Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 22. Januar 2015, Teil 1

 

Margarete Frühling

 

München (Weltexpresso) - 1951 wird bei dem Mathematiker Alan Turing eingebrochen, Er will aber bei der Polizei keine Anzeige erstatten. Detective Robert Nock (Rory Kinnear) verhört ihn, da die Gefahr auf Vertuschung einer anderen Straftat besteht - Turing will seine ganze Geschichte erzählen, sodass der Hauptteil des Films als Rückblende gestaltet ist.

 

 

THE IMITATION GAME - EIN STRENG GEHEIMES LEBEN

 

Der 27jährige Alan Turing (Benedict Cumberbatch), der gerade sein Mathematik-Studium in Cambridge abgeschlossen hat, kommt 1939 in Bletchley Park einem schwer befestigten viktorianischen Herrenhaus an, um sich bei Alastair Denniston (Charles Dance), dem Chef der streng geheimen Government Code and Cypher School zu bewerben. Denniston hält Turing allerdings für arrogant und überheblich. Er will ihn rauswerfen, als Alan im Hinausgehen Enigma erwähnt, eine Codemaschine des deutschen Militärs. Denniston vermutet, dass Enigma nicht zu knacken sei. Alan antwortet, dass man es ihn versuchen lassen sollte. So wird er zu einem Teil des Enigma-Teams. Das Problem ist, dass der Code alle 24 Stunden geändert wird.

 

Das Team umfasst Hugh Alexander (Matthew Goode), ein bekannter Schachmeister und erster Chef der Gruppe, John Cairncross (Allen Leech), Cambridge-Absolvent und Mathematiker, der 18jährige Peter Hilton (Matthew Beard), ein junger Mathematik-Student ohne Abschluss aus Oxford sowie zwei Linguisten. Die Engländer haben vom polnischen Militär eine Enigma-Maschine erhalten. Turing lernt jetzt auch Stewart Menzies (Mark Strong) kennen, den Chef des neu gegründeten Geheimdienstes MI6.

 

Da Alan mit seinen Ideen, eine Maschine zum Dekodieren zu bauen, bei Dennison immer wieder auf Abwehr stößt und er auch Probleme hat, sich anzupassen, schreibt er im Herbst 1941 einen Brief an Winston Churchill, in dem er seine Unzufriedenheit mitteilt und Vorschläge für eine Dechiffriermaschine macht. Auf Anweisung des Premierministers erhält er eine große Summe und die Leitung des Enigma-Teams. Er entläßt darauf hin die Linguisten und rekrutiert mittels eines Kreuzworträtselwettbewerbs neue Mitstreiter, den unerwartet die Mathematikstudentin Joan Clarke (Keira Knightly) gewinnt.

 

Sie hat als unverheiratete Frau Probleme mit ihren konservativen Eltern, ausserdem wird sie erst mal nicht Ernst genommen. Allerdings zeigt sich, dass sie nach Turing die Intelligenteste ist und deshalb besucht er sie in ihrem Untermieter-Zimmer, wo sie nachts weiter an einer elektromagnetischen Entschlüsselungsmaschine arbeiten, die er nach einen verstorbenen Freund aus Schulzeiten 'Christopher' nennt. Da die Resultate ausbleiben (die Maschine arbeitet zu langsam für die vielen Daten), will Denniston, der von Anfang an gegen den Bau war, die Maschine abschalten. Jetzt kommen unerwartet seine Kollegen zu Hilfe und stellen sich solidarisch vor ihn und seine Maschine. Hugh Alexander handelt einen weiteren Monat bei Denniston heraus.

 

Als Joan von ihren Eltern gezwungen wird, ihren Job aufzugeben, macht Turing ihr einen Heiratseintrag, den Joan sehr gerne annimmt. Während der Verlobungsfeier verrät er seinem Kollegen John ein wohlgehütetes Geheimnis, wofür er in England verhaftet werden kann - er ist schwul. Cairncross rät ihm, es für sich zu behalten. Später wird Alan herausfinden, dass Chairncross als sowjetischer Spion arbeitet. Als er John damit konfrontiert macht dieser im klar, dass er Turings Geheimnis aufdecken wird, wenn er nicht schweigt.

 

'Christopher' kann immmer noch keine brauchbaren Ergebnisse liefern, als Stewart Menzies Joan verdächtigt eine Spionin zu sein, da bei ihr zu Hause Enigma-Botschaften gefunden wurden, an denen sie und Turing nachts gearbeitet haben. Alan entschließt sich, die Verlobung zu lösen, dabei gesteht er ihr auch seine Homosexualität. Joan erklärt ihm, dass sie es schon vermutet hatte und dass es sie nicht stört. Menzies macht Turing auch klar, dass MI6 sehr wohl weiss, dass Cairncross als Spion arbeitet, deshalb werden die Briefe abgefangen und gelesen, bevor sie weitergegeben werden.

 

Durch einen Zufall gelingt der unerwartete Durchbruch. Bei einer Party erwähnt Helen, eine Freundin von Joan, dass sie zahlreiche Nachrichten eines deutschen Funkers abgefangen hat und es dabei immer wieder verwendete Wörter gibt - vor allem am Anfang und Schluss. Dadurch kommt Alan auf die Idee, dass eine Wortkombination, die in den Botschaften immer wieder wiederkehrt "Heil Hitler!" sein könnte. Damit hat 'Christopher' die Möglichkeit in der verbleibenden Zeit die Codes zu knacken, da sich die Datenmenge verringert. In einer sehr bewegenden Szene macht Turing seinen Mitarbeitern allerdings klar, dass damit zwar die Möglichkeit besteht, den Krieg zu gewinnen, dass dadurch aber nicht plötzlich Truppenbewegungen geändert werden können, da sonst die Deutschen merken würden, dass Enigma geknackt ist.

 

Zurück ins Jahr 1952 sieht man, dass alle seine Erfolge Turing nicht davor bewahren konnten, wegen seiner Homosexualität verurteilt zu werden. Als ihn Joan Clarke, die inzwischen verlobt ist, besucht, ist sie entsetzt was die chemische Kastration, die Turing statt eines Gefängnisaufenthaltes gewählt hat, aus ihm gemacht hat. Alan Turing wird sich wegen diesen Veränderungen am 7. Juni 1954 das Leben nehmen und erst am 24. Dezember 2013 von Königin Elisabeth II posthum begnadigt werden.

 

 

Der Film hat zu Recht überwiegend positive Kritiken erhalten, auch wenn die Historikerin Alex von Tunzelmann in einem Artikel im englischen Guardian vom 20.11.2014 den Film der "üblen Nachrede“ in Bezug auf Turing verdächtigt und einige historische Fehler benennt. Es ist ein spannender, emotionaler und sehr gut gespielter Thriller mit einem tollen Ensemble, aus dem Benedict Cumberbatch herausragt, der das Mathematik-Genie Alan Turing als autistischen Sonderling spielt, der sich in der Welt der Mathematik, der Kreuzworträtsel und Kryptographie deutlich wohler fühlt als in der Gegenwart von Menschen, denen er abweisend, arrogant und unwirsch erscheint.

 

Keira Knightley ist beeindruckend als Joan Clarke, die als hochbegabte Rätsellöserin und Frau kaum Chancen in der traditionsbewussten akademischen Welt Englands hat und gerne bereit ist, eine unmögliche Ehe einzugehen, um weiterhin als Codeknackerin und Mathematikerin arbeiten zu können.

 

Das ganze Schauspiel-Ensemble ist hervorragend besetzt. Es ist deshalb keine Überraschung, dass der Film beim Palm Springs International Film Festival 2015 den Preis für das beste Ensemble gewonnen hat und auch eine Nominierung bei den Screen Actors Guild Awards erhalten hat.

 

Weiterhin gewann The Imitation Game den renommierten Publikumspreis beim Toronto Film Festival 2014.

 

Neben vielen anderen Nominierungen und Preisen (z.B. 5 Golden Globe- und 9 BAFTA-Nominierungen) wurde der Film für 8 Academy Awards (Oscars) nominiert, u.a. als bester Film, Benedict Cumberbatch als bester Darsteller, Keira Knightley als beste Nebendarstellerin, Morten Tyldum als bester Regisseur und Graham Moore für das beste adaptierte Drehbuch.

 

Dieser Film hat jede seiner Nominierungen verdient - er ist unbedingt sehenswert.

 

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The Imitation Game - Ein streng geheimes Leben (Großbritannien, 2014)

Originaltitel: The Imitation Game

Genre: Drama, Biografie

Filmlänge: 114 Minuten

Darsteller: Benedict Cumberbatch, Keira Knightley, Matthew Goode, Mark Strong, Rory Kinnear u.a.

Regisseur: Morten Tyldum

Drehbuch: Graham Moore

Verleih: SquareOne Entertainment

FSK: ab 12 Jahren

Kinostart: 22. Januar 2015

 

 

Foto: Alan Turing (Benedict Cumberbatch) und sein Team: v.l.n.r. Joan Clarke (Keira Knightley), Peter Hilton (Matthew Beard), Hugh Alexander (Matthew Goode) und John Cairncross (Allan Leech)

© SquareOne Entertainment