Nach Motiven des gleichnamigen Romans von Siegfried Lenz am 5. Oktober

 

Helga Faber

 

Mainz (Weltexpresso) - Zur Erinnerung an den großen deutschen Schriftsteller Siegfried Lenz, der am 7. Oktober 2014 starb, zeigt das ZDF als Erstausstrahlung den Fernsehfilm "Der Verlust" nach Motiven seines gleichnamigen Romans.

 

Uli (Heino Ferch) und Nora (Ina Weisse) verbindet eine späte Liebe. Doch Uli geht der Entscheidung, zu der gemeinsamen Beziehung zu stehen, immer wieder aus dem Weg. Eines Morgens lähmt ihn ein Hirnschlag, von einer Sekunde auf die andere kann er sich nicht mehr mitteilen. Dann stellt sich heraus: Er hat ein Doppelleben geführt.

 

"Siegfried Lenz hätte diese Verfilmung seines Romans gewiss gelten lassen"

 

von Günter Berg, Vorsitzender des Vorstands der Siegfried Lenz Stiftung

 

In seiner zentralen Thematik ist "Der Verlust" ein ganz typischer Roman von Siegfried Lenz: ein Mensch gerät ohne eigenes Verschulden und scheinbar wie aus heiterem Himmel in eine außergewöhnliche Situation; ein Mann erleidet eine existenzielle Krise, weil ihm die Fähigkeit, sich zu verständigen, abhanden gekommen ist. Und im gleichen Augenblick entgleitet ihm sein gesamtes bisheriges Leben. Ihn selbst zwingt die Krankheit in die Knie, seine Mitmenschen in die Lage, sich zu bekennen für oder gegen den Geliebten, den Bruder, den Freund und sich damit Klarheit zu verschaffen über ihre eigenen Gefühle. Die Krise des Protagonisten wird zum reinigenden Prozess für alle.

 

Siegfried Lenz hatte das Drehbuch zu diesem Filmprojekt noch lesen können, bevor er im Oktober 2014 starb. Und wie zuvor bereits in vielen Fällen respektierte er auch hier die Veränderungen, die Betonungen und auch Ergänzungen, die die Verfilmung dieses Romans 35 Jahre nach seinem Erscheinen notwendig erscheinen ließen. Es hatte großen Respekt vor dieser Visualisierung seiner persönlichen Blicke auf die Welt. Während der eigenen Arbeit an neuen Texten war ihm die Deutlichkeit der Charaktere, fast könnte man sagen: die "Sichtbarkeit" der Konflikte und Beziehungen sehr wichtig. Anders als im Film aber schuf er in jedem seiner Romane und Erzählungen eine für zahllose Leserinnen und Leser in je eigener Weise mögliche Sehweise: "Ich möchte dem Leser (oder gar den Zuschauern!) natürlich nicht vorgreifen oder sie gar bevormunden. Es geht darum, das Verlorene noch einmal in der Erinnerung zu beleben, um die Gegenwart, oder sagen wir: die Wehrlosigkeit in der Gegenwart erträglich zu machen. Es geht darum, etwas vor dem Vergessenwerden zu bewahren, einen Verlust – im Roman den Sprach- und Identitätsverlust der Hauptfigur - aufzuhalten."

 

Siegfried Lenz hätte diese Verfilmung seines Romans gewiss gelten lassen; so, wie er bereits die Adaption seiner frühen Erzählung "Die Flut ist pünktlich" schätzte. Nachdem er diese eindrucksvolle Verfilmung sehen konnte, bekannte er, dass ihn "das Engagement und die persönliche Hinwendung aller Beteiligten, von den Schauspielern bis zu den Programmverantwortlichen des ZDF, berührt hat. Ich war nicht sicher, ob man in diesen Zeiten im Fernsehen solch ernsthafte Beschäftigung mit Büchern überhaupt erwarten darf; hier habe ich sie gespürt."

 

Ein größeres Kompliment kann man sich wohl kaum wünschen.

 

P.S. Günter Berg ist der ehemalige und sehr erfolgreiche Verlagschef des Hoffmann und Campe Verlages, der Siegfried Lenz verlegt, und war zuvor das ehemalige und sehr erfolgreiche Ziehkind von Siegfried Unseld im Suhrkamp Verlag, wo er wie so viele vor dessen Witwe Reißaus nahm.

 

Stab und Besetzung

 

Montag, 5. Oktober 2015, 20.15 Uhr

Der Fernsehfilm der Woche

Der Verlust

Nach Motiven des gleichnamigen Romans von Siegfried Lenz

 

Buch Thomas Berger nach dem gleichnamigen Roman von Siegfried Lenz

Regie Thomas Berger

Kamera Wedigo von Schultzendorff

Szenenbild Thorsten Lau

Kostüm Natascha Curtius-Noss

Musik Florian Tessloff

Casting Rebecca Gerling

Film Editor Jan Henrik Pusch

Produktionsleitung Frank B. Bosselmann

Herstellungsleitung Roger Daute

Produzenten Jutta Lieck-Klenke, Dietrich Kluge

Produktion Network Movie, Jutta Lieck-Klenke

Redaktion Daniel Blum

 

Die Rollen und ihre Darsteller

 

Nora Fechner Ina Weisse

Uli Martens Heino Ferch

Karin Petersen Fritzi Haberlandt

Eva Grant Margarita Broich

Frank Martens Hans-Jochen Wagner

Hilde Martens Meret Becker

Hendrik Hansen Peter Jordan

Kamal Tedros Teclebrhan

Dr. Nicolai Peter Kremer

Walter Peter Franke

Krankenschwester Ingrit Dohse

Notarzt Oliver Warsitz

Krankenschwester Stephanie Müller-Hagen

Stationsschwester Maria M. Wardzinska

u.a.

 

 

INFO:

Sendetermin

Montag, 5. Oktober 2015, 20.15 Uhr

 

Foto:

Heino Ferch und Ina Weisse © ZDF / Marion von der Mehden