Serie: Die heute anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 19. Januar 2012, Teil 1

Romana Reich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) –So kurz vor der Berlinale, die einerseits im Wettbewerb die neuesten und wie man hofft, erfolgreichen Filme präsentiert, andererseits unter verschiedenen Themenstellungen eigene Reihen vorlegt, so kurz vor dem Filmfestival vom 9. bis 19. Februar zeigt sich in den wöchentlich anlaufenden Filmen eine erhöhte Qualitätsstufe. Auch diesmal sind absolut sehenswerte Filme dabei.


KRIEGERIN

Das ist so ein Film, wo uns der Atem stockte, weil die Pressevorführungen just in den Zeitraum fielen, als sich die nun auch noch als Unwort des Jahres gebrandmarkten „Döner-Morde“ als gezielte Taten von Rechtsradikalen entpuppten, die gemeinhin als Morde innerhalb der türkischen Migranten hingestellt wurden. Ein Film, der schon zum Thema hat, was gesellschaftlich erst mit seiner Aufführung festgestellt wird, das ist schon einmal herauszustellen.

Die Geschichte erzählt von Marisa, der Alina Levshin das gibt, was man so ein Gesicht nennt. Allein deren Leben über die herben Züge im Wechselspiel der Gefühle zu erleben, hat was. Sie wird schon als Mädchen von ihrem Großvater, einem Nazi und ewigen Soldaten zu einer „Kriegerin“ erzogen durch harte körperliche Anforderungen und gestriges Gedankengut. Wie die Erziehung wirkte, erfolgreich nämlich, sieht man in der nächsten Szene, in der die junge Frau ihren todkranken Großvater in der Klinik besucht, fürsorglich, voller Liebe und Verständnis.

Dies Verständnis geht ihr ab für andere als ihre eigenen Gesinnungsgenossen in der rechten Jugendszene. Für Maris gilt: „Es ist Krieg, und da ist alles erlaubt.“ Denn die demokratischen Gepflogenheiten verachtet sie und ihre recht Jugendgang, denn da bestimmen Idioten, Alkoholiker und Ausländer mit. Gegen die Letzteren geht es dann auch massiv, Alkoholiker werden diese jungen Menschen durch ihren ununterbrochenen Biergenuß auch und Idioten sind sie schon lange. Wie geistig dürftig, wie derb, wie frauenverachtend diese rechte Szene sich im Film aufführt, soll – so sagen Insider – genau dem entsprechen, was stattfindet.

Regisseur und Drehbuchschreiber David Wnendt legt mit seinem Debüt einen erstaunlichen Film vor. Oft geht es wie im Lehrbuch im Film daher, da erwartet man mit jeder Einstellung das, was kommt, aber man wartet mit angehaltenem Atem, weil in allen Szenen gleichzeitig eine derartige Kraft auf den Zuschauer überspringt, die ihm sagt, daß in dem manchmal Hölzernen eine tiefere Wahrheit steckt, als in den Filmen, die elegant über die Leinwand sich bewegen.

Von daher stimmt gar nicht, was uns beim Zuschauen des Films wichtig war, das Gesicht und das Schicksal der Marisa, die allein auf der Welt, nicht mal bei ihrem Freund die Liebe erfährt, die sie selber ihm gegenüber erst einmal lebte, weil Frauen in dieser rechtsradikalen Ecke eben nichts gelten, und die mit tief in ihr sitzender Wut, absichtlich und richtig gemein zwei junge Ausländer mit dem Auto niedermäht, sich aber dann um den Verletzten kümmert, mehr und mehr, bis sie gegen ihren Willen Sympathie empfindet.

Es stimmt nicht, daß wir nur diese Filmfigur verfolgten. Nach dem Film bleiben die gespenstischen Szenen der Treffen und Partys der Jungen Bösen und ihrer älteren Verführer im Gedächtnis, gerade wegen der Sprachlosigkeit, die zwischen ihnen herrscht, wo eben Ausländer u.a. nur das gemeinsame Abgelehnte darstellen, aber überhaupt keine positive Kraft für irgendetwas durchschimmert. Eine altgewordene Jugend, die nicht mal leben kann. Eine abgeschobene Jugend in der neuen Bundesrepublik auch. Höchste Zeit, aus solch einem Film politische Lehren zu ziehen, die es in der Weimarer Republik schon mal gab: wer keine Zukunft hat, wer keine Zukunft fühlt, driftet nach Rechtsaußen ab, in die Rechtsradikale Szene, wie dieser radikale Film deutlich macht.


MEIN LIEBSTER ALPTRAUM

Regisseurin Anne Fontaine bringt mit der hochnäsigen erfolgreichen Galeristin Agathe (Isabelle Huppert) und dem rotzigen, sexistischen Patrick (Benoit Poelvoorde) alle Gegensätze zusammen, die sich – wie es romantischen Komödien eigen ist – dann anziehen, was man amüsiert zur Kenntnis nimmt.


INTRUDERS

Ein Horrorfilm, der nicht unter die Haut geht. Ein gesichtsloser Fremdling taucht des Nachts erst im spanischen Kinderzimmer von Juan, dann in dem englischen von Mia auf, was deren Vater bekannt vorkommt.

EMPIRE ME

In diesem Dokumentarfilm berichten Aussteiger über ihre Motive, den Zwängen der Gesellschaft zu entfliehen. Der Film zeigt auch die Vergeblichkeit des Tuns, frei ohne Druck zu leben.


BABLO

Eine  russische Komödie, in der es rasant zugeht und viel Geld zugegen ist, dessen Verschwinden man zuschaut.


TAG UND NACHT

Zwei Studentinnen spielen Callgirls, nein, sie werden es.


BEZAUBERNDE LÜGEN  und  AMBER

Entnehmen Sie bitte der Einzelkritik