In der Reihe Königliche Dynastien folgen am Samstag, 25. Juli DIE BOURBONEN

 

Katharina Klein

 

Mainz (Weltexpresso) - Seit mehr als dreihundert Jahren herrschen die Bourbonen in Spanien. Ein mächtiges Adelsgeschlecht, dessen Wurzeln in Frankreich liegen. Der berühmteste Vertreter des Hauses Bourbon: Frankreichs Sonnenkönig Ludwig XIV. Mit Waffengewalt etablierte er seinen Enkel Philippe als König Felipe V. auf dem Thron von Madrid.

 

Die große Ära der französischen Bourbonen ging mit der Revolution von 1789 zu Ende. Die Monarchie der spanischen Bourbonen wurde nach des Diktator Francos Tod wiederbelebt.

 

"Ich stehe für eine erneuerte Monarchie in einer neuen Zeit." Mit diesen Worten trat König Felipe VI. im Juni 2014 sein Amt an – als elfter Bourbone an der Spitze Spaniens. Er versprach Integrität, Ehrlichkeit und Transparenz - und hielt Wort. Felipe räumte auf in seinem Königshaus und verschaffte sich Autorität. "Zu führen heißt, zu dienen. Es wird keinen Tag geben, an dem ich mich nicht daran erinnere", sagte er unlängst in einer landesweit übertragenen Ansprache.

 

70 Prozent der Bevölkerung fühlen sich durch ihren neuen König gut vertreten. Kein Spanier genießt höheres Ansehen als er, gefolgt von seiner Frau Letizia. Innerhalb eines Jahres hat das junge Königspaar die Bande zum Volk wieder neu geknüpft. Juan Carlos I. hatte seinem Sohn Felipe ein schweres Erbe hinterlassen. Skandale hatten das Königshaus in Misskredit gebracht. In der Bevölkerung sank der Rückhalt für die Monarchie auf ein Rekordtief.

 

Ein Jahr nach dem Thronwechsel in Madrid porträtiert die Dokumentation Spaniens neues Königspaar, taucht ein in die bewegte wie bewegende Geschichte des Hauses Bourbon. Anhand ausgesuchter Biografien erkundet der Film die 300-jährige Herrschaft der spanischen Bourbonen und schlägt den Bogen von Schloss Versailles unter Sonnenkönig Ludwig XIV. zum Königspalast in Madrid, unter Felipe VI.. Filmemacherin und Königshaus-Expertin Julia Melchior begleitete das neue Königspaar über Monate. Eindrucksvolle Bilder gewähren seltene Einblicke in den Alltag des spanischen Königshauses.

 

 

Aussagen über die Bourbonen

 

Paul Ingendaay, Journalist: Was macht ein Franzose auf dem spanischen Thron? Die Bourbonen auf einen Thron zu setzen, wo sie eigentlich gar nicht hingehören, hat das europäische Gleichgewicht empfindlich gestört. Und mit diesem Problem begann die Bourbonenherrschaft. Die Bürgerkriege während der letzten 300 Jahre und das Katalonien-Problem sind letztlich darauf zurückzuführen. Alles begann damit, dass Ludwig XIV. seinen Enkel Philippe auf diesen Thron setzte. Und Philippe glaubte, er müsse den Zentralismus, den er in Frankreich gelernt und den der "Sonnenkönig" ihm vorgebetet hat, einfach nach Spanien exportieren. Er begriff einfach viel zu spät, dass es in Spanien völlig anders lief.

 

Carmen Iglesias, Direktorin der Königlichen Akademie für Geschichte und langjährige Mentorin von König Felipe VI.: König Felipe hält das Versprechen, mit dem er angetreten ist. Einen besseren Nachfolger hätten wir uns nicht wünschen können. Er ist klug und seiner Aufgabe mehr als gewachsen. Ein Mann mit großem Einfühlungsvermögen und hohem moralischem Anspruch. Er wird das Lebenswerk seines Vaters aufs Beste fortführen und für die freiheitliche Demokratie und das Wohl des Landes eintreten.

 

Paul Ingendaay, Journalist: Spanien ist ein Land von schwarz und weiß, ein Land der krassen Gegensätze und der Leidenschaften, die wie auf einer Bühne ausgelebt werden. Und das macht es bis heute so schwierig in der Politik. Die Spanier diskutieren hitzig bis ins kleinste Detail. Sie ertragen die Grautöne schlecht. Juan Carlos aber war der Meister der Grautöne. Er war bereit, selbst grau zu sein, damit dieses Land endlich in seinen Extremen zusammenwächst. Vielen ist das gar nicht klar. Die haben Juan Carlos als Kumpel und Charmeur gesehen, aber die wirkliche mentalitätsgeschichtliche Leistung ist, "das Grau" akzeptabel gemacht zu haben. Grau bedeutet Demokratie und Frieden. Wir haben in Spanien die längste Friedensepoche seit Menschengedenken. Und Juan Carlos ist der Mann, der das vollbracht hat.

 

Alfredo Urdaci, Ex-Chef von Letizia und Co-Moderator der Nachrichten bei TVE: Letizia war eine leidenschaftliche Journalistin. Sobald eine Nachricht über den Ticker ging, wollte sie an den Ort des Geschehens und berichten. Sie arbeitete sehr gewissenhaft und kannte nur ihren Job. Eine echte Perfektionistin. Man konnte sich auf sie verlassen und es hat Spaß gemacht, mit ihr zu arbeiten. Seit sie Königin ist, kommt diese Seite von ihr erst richtig zur Geltung und die Menschen fangen an, eben diese Eigenschaften an ihrer neuen Königin zu schätzen.

 

Ich erinnere noch, wie Letizia mich um einen Termin bat. Sie kam in mein Büro und sagte zu mir: "Ich habe mich mit Felipe verlobt." "Sehr schön, gratuliere", antwortete ich ihr, "aber welcher Felipe?". Niemand hatte die leiseste Ahnung von dieser Beziehung. Anfangs fiel es Letizia gewiss nicht leicht, sich an ihr Leben als Prinzessin zu gewöhnen. Sie stand in der zweiten Reihe und hatte auch nicht wirklich eine Aufgabe. Sie musste ihren Eifer regelrecht unterdrücken. Aber jetzt als Königin blüht sie wieder richtig auf.

 

 

Foto:

Felipe und Letizia, das neue Königspaar auf dem Thron der Bourbonen - sowie ihre Töchter Sofia und Leonor © ZDF und getty images

 

 

INFO:

Stab: Königliche Dynastien - Die Bourbonen

Buch und Regie Julia Melchior

Regie/Szene Oliver Halmburger

Kamera Anthony Miller, Michael Habermehl und Christian Baumann

Kamera/Szene Tobias Corts und Richard Koburg

Schnitt Walter Freund

Sprecher Klaus-Dieter Klebsch

Produktionsleitung Caroline Marinoff

Redaktion Ursula Nellessen

Leitung Stefan Brauburger