Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 12. November 2015, Teil 6

 

Konrad Daniel

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – An drei Perlen soll die Perlenschnur des Lebens des so erfolgreichen wie neurotischen, so erfolgssüchtigen wie einsamen durchaus genialen Apple-Mitbegründers Steve Jobs (Michael Fassbender) in diesem Film beispielhaft erzählt werden, die alle drei eine ähnliche Situation zeigen: die Situation vor und bei der Einführung neuer Produkte, die Steve Jobs als seine Kinder präsentiert.

 

Darin und in der wenig kritischen Einschätzung der Person Jobs folgt der Film der durch Jobs autorisierten Biografie von Walter Isaacson.

 

Der Film ist durchaus als Charakterstudie angelegt, aber zeigt dann doch ein Heldenepos, wobei Probleme angedeutet, aber nicht - beispielsweise psychoanalytisch - analysiert werden. Bleiben wir wie Jobs selber bei seiner beruflichen Tätigkeit, denn dieser Mensch scheint nur aus visionärer Entwicklungsarbeit am Großsystem Rechner und seiner möglichst effektiven Gerätschaft (hard- und software) zu bestehen. Das ist erlaubt, obwohl uns ein biographischer Hintergrund interessiert hätte, der erklären könnte, wieso dieser Lebensweg so eindimensional verlaufen ist. Nein, wir wollen seinen frühen Tod mit 56 Jahren im Jahr 2011nicht aufrechnen mit seiner Persönlichkeit. Darüber wissen wir einfach zu wenig, aber daß dies so ausgespart wird, wundert uns.

 

Zurück zu den drei Perlen, die die Ereignisse zur Präsentationen von Macintosh (1984), NeXT (1988) und iPod (2001) wiedergeben, vor und hinter den Kulissen. Der Mac genannte spezielle Apple-Rechner sollte als Computer als Grundausstattung für jeden fungieren. Jobs wollte die Beziehung des Menschen zur Technik grundsätzlich in neue Bahnen gießen. Die Technik sollte als Hilfsmittel jedem verfügbar sein und geradezu menschlich rüberkommen. Deshalb sollte beim Öffnen jeder Benutzer eines Computers mit einem freundlichen Hallo begrüßt werden. Doch das Programm stürzte ab. Außerdem gibt es Konflikte mit Apple-Mitbegründer Steve Wozniak (Seth Rogen) und anderen. Ziemlich lange müssen wir hier in die Tiefe und Breite gehen und erleben einen unangenehmen verbissenen Manager, der genau weiß, was er will und dies machtvoll durchsetzt. Nicht immer, denn sein Weg geht nicht gradlinig bei Apple weiter.

 

Das erfahren wir durch einen kräftigen Schnitt, der die Präsentation des Mac abbricht und ihn uns vier Jahre später bei einer anderen Präsentation einer anderen Firma, seiner eigenen konkurrierenden Erfindung des NeXT-Computers zeigt. Es geht weiter im Jahr 1998 mit dem iMac und der erneuten Führerschaft bei Apple. Man braucht gar nicht das Geschehen genau zu verstehen, es wird schon durch die filmische Gestaltung, ihre Präsentation deutlich. Denn die drei Perlen des Meisters werden durch unterschiedliche ästhetische Aufnahmen charakterisiert, die von eher ungelenk körnigen 16-mm zu aufgebrezelten 35 mm bis zu den gestochenen HD verlaufen. Eine sinnliche Leinwandentsprechung der Entwicklung der Technik, die einen fragen läßt, was mit der Entwicklung des Menschen Jobs passiert ist.

 

Dazu gibt es nur nach der Verweigerung der Anerkennung seiner Tochter (Makenzie Moss), die er mit Chrisann Brenna (Katherine Waterston) bekam, seine späte Wendung zu ihrer Anerkennung und der Annahme seiner Vaterschaft. Suggeriert wird die Veränderung als Folge der Computerbegeisterung seiner Tochter.

 

Die Struktur des Films – Drehbuch Aaron Sorkin (The Social Network), Regie Danny Boyle - erinnert an die Dramaturgie eines Dreiteilers mit Coda, dessen verbindendes menschliches Grundmuster die zuerst negierte, dann anerkannte Vaterschaft sein soll. Das ermüdet und ist einem als Quintessenz von lebendigem Leben einfach zu wenig. Denn was überall durchscheint, ist der auf Erfolg getrimmte Narzist, der aber auch keine einzelne Sekunde reflektiert, wie sich die Welt durch seine und anderer Erfindungen auch in einen Ort des kalkulierten Geschäfts und des um sich selber drehendes Systems verwandelt, das den Menschen durchsichtig, überschaubar und auf jeden Fall kontrollierbar macht.