Reihe Klassiker & Raritäten an Dienstagen im Oktober im Deutschen Filmmuseum Frankfurt

 

Siegrid Püschel

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Konrad Wolf, geboren 1925 als Sohn des Schriftstellers Friedrich Wolf, gestorben 1982, war der bedeutendste Filmregisseur der DDR. Große Teile seiner Jugend verbrachte er in Moskau, wurde sowjetischer Staatsbürger und war 1945 als Teil der Roten Armee an der Invasion Berlins beteiligt.

 

Wolf studierte an der Moskauer Filmhochschule und arbeitete als Regisseur für die DEFA. Von 1965 bis 1982 war er Präsident der Akademie der Künste der DDR. Am 20. Oktober würde Konrad Wolf seinen 90. Geburtstag feiern. Aus diesem Anlass zeigt das Kino des Deutschen Filmmuseums vier seiner insgesamt 16 Filme. Die Filmhochschule in Babelsberg trägt heute zu dessen Ehren Konrad Wolfs Namen.

 

 

Dienstag, 06.10., 18 Uhr

LISSY

DDR 1957. R: Konrad Wolf

D: Sonja Sutter, Horst Drinda, Hans-Peter Minetti. 89 Min. 35mm

 

Konrad Wolfs dritter Film LISSY entstand nach dem Roman Die Versuchung von F. C. Weiskopf. Lissy, die Titelfigur, ist die Ehefrau eines kleinen Angestellten am Ende der Weimarer Republik. Als dieser während der Wirtschaftskrise entlassen wird, muss er als Vertreter arbeiten und wird anfällig für die Parolen der Nationalsozialisten: Er tritt in die SA ein und macht dort Karriere. Lissy strebt nach Wohlstand und wähnt sich an ihrem Ziel, bekommt angesichts der Machenschaften der Nazis aber moralische Zweifel. LISSY ist eine präzise, filmisch dicht gearbeitete Analyse des Kleinbürgertums und seines Verhaltens im Angesicht des Faschismus.

 

 

Dienstag, 13.10., 18 Uhr

DER GETEILTE HIMMEL

DDR 1964. R: Konrad Wolf

D: Renate Blume, Eberhard Esche. 110 Min. 35mm

 

Mit der Adaption von Christa Wolfs Roman Der geteilte Himmel realisierte Konrad Wolf seinen wohl berühmtesten Film. In einer Rückblende erinnert sich Rita nach einem Nervenzusammenbruch an die vergangenen Jahre: Als junge Frau verliebt sie sich in den zehn Jahre älteren Chemiker Manfred, welcher sie ermutigt zu studieren. Sie zieht mit ihm zusammen und macht ein Betriebspraktikum. Aber die skeptisch-bittere Grundhaltung Manfreds gefährdet ihre Liebe und er geht schließlich nach Westberlin. Der Film lädt in seiner Distanziertheit zur besonderen Reflexion über die Verhältnisse in der DDR ein.

 

 

Dienstag, 20.10., 18 Uhr

DER KLEINE PRINZ

DDR 1966/72. R: Konrad Wolf D: Christel Bodenstein, Eberhard Esche. 74 Min. 35mm

 

Ursprünglich für den Start des Farbfernsehens in der DDR gedacht, entstand DER KLEINE PRINZ 1965/66 als Produktion der DEFA im Auftrag des Deutschen Fernsehfunks. Dieser versäumte es jedoch, die Rechte an der literarischen Vorlage von Antoine de Saint-Exupéry einzuholen, sodass der Film bis 2014 nur zweimal öffentlich zu sehen war. Seit Anfang dieses Jahres sind die Rechte am Werk von Saint-Exupéry jedoch frei, und so kann dieses nachdenklich-charmante „Märchen für Erwachsene“ nun gezeigt werden. Wolf siedelt die Geschichte vom in der Wüste abgestürzten Piloten und dem kleinen Prinzen in einer betont künstlichen Kulissenwelt an.

 

 

Dienstag, 27.10., 17:30 Uhr

ICH WAR NEUNZEHN

DDR 1968. R: Konrad Wolf

D: Jaecki Schwarz, Wassili Liwanow. 119 Min. 35mm

 

ICH WAR NEUNZEHN enthält stark autobiografische Elemente aus dem Leben Konrad Wolfs: Ein junger sowjetischer Leutnant deutscher Abstammung kommt in seine ehemalige Heimat zurück. Er gehört einem Trupp an, der in den letzten Kriegswochen mit einem Lautsprecherwagen deutsche Soldaten zur Kapitulation bewegen soll. Neugierig nähert er sich einem Land, das er zuvor nie bewusst erlebt hat und das sowohl einen Johann Wolfgang von Goethe als auch einen Heinrich Himmler hervorbrachte.

 

Foto: aus Der geteilte Himmel

 

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