Serie: Die B3 Biennale des bewegten Bildes vom 7. bis 11. Oktober 2015 in Frankfurt, Teil 3
Katharina Klein
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Gleich vier verschiedenen Rollen spielt Hollywoodstar Tilda Swinton in dem Film „Teknolust“ der US-amerikanischen Regisseurin Lynn Hershman Leeson. Das absurde Science-Fiction-Drama über Cyber-Identitäten, Biogenetik, Geschlechtskonstruktionen und sexuelle Selbstbestimmung im Zeitalter des Internets wird im Rahmen des Film-Programms der B3 Biennale des bewegten Bildes gezeigt.
Die feministische US-Künstlerin und Technikpionierin Lynn Hershman Leeson, Jahrgang 1941, gilt als Vorreiterin der Medien- und der interaktiven Kunst. Auf der B3 stellt sie außerdem ihre Filme „!W.A.R. Women Art Revolution – A secret history" und „First Person Plural: The Electronic Diaries" vor. Und Tilda Swinton ist für Filmliebhaber einfach eine ganz besondere Person, weil sie auch in kleinen Produktionen mitspielt und ihr die Inhalte wichtiger sind als Geld und Ehre. Man merkt schon, wie sind absolute Fans von ihr, die wie keine andere und auch kein anderer Schauspieler zusätzlich eine Wandlungsfähigkeit fertigbringt, daß es schon Rollen gab, wo man sie überhaupt nicht erkannte. Was auch ein Phänomen ist, das ist, daß sie sowohl eine wunderschöne Frau wie auch eine verkommene, ausgelaugte nichtssagende Figur spielen kann. Das ist Menschenkunst.
B3 präsentiert die einflußreichsten Medienkünstlerinnen
Aber eigentlich geht es gar nicht um Tilda Swinton, die ist nur das Bonbon, das einleitet. Denn es geht um die jenigen, die in der Filmlandschaft als Frauen ihren Weg machen. Deshalb präsentiert Deutschlands wichtigstes Kreativfestival B3 in seinem 2015-er Programm neben Hershman Leeson weitere einfluß- und erfolgreiche Frauen aus Kunst, Technologie und Medien. „Unsere Teilnehmerinnen und Sprecherinnen zeichnen sich dadurch aus, dass sie mit ihren Werken die internationale Kunst- und Medienszene prägen, dabei aber aktiv politisch Stellung beziehen und gesellschaftlich Einfluss nehmen wollen“, erklärt B3-Festivalleiter Prof. Bernd Kracke.
Zu Gast auf der B3: Keren Elazari (Israel)
Keren Elazari ist eine der führenden Sicherheitsexpertinnen im Cyber-Bereich und Hacktivistin. In ihren zahlreichen öffentlichen Vorträgen auf den wichtigsten Technologiekonferenzen der Welt thematisiert sie immer wieder die gesellschaftliche und politische Bedeutung von Hackern. Ihr Credo: „Das Schöne an Hackern liegt darin, dass sie uns zwingen, uns weiterzuentwickeln und zu verbessern.“ Ihr Berufswunsch wurde im Alter von 15 Jahren durch Angelina Jolie inspiriert, die 1995 in dem Film „Hackers – Im Netz des FBI“ eine Hauptrolle spielte.
Zu Gast auf der B3: Helena Acosta (Venezuela)
Helena Acosta ist eine in New York lebende, venezolanische Digital-Künstlerin und Aktivistin. Sie ist Gründerin der Producción Aleatoria, einem Ort zur Ermittlung und Förderung digitaler Kunst sowie sozial engagierter künstlerischer Projekte. Desweiteren hat sie die visuelle Aktivismus-Bewegung „Demontage der Simulation“, eine venezolanische Initiative für partizipativen visuellen Aktivismus mitbegründet. Diese Bewegung entstand aus einer Facebook Versuchsgruppe heraus. Beweggrund zur Gründung waren Verletzungen der Menschenrechte, die aufgrund eines Studentenproteste gegen den venezolanischen Präsident Nicolas Maduro im Februar 2014 angeklagt wurden. Acostas Arbeiten konzentriere sich auf die Medienkünste als sozial engagierte Formate.
Zu Gast auf der B3: Jasmina Kallay (Irland)
Dr. Jasmina Kallay ist Drehbuchautorin, Schriftstellerin, Dozentin und Transmedia-Gestalterin. 2012 schrieb sie Beat Girl, einen Jugendroman, der als Spielfilm und EMMY-nominierte TV-Serie verfilmt wurde. Kallay sieht die Medien-Zukunft in virtuellen und erweiterten Realitäten und prophezeit eine „bildschirmlose Zukunft“.
Zu Gast auf der B3: Maryam Tafakory (Iran)
Maryam Tafakory ist eine Animator- und Filmemacherin. Sie lebt und arbeitet in London. In Ihrer teils-dokumentarischen Arbeit erforscht Sie allegorische Formen der visuellen Erzählung, den inneren Monologe und das Geschichtenerzählen. Ihr Projekt Taklif befasst sich mit dem Thema Kinderheirat, welche in vielen Regionen der Welt nach wie vor weit verbreitet ist. www.maryamtafakory.com
Zu Gast auf der B3: Maria Papanikolaou (Griechenland)
Maria Papanikolaou ist diplomierte Rechtswissenschaftlerin mit einem Abschluss an der Athener Universität. Später erwarb sie einen Abschluss für bildende Kunst an der Königlichen Akademie der Kunst in den Niederlanden. Ihr Projekt „Die Kunst/der Akt zu fliehen“ konzentriert sich auf die Fantasie, die Handlung und die Bescheinigung einer Flucht. Inspiriert wird Maria in Ihrer Kunst sehr durch ihren ersten Abschluss in Recht und durch ihre praktischen Erfahrungen in der Abteilung für Verbrechen am Obersten Gericht in Athen. Ihre Installationen behandeln Fälle, die sich mit Menschenrechtsverletzungen beschäftigen.
Foto:
Tillda Swinton als sie selbst
INFO:
Über B3
Die zweite Ausgabe der B3 Biennale des bewegten Bildes findet vom 7. bis 11. Oktober 2015 unter dem Leitthema „Expanded Senses. Mit allen Sinnen erleben und Grenzen verschieben“ in Frankfurt und der Rhein-Main-Region statt. Ziel der 2013 gestarteten Biennale ist es, eine breit angelegte interdisziplinäre und genreübergreifende Allianz für das bewegte Bild zu schaffen. Das Debüt 2013 überzeugte auf Anhieb rund 25.000 Besucher aus zwölf Ländern. Veranstalter der B3 Biennale des bewegten Bildes ist die Hochschule für Gestaltung Offenbach (HfG).
Die Träger der B3 sind das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst (HMWK), die Hessische Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (LPR Hessen) und die Stadt Frankfurt am Main. Gefördert wird die B3 vom Kulturfonds Frankfurt Rhein Main vom Kulturamt sowie von derWirtschaftsförderung Frankfurt. Stifter des B3 Preises BEN für das künstlerische Lebenswerk sind Sylvia und Friedrich von Metzler. Partner sind die Hessische Film-und Medienakademie (hFMA), die Kunsthochschule für Medien Köln, die Central Academy of Fine Arts Beijing (CAFA), das Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“, Sesc São Paulo, Associação Cultural Videobrasil und die gamescom.
TERMIN +ORT
B3-Biennale vom 7. bis 11. Oktober in Frankfurt am Main, Festivalzentrum Museum für Angewandte Kunst
www.b3biennale.com