Was sich hierzulande alles entwickelt hatRedaktion
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Das Jahr 2025 war ein bemerkenswertes Jahr für die Filmkultur in Frankfurt am Main. Zahlreiche Jubiläen, neue Strukturen, innovative Spielorte und eine lebendige Festivallandschaft haben eindrucksvoll unter Beweis gestellt, welch reiches und vielfältiges filmkulturelles Leben die Stadt prägt. Ina Hartwig, Dezernentin für Kultur und Wissenschaft, sagt: „Das vergangene Jahr hat einmal mehr gezeigt, wie lebendig, ideenreich und abwechslungsreich die Filmlandschaft unserer Stadt ist. Der frühere Kulturdezernent Hilmar Hoffmann wäre in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden. Als Film- und Kinofreund hätte er seine Freude an diesem vollen Jahr der Filmkultur gehabt.“
Neue Führung im DFF – Deutsches Filminstitut und Filmmuseum
Mit Christine Kopf übernahm im Frühjahr eine ausgewiesene Expertin die künstlerische Leitung des Deutschen Filminstitus und Filmmuseums (DFF). Gemeinsam mit dem kaufmännischen Leiter Tobias Römer wird sie das traditionsreiche Haus mit seiner herausragenden Sammlung und seinem Archiv in die Zukunft führen. Die langjährige Filmvermittlerin und ehemalige Leiterin der Abteilung Filmbildung bringt jahrzehntelange Erfahrung und tiefe Verbundenheit mit dem Haus mit. Für das neue Vorstands-Trio des Hauses konnte die ehemalige Leiterin der ZDF-Hauptredaktion Spielfilm Simone Emmelius gewonnen werden.
Ehrenplakette für Film- und Kinowissenschaftlerin Heide Schlüpmann
Eine besondere Würdigung erfuhr Prof. Heide Schlüpmann, die renommierte Film- und Kinowissenschaftlerin und erste Professorin für Film an der Frankfurter Goethe-Universität, die für ihr Lebenswerk und ihr jahrzehntelanges Engagement für die Frankfurter Filmkultur mit der Ehrenplakette der Stadt ausgezeichnet wurde. Im selben Jahr erhielt Schlüpmann in Berlin den Ehrenpreis des Kinemathekenverbundes, dem Zusammenschluss deutscher Filmerbe-Einrichtungen.
Auszeichnung in der Kategorie „Kino, das verbindet“
In der Kategorie „Kino, das verbindet“ vergab der Kinemathekenverbund zudem einen ungewöhnlichen Kollektivpreis ex aequo an die filmkulturellen Einrichtungen Frankfurts und ehrte gemeinsam das Filmforum Höchst, das Kino des DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum, das Filmkollektiv Frankfurt – Projektionsraum für unterrepräsentierte Filmkultur, die Kinothek Asta Nielsen und die Pupille – Kino in der Uni. In der Jury-Begründung hieß es: „Was das ‚Kino, das verbindet‘ auszeichnet, ist eine einzigartige Kooperation zwischen fünf Institutionen und Initiativen, die in Frankfurt am Main gemeinsam einen außergewöhnlichen Ort filmkultureller Dichte, Vielfalt und Tiefe schaffen und dabei Maßstäbe setzt.“ Die Bundesregierung für Kultur & Medien vergab den Kinoprogrammpreis für gewerbliche Filmkunst- und Programmkinos erneut an drei Frankfurter Kinos: die Arthouse Kinos Harmonie und Cinema sowie an das Kino Mal Seh’n.
Ein Jahr der Jubiläen
2025 stand zudem im Zeichen bedeutender Jubiläen: Das Filmforum Höchst beging sein 50-jähriges Jubiläum – ein halbes Jahrhundert kommunaler Kinoarbeit unter dem Dach der Volkshochschule. 1975 gegründet, steht das Filmforum in der Tradition jener Vision von „Kultur für alle“, die der legendäre Kulturdezernent Hilmar Hoffmann für Frankfurt prägte.
Das „Nippon Connection – Japanisches Filmfestival“ in Frankfurt feierte sein 25-jähriges Bestehen und festigte damit seine Position als publikumsstärkstes und größtes Filmfestival für japanischen Film außerhalb Japans. Das umfangreiche Jubiläumsprogramm mit über 100 Filmen und zahlreichen Rahmenveranstaltungen in Frankfurt brach den bisherigen Besucherrekord und konnte 20.000 Menschen für den japanischen Film und die japanische Kultur begeistern.
Ebenfalls 25 Jahre alt wurde das „Türkische Filmfestival Frankfurt/M. International“, das seit einem Vierteljahrhundert das umfangreiche Filmschaffen der Türkei sowie von Filmschaffenden mit türkischen Familienbiografien aus Deutschland und Europa in Frankfurt und im Rhein-Main-Gebiet präsentiert.
Sein 20-jähriges Bestehen feierte das Naxos-Kino, welches ausschließlich ausgewählte aktuelle Dokumentarfilme zeigt und dabei besonderen Wert auf einen fachkundigen, inspirierenden Austausch legt, zu dem sich eine Gemeinschaft Kunst-, Kultur- und Geschichtsinteressierter mit Filmschaffenden sowie Expertinnen und Experten trifft.
Zum fünften Mal fand das vor zehn Jahren gegründete und biennal stattfindende „REMAKE – Frankfurter Frauen Film Tage“ statt, das sich mit feministischer und queerer Filmgeschichte befasst. „REMAKE“ legt großen Wert auf analoge Filmvorführungen historischer Filme. Genauso wie das „exff – Tage des experimentellen Films Frankfurt“. Bei seiner fünften Jubiläumsausgabe nahm es sein regionales wie auch internationales Publikum mit auf eine erneute Reise durch den Einfallsreichtum des experimentellen Films.
Neue Spielorte und Formate bereichern die Festivallandschaft
Wenn auch kein Jubiläum, so doch ein Novum gab es beim „LICHTER Filmfest Frankfurt International“. Dieses bezog ein neues Festivalzentrum in den zuvor geschlossenen traditionsreichen E-Kinos an der Hauptwache. Die Festivaleröffnung war zugleich die feierliche Eröffnung der neuen Eventlocation „Massif-E“. Im September startete das Arthouse-Kino Cinema eine neue Filmreihe: „Diskursion – Die Reihe für den politischen Film“ in Kooperation mit den Omas gegen Rechts sowie der Bildungsstätte Anne Frank. Alle Filmvorstellungen fanden großen Publikumszuspruch und erforderten Zusatzvorstellungen. Kurz vor Jahresbeginn eröffnete das CineStar Frankfurt Metropolis den ersten IMAX-Saal der Stadt und ergänzt damit das vielfältige Kinoangebot um modernste Projektionstechnologie mit beeindruckender digitaler Bild- und Tonqualität.
Filmkulturguide
Der Ende 2024 erschienene Filmkulturguide „Filmkultur in Frankfurt & Rhein-Main“ erwies sich als voller Erfolg: Binnen eines Jahres wurden nahezu alle 20.000 Exemplare verteilt. Der Guide, der erstmals alle wichtigen Informationen zu Kinos, Festivals, Archiven und Institutionen bündelt, ist damit zum unverzichtbaren Wegweiser durch die vielfältige Filmlandschaft der Region geworden. Die digitale Ausgabe gibt es weiterhin zum Download unter kultur-frankfurt.de/filmguide.
Neue Infrastruktur stärkt die Filmszene
Die Frankfurter Filmszene konnte ihre Infrastruktur deutlich ausbauen. Mit der Eröffnung des Frankfurter Film- und Mediengründungszentrums „NEXT STEP FRANKFURT“ wurden wichtige Weichen für die Zukunft gestellt. Auf 270 Quadratmetern im Kulturbunker Osthafen, Schmickstraße 18, entstanden moderne Arbeitsräume, die jungen Filmschaffenden im Rahmen eines Stipendiums zur Verfügung gestellt werden. Das Programm, entwickelt von „HessenFilm & Medien“ in Kooperation mit dem Kulturamt der Stadt Frankfurt, wird künftig Nachwuchstalenten den Weg in die Selbstständigkeit ebnen.
Im November wurde die „FilmEtage“ in der neuen Teefabrik, Hohenstaufenstraße 8, offiziell eröffnet. Auf knapp 340 Quadratmetern arbeiten hier Film- und Kinoschaffende aus nahezu allen Gewerken der hessischen Filmwirtschaft unter einem Dach.
Gedenken an große Persönlichkeiten
Das Jahr 2025 stand auch im Zeichen des Gedenkens: Der 80. Geburtstag von Rainer Werner Fassbinder (1945-1982) erinnerte an einen der bedeutendsten Regisseure des Neuen Deutschen Films, dessen umfangreiches Archiv in Frankfurt liegt.
Zudem jährte sich der Geburtstag von Hilmar Hoffmann (1925-2018) zum 100. Mal. Der Kulturdezernent prägte mit seiner Vision „Kultur für alle“ nicht nur Frankfurt nachhaltig, sondern setzte bundesweit Maßstäbe für demokratische Kulturpolitik. Seine Weitsicht legte den Grundstein für die heutige kulturelle Vielfalt der Stadt – auch und besonders im Bereich Film. Sein Vermächtnis lebt in Institutionen wie dem DFF, dem Filmforum Höchst und der filmkulturellen Kinolandschaft fort.
80 Jahre alt ist in diesem Jahr auch Wim Wenders geworden, einer der bedeutendsten Vertreter des Weltkinos der Gegenwart. Ihn ehrte ein Kuratorenteam des DFF in Zusammenarbeit mit der Bundeskunsthalle in Bonn mit der Ausstellung „W.I.M – Die Kunst des Sehens“. Diese wird 2026 – mit verändertem Schwerpunkt – auch in Frankfurt im DFF zu sehen sein: „W.I.M. Im Lauf der Zeit. Eine Wim Wenders Ausstellung“ vom 11. März bis 18. Oktober 2026. Wim Wenders wird als Gast zur Eröffnung nach Frankfurt kommen. Es handelt sich um eine Ausstellung des DFF in Zusammenarbeit mit der Bundeskunsthalle Bonn, der Wim Wenders Stiftung und mit freundlicher Unterstützung von Wenders Images und Road Movies.
Es lebe die Filmkultur
Hartwig resümiert: „Von der Bewahrung des filmischen Erbes über die Förderung junger Talente bis hin zu einer Festival- und Kinolandschaft, die ihresgleichen sucht – unsere Stadt bietet Raum für cineastische Entdeckungen aller Art. Die zahlreichen Jubiläen belegen zudem, dass viele dieser Initiativen auf jahrzehntelangem Engagement zurückgehen, oft getragen von ehrenamtlicher Arbeit und zivilgesellschaftlichem Einsatz. Die neuen Formate und Räume zeigen, dass wir auch zukunftsorientiert denken und handeln. Darauf können wir stolz sein.“
Mit diesem starken filmkulturellen Fundament blickt Frankfurt zuversichtlich auf das Jahr 2026 und die weitere Entwicklung als Filmstadt.
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