Das naxos.Kino in Frankfurt feiert am Dienstag, 17. November mit Sekt und Film

 

Helga Faber

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Wolf Lindner, dem das alles zu verdanken ist und der als Filmimpressario durchgehalten hat, schreibt uns: „Endlich ist es so weit: das naxos.Kino wird 10 Jahre alt. Damit hat am 11. Oktober 2005 niemand gerechnet, ein Frühableben allenthalben prophezeit. Also werden wir am kommenden Dienstag ordentlich feiern und dazu natürlich einen Film vorführen und ein Filmgespräch führen.“

 

Um 18.00 Uhr wird die Naxoshalle geöffnet, um 18.30 Uhr beginnt die Feier mit einem Sektempfang. Willy Praml, mit dessen Theater der ehemalige und wie wir finden eindrucksvolle Industriebau heute als Willy Praml Theater in der Naxoshalle bekannt ist, und Wolf Lindner werden in einem Zweier-Talk die vergangenen zehn Kinojahre Revue passieren lassen, Kulturdezernent Felix Semmelroth wird ein Grußwort sprechen.

 

Eine Ausstellung von Filmplakaten der vom naxos.Kino gezeigten Filme lockt Kinoliebhaber zu ganz persönlichen Rückblenden.In den Gästebüchern und einem Pressespiegel können Sie im Vorbeigehen blättern.

 

Natürlich wird auch an diesem Abend ab etwa 20 Uhr ein Film gezeigt, ausnahmsweise – das bezieht sich darauf, daß es in der Regel um Dokumentarfilme geht - einen Spielfilm von 1994 mit Mario Adorf als Bürgermeister Heinz Lückert in der Hauptrolle: MAUS UND KATZ. Hinter der Story verbirgt sich eine wahre Geschichte, nämlich die Klüngelei eines Frankfurter Oberbürgermeisters mit einem Kiezkönig Jovan Koslowski (Dieter Mann) aus dem Bahnhofsmilieu. Aber da gibt es noch den kritischen Journalisten Fred Tonndorf (Ulrich Tukur) ….

 

Katz-und-Maus-Spiele zwischen einem machthungrigen Bürgermeister, einem vorteilsbewußten Kiezkönig und einem skrupellosen Journalisten. Ein Spielfilm, der die Machenschaften von Politik und Bahnhofsmilieu-Machern in Frankfurt besser durchleuchtet als jeder Dokumentarfilm das könnte. Der Autor Peter Zingler, Grimme-Preisträger mit Knasterfahrung, hat im Wesentlichen in seinem Drehbuch Vorgänge verarbeitet, die sich zwischen 1977 und 1986 in Frankfurt zugetragen oder angebahnt hatten, als der Christdemokrat Walter Wallmann hier Oberbürgermeister war.

 

Lt. Spiegel-Artikel beim Filmstart „kam erst Jahre später ans Licht, mit welch dubiosen Methoden unter und nach Wallmann die Säuberung des Bahnhofsviertels betrieben worden war. Den mächtigen Puffbesitzer-Brüdern Hersch ("Henry") und Chaim ("Charly") Beker hatte der CDU-Magistrat Grundstücke über eine zwecks Tarnung zwischengeschaltete kommunale Stiftung mit dem verräterischen Namen "Allgemeiner Almosenkasten" für mehr als 17 Millionen Mark überteuert abgekauft…Gleichzeitig erreichten die Stadtoberen durch Verkauf städtischen Besitzes, dass sich die Beker-Brüder weitab vom Bahnhof rund um einen (später geschlossenen) Großpuff geschäftlich etablieren konnten. Damit die Affäre im Dunkeln blieb, vollführten Wallmann, der inzwischen hessischer Ministerpräsident geworden war, und seine Helfer riskante Abwehrmanöver.“

 

Im Anschluss daran wollen die Kinobetreiber mit Gästen und Publikum über den Film, über Vergangenes und Zukünftiges plaudern. Auch der Regisseur wird dabei sein. Wer allerdings nur in der Halle gratulieren und ein Gläschen Sekt trinken will, kann einfach vorbeikommen, wann er will. Aber, wer den Film sehen will, läßt sich am besten jetzt gleich Sitzplätze reservieren: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

 

Wolf Lindner war so umsichtig und hat für alle diejenigen, die am Dienstag nicht kommen können oder die keine Karte mehr ergattern können, hat also für alle diejenigen, die 10 Jahre hier zusammengefaßt.

 

 

10 Jahre naxos.Kino in Frankfurt

 

Zusammenfassung: Fokus auf Dokumentarfilmen aus unterschiedlichsten Themenbereichen – Filmgespräch als Alleinstellungsmerkmal – Getragen von ehrenamtlicher Arbeit.

 

Im Jahr 2005 wurde das heutige naxos.Kino von einer Handvoll Dokumentarfilmenthusiasten und -machern gegründet und fand seinen Platz im WILLY PRAML THEATER in der Frankfurt Naxoshalle. Die Premiere war am 11. Oktober 2005 mit zwei Filmen über den berühmten Frankfurter Jazz-Posaunisten Albert Mangelsdorff, der im August des Jahres gestorben war. Der erste Beitrag, „Die Posaune des Jazz – Albert Mangelsdorff“, war ein aktueller Film von Thorsten Jeß aus dem Jahr 2004, der zweite Film, „Oh Horn! Albert Mangelsdorffs Posaune“ von Lucie Herrmann, damals bereits 27 Jahre alt und auf 16 mm in Schwarz-Weiß gedreht.

 

Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal zu anderen Programmkinos war von Beginn an das anschließende Filmgespräch, in diesem Fall mit den beiden Regisseuren Thorsten Jeß und Lucie Herrmann, die der Einladung gefolgt waren und sich der Diskussion mit dem Publikum gestellt haben. Nach wie vor ist das Gespräch wesentlicher Bestandteil jeder Aufführung, wobei inzwischen nicht nur die Filmemacher, sondern auch Protagonisten bzw. Fachleute zum Thema des Films sich den Fragen des Moderators und vor allem des interessierten Publikums stellen.

 

Eine andere Besonderheit des naxos.Kinos ist, dass alle beteiligten Personen inklusive Geschäftsführer, Technikern und Thekenpersonal ehrenamtliche Mitglieder des vor acht Jahren gegründeten gemeinnützigen Vereins (e.V.) sind, die sich neben der Ausrichtung der jeweils – mit wenigen Ausnahmen – am Dienstagabend um 19:30 Uhr stattfindenden Vorstellungen natürlich auch mit Filmvorschlägen und der entsprechenden Programmplanung beschäftigen und sich um kompetente Teilnehmer am jeweiligen Filmgespräch kümmern.

 

Immer mehr setzen sich Themenkreise durch, wobei „Musik im Dokumentarfilm“ seit der Gründung des Kinos ein fester Bestandteil ist. „Frankfurt im Film“, „überLeben“, „Architektur im Dokumentarfilm“, „MietSachen“, „Die Schöpfung bewahren“ oder auch seit August des Jahres „Geschichtsstunde“ sind inzwischen feste Bestandteile der Programmplanung und beim Publikum beliebt. Wie sich im Gespräch mit den Besuchern immer wieder herausstellt, ist es die Kombination aus Kunst, Information und vor allem die mögliche Kommunikation, die zum faszinierenden Kinobesuch in die Naxoshalle lockt und bereits viele „Wiederholungstäter“ hervorgebracht hat.

 

Fester Bestandteil des Programms ist – leider – auch die Winterpause des naxos.Kinos, da die denkmalsgeschützte Naxoshalle nur schwer zu beheizen ist, was die beliebten Filmgespräche besonders in harten Wintermonaten zu einer echten Herausforderung für alle Beteiligten macht. So endet auch in diesem Jahr das Programm am 18. November, die Wiederaufnahme erfolgt am 22. März 2016 um 19:30 Uhr mit dem Film „Futebol e Vida – On the Road with Socrates“ von Niko Apel und Ludi Boeken. Es ist ein Roadmovie mit Daniel Cohn-Bendit, der auch zum Filmgespräch kommen wird.

 

Der Film ist eine Hommage an den brasilianischen Ausnahmefußballer Socrates und sein soziales Engagement, das vor 40 Jahren begann. Während der WM 2014 reiste Cohn-Bendit quer durch Land, um aufzuspüren, wie viel vom Geist dieses Fußballers im Land noch zu spüren ist.

 

 

Info:

 

Maus und Katz mit Mario Adorf

Spielfilm von Peter Zingler und Hajo Gies, D 1994, 90 Min.

Beginn gegen 20 Uhr

Eintritt nur mit reservierten Karten!

 

 

Theater Willy Praml – Naxoshalle, Wittelsbacherallee 29, Eingang Waldschmidtstr. 19

/ Hinterhof

Kontakt: Wolf Lindner, Tucholskystraße 57, 60598 Frankfurt, Telefon 069/70794910,