Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 4. Juni 2015, Teil 1

 

Margarete Frühling

 

München (Weltexpresso) - Seit den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts ist es wieder beliebt, den Jakobsweg zu gehen. So sind z.B. allein 2014 über 230 000 Menschen in Santiago de Compostela gezählt worden. Dabei ist "der Camino" nicht nur die allseits bekannte Strecke von Saint-Jean-Pied-de-Port nach Santiago de Compostela ...

 

(oder auch bis zum Cabo de Finisterre) über Roncevalles, Puenta la Reina, Burgos, Leon und Ponferrada, sondern es ziehen sich durch ganz Europa Pilgerwege, die sich in Saint-Jean-Pied-de-Port treffen.

 

Der Schweizer Film " Camino de Santiago - Eine Reise auf dem Jakobsweg" beginnt im Kloster Maria Einsiedeln. Einsiedeln galt bereits im Mittelalter als erster Sammelpunkt, von dem aus die Pilger meist in Gruppen weiterzogen. Der Weg geht von dort über Le Puy, Moissac nach Saint-Jean-Pied-de-Port.

 

Die Filmemacher Jonas Frei und Manuel Schweizer versuchen, die Stimmung entlang des Camino einzufangen. Dies geschieht zum Einen durch grandiose Landschaftsaufnahmen, zum Anderen durch unkommentierte Interviews.

 

Und hier beginnt schon das Problem des Films. Es kommen sehr viele Wanderer zu Wort, die man einmal mit einem kurzen Statement sieht, aber man lernt die Menschen nicht kennen und erfährt recht wenig über ihre Beweggründe. Dies führt dazu, dass sich der Betrachter den Pilgern nicht verbunden fühlt und der Film eigentlich auch nicht fesselt. Es kommt nur der Verdacht auf, dass die wenigsten aus religiösen Motiven pilgern, sondern, dass sie aus vielen unterschiedlichen Gründen (vom sportlichen Wandern, über das Sammeln von Stempeln oder der Abenteuerlust) die Wanderung unternehmen.

 

Dazu kommt, dass der gesamte Film technisch etwas dilettantisch wirkt. So ist z.B. die Tonmischung vor allem bei den Interviews unmöglich, da die Hintergrundgeräusche die Sprechenden übertönen, und die Schnitte sind teilweise schlecht gemacht, so dass die Interviews manchmal im Off enden. Dazu kommt noch, dass zwar die nicht-deutschsprachigen Interviews untertitelt sind, leider aber nicht die schweizerischen, die doch etwas schwer zu verstehen sind.

 

Der Film ist sicher geeignet, um sich einmal eine Überblick über die Landschaft und den Ablauf einer solchen Pilgerfahrt zu verschaffen, aber er ist ganz sicher kein Film, den man unbedingt gesehen haben muss.

 

Info:

Camino de Santiago - Eine Reise auf dem Jakobsweg (Schweiz, 2015)

Genre: Dokumentarfilm

Filmlänge: 82 Min.

Regie: Jonas Frei, Manuel Schweizer

Drehbuch: Jonas Frei, Ivan Hernandez

Verleih: Farbfilm Verleih

FSK: ab 0 Jahren

Kinostart: 04.06.2015

 

Bild: Film-Plakat, © Farbfilm Verleih