European Children’s Film Association) vergeben. Über ihn entscheiden drei Filmexperten aus Europa. Jedes Jahr wählen die Besucher darüber hinaus ihren Favoriten für den LUCAS Publikumspreis.
LUCAS ist 2014 erneut eingeladen, beim Filmfest Hamburg (25. September bis 4. Oktober) das Programm des „Kinder und Jugend Filmfest MICHEL“ zu gestalten.
LUCAS – Internationales Kinderfilmfestival wird gefördert von der Stadt Frankfurt am
Main, dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst, der Beauftragten der
Bundesregierung für Kultur und Medien sowie der Hessischen Filmförderung, der
Hessischen Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien, der Saalbau
GmbH und der Stadt Eschborn.
LUCAS online: www.lucasfilmfestival.de