Polnischer Kinofilm über den Warschauer Aufstand beendet „70 Jahre Kriegsende“

 

Eike Holly

 

Hamburg (Weltexpresso) - Ein polnischer Film über ein polnisches Trauma: Am Sonntag, 2. August 2015, 22.00 Uhr, zeigt das ZDF "Warschau '44". Die Free-TV-Premiere des Kriegsdramas von Regisseur Jan Komasa schildert den von der Polnischen Heimatarmee getragenen Aufstand gegen die deutschen Besatzer im Sommer 1944 aus der Perspektive junger Widerständler.

 

Der Kinofilm über eines der schrecklichsten Ereignisse der deutsch-polnischen Geschichte beschließt den ZDF-Themenschwerpunkt zu 70 Jahren Kriegsende.

 

Sommer 1944 im seit fast fünf Jahren von Nazi-Deutschland besetzten Warschau: Der junge Stefan (Józef Pawlowski) schließt sich nach dem Verlust seiner Arbeit der Polnischen Heimatarmee an. Gemeinsam mit Ala (Zofia Wichlacz), Kama (Anna Próchniak) und weiteren Freunden kämpft er wie viele andere junge Polen im Untergrund. Alle glauben an einen kurzen und erfolgreichen Aufstand – zumal die sowjetischen Truppen bereits vor Warschau stehen. Doch die Erhebung wird von den deutschen Besatzern brutal niedergeschlagen, die Rote Armee greift nicht ein. In den Wirren der Straßenschlachten werden die Freunde auseinandergerissen.

 

Im Anschluss an den Spielfilm zeigt die begleitende "ZDF-History"–Dokumentation, warum der Aufstand gegen die deutsche Besatzung in unserem Nachbarland heute noch ein nationales Trauma darstellt. In der Sendung werden auch Ausschnitte von Filmen gezeigt, die damals von Widerständlern selbst gedreht wurden.

 

Wer sich vorbereiten oder nachbereiten will, sollte unbedingt das Buch von Hanna Krall DEM HERRGOTT ZUVORKOMMEN lesen, das im Verlag Neue Kritik erschienen ist. „In einer meisterhaften literarischen Montage konfrontiert Hanna Krall den stellvertretendenen Kommandanten des Warschauer Ghettoaufstandes von 1943, Marek Edelmann, mit dem heutigen Herzchirurgen Marek Edelmann.“, heißt es Seiten des Verlags. In der Tat ist das eines der erstaunlichsten Bücher, wo Vergangenheit und Gegenwart ineinanderfließen. Heute erinnert sich Edelmann eher zögerlich und zurückhaltend über die Wucht, mit der er als Zwanzigjähriger zusammen mit vier Gleichaltrigen die vierhunderttausend eingesperrten Juden in Warschau zum Aufstand aufgerufen hatte. Auch wenn der Aufstand nicht siegreich war, hat er doch gewaltige Spuren hinterlassen, weil sich die Ghettogefangenen nicht wie Vieh von den Deutschen zur Schlachtbank haben führen lassen, sondern wenigstens gewehrt haben.

 

P.S. Wer den Film nicht sehen wird, sollte wenigstens das Buch lesen.

 

Foto:

 

Die Widerstandsgruppe, darunter Ala (Zofia Wichlacz, 5.v.l.), Kama (Anna Próchniak, 5. v.r.), Beata (Karolina Staniec, 3.v.l.) und Stefan (Józef Pawlowski, 3.v.l.) nimmt neue Befehle ihrer Vorgesetzten entgegen © ZDF/Ola Grochowska