Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 11. Dezember 2025, Teil 12
Leis Bagdach
Köln (Weltexpresso) - »Die Welt ist ein Rosengarten. Sie ist so schön, daß man bei ihrem Anblick sterben möchte. Man geht vorbei an den schönen Rosen und atmet ihren kitschigen Duft und der Stachel bohrt sich ins Fleisch. Man spürt das Fleisch und den Schmerz. Der Schmerz ist so schön, daß man leben möchte.«
Diese ersten Notizen zum ROSENGARTEN machte ich vor über 20 Jahren. Damals gab es noch kein sogenanntes Flüchtlingsproblem – und kaum jemand hatte jemals von dem gar nicht so fernen Land gehört, aus dem mein Vater stammt (und in dessen uraltem Staub ich sämtliche Sommerferien verbringen musste, während sich meine Klassenkamerad*innen am Strand von Mallorca räkelten). Das hat sich inzwischen auf tragische Weise geändert. Das Herz meines Herzblut-Stoffes, an dem ich eigentlich schon arbeite, seit ich denken kann, blieb davon unberührt.
Genau wie meine Mutter wurde ich in Köln geboren; musste jedoch bereits als Kleinkind lernen, dass ich EIGENTLICH aus Syrien stamme (es ist ja schließlich mein VATERLAND). In Deutschland galt auch schon vor dem Erstarken der rechtsextremen AfD für viele: nur wer hellhäutig ist und/oder blonde Haare und blaue Augen hat, darf dieses Land HEIMAT nennen. Heimat jedoch ist – genau wie Religion – nichts weiter als ein (für manche nützliches, für andere tödliches) Konstrukt. Dessen Versatzstücke aber sind existentiell. Ohne die Ur-Erinnerungen an Gerüche, Gesichter, Farben, Wörter und Musik gäbe es weder Glück noch Unglück (und erst recht keine Popkultur).
IM ROSENGARTEN ist ein (Anti-)Heimatfilm! Yak ist zerrissen von der Liebe zur hiesigen Kultur und Natur – und der Sehnsucht nach Zerstörung aller ihm feindlichen Deutschtümelei. Seine Schwester Latifa ist hingegen nicht von innen, sondern von außen zerrissen. Verbindendes Element beider Heimatloser ist das titelgebende Volkslied (heute würde man sagen: Popsong). So wie das Lied erzählt auch der Film von Liebe und Abschied. Vom Reisen. Von Jahreszeiten. Klee und Schnee. Geburt und Tod. Eine schlichte Melodie, ein Genrefilm (hier: Roadmovie); betörend einfach und vertraut und mannigfach zugleich. Alle Tragik und Komik des Lebens erklingt in einem kurzen Akkord oder Wort oder Bild. IM ROSENGARTEN ist die Verfilmung solch göttlicher, kleiner Momente – nicht mehr und nicht weniger ...
LEIS BAGDACH
Leis Bagdach wird als Sohn einer deutschen Mutter und eines syrischen Vaters in Köln geboren. Nach dem Abitur absolviert er Zivildienst in Hamburg, anschließend studiert er an der Universität Leipzig Germanistik und Theaterwissenschaften. Im Rahmen seines Studiums belegt er Blockseminare für „Szenisches Schreiben“ bei Prof. Gottfried Fischborn (Literaturinstitut Leipzig), später bei Prof. Regine Kühn (HFF Potsdam). Ab 2000 lebt er als freier Autor und Produzent in Berlin. Hier verfasst er diverse Theaterstücke, die u.a. an der Züricher Gessnerallee, am Theater Freiburg sowie dem Ballhaus Ost und den Sopiensaelen in Berlin uraufgeführt werden.
Die Verfilmungen seiner Kurzdrehbücher laufen u.a. in der Barbican Art Gallery in London, dem Premier Plans Festival in Angers oder beim First Steps Award in Berlin. Sein erstes
abendfüllendes Drehbuch „FERNES LAND“ wird 2011 für das Kino verfilmt und feiert auf dem Max-Ophüls-Festival in Saarbrücken Premiere, es folgen „DIE BESUCHER“, (Prädikat Wertvoll, Festivals u.a. Filmfest München, Sao Paulo, Shanghai, Slamdance) sowie „DIE FAMILIE“ (Busan, Flash-Forward-Competition 2017). „IM ROSENGARTEN“, im März 2023 mit Kostja Ullmann und Safinaz Sattar in den Hauptrollen gedreht und 2024 fertiggestellt, ist sein Debüt als Regiss
Foto:
© Verleih
Info:
IM ROSENGARTEN
Ein Film von Leis Bagdach
Genre SPIELFILM / DEBÜTFILM / ROAD MOVIE
Länge 99 MINUTEN
Produktionsjahr 2024
Land DEUTSCHLAND
Sprache DEUTSCH / ARABISCH
Stab:
Buch & Regie LEIS BAGDACH
Besetzung
Yak / FTHR KOSTJA ULLMANN
Latifa SAFINAZ SATTAR
Fee VERENA ALTENBERGER
Art TOM LASS
Elisabeth URSULA WERNER
Vater HUSAM CHADAT
Mutter PETRA SCHMIDT-SCHALLER
Christian NICO SEYFRID aka NICO K.I.Z
Rima BAYAN LAYLA