Lida Bach

 

Besser Arm dran als Arm ab. Das ist die allumfassende Erkenntnis, die das Ensemble kauziger Figuren aus Christian Lerchs Heimatposse gewinnen, und der einzige Trost des Publikums. Für letzte kommt diese Einsicht genauso zu spät wie für Metzgermeister Much. Der fundamentale Einschnitt, der den verschuldeten Kneipenbesitzer (Jürgen Tonkel) vor der Pleite bewahren soll, kostet ihn seinen linken Arm. Das Fleischereigeräte in der Küche, wo Muchs zurückgebliebener Gehilfe Paul (Mathias Kellner) so dumpf Schlachtabfälle walkt wie der Regisseur und Drehbuchautor seinen Plot, schneidet nicht nur Würstchen.

Nein, das Kinodebüt des Autors von „Wer früher stirbt, ist länger tot“ ist keine Neuauflage von „Das deutsche Kettensägenmassaker“, auch wenn man sich nach dem kümmerlichen Klamauk durch den Wolf gedreht fühlt. „Ein komischer Tag ist das heute.“, räsonieren gleich zwei Protagonisten, bevor die Jagd nach Muchs vom Hund verschleppten und in Folge verlorenem Arm mit einer vorhersehbaren Familienzusammenführung endet. Der Unfall ihres fortan im Koma liegenden Onkels Sepp (Johann Schuler) hat die Brüder Paul, Lukas (Florian Brückner) und Hansi (Maximilian Brückner) voneinander und von ihren einander ebenfalls entfremdeten Eltern Erika (Johanna Bittenbinder) und Johann (Heinz-Josef Braun) weggetrieben.

 

Umweltaktivist Lukas will gar auf einem Greenpeace-Schiff hinaus auf die Meere, doch soweit kommen er und die Handlung nicht. Zu Hause ist´s doch am Schönsten lehrt Lukas die anstellige Luisa (Nina Proll) Die Wiedervereinigung des ungleichen Brüder-Trios ist der dramaturgische Vorwand der absurden Odyssee durch die bayerische Landschaft, mit dem der filmische Schwank dem Trend moderner Heimatkomödie nacheifert. „Modern“ sind bei Lerche die 80iger. Nicht aus dramaturgischer Sinnhaftigkeit, sondern weil „Was weg is, is weg“ Vokuhila, rote Mantas und ein sperriges Mobiltelefon, wie es der windige Versicherungsvertreter Hansi durch die klägliche Handlung schleppt, für irre komisch hält. Gleiches gilt für Wagenpannen, gereimte Bannersprüche („Strom vom Atom schädigt das Genom“) und mit billigen Gummiattrappe suggerierte Schwerverletzungen.

 

Keine Sorge: hat gar nicht weh getan, nach Muchs Verhalten zu urteilen. Anders die holprige Irrfahrt durch deutsche Hinterwalde, deren Fernsehspiel-Niveau kommentiert Johann treffend: „Abschalten. Hätte ich schon längst getan.“

 

Oneline: Heimatklamotte ohne Hirn und Humor.

 

Titel: Was weg is, is weg

Land/ Jahr: Deutschland 2012

Laufzeit: 88 Min.

Regie: Christian Lerch

Drehbuch: Christian Lerch

Kamera: Stefan Biebl

Schnitt: Anja Pohl

Musik: Jakob Ilja

Darsteller: Florian Brückner, Nina Proll, Maximilian Brückner, Johanna Bittenbinder, Mathias Kellner, Jürgen Tonkel, Marie Leuenberger, Heinz-Josef Braun

Verleih: Senator

Kinostart: 22. März 2012