Virtuelle Ausstellung anlässlich des 100. Geburtstags von Curd Jürgens am Sonntag, 13. Dezember im Deutschen Filmmuseum Frankfurt

 

Siegrid Püschel

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Ein Abend für und mit Curd Jürgens wird am Sonntag, 13. Dezember, um 18 Uhr im Deutschen Filmmuseum stattfinden, wo die Präsentation zum Start der virtuellen Ausstellung über den weltweit bekannten deutschen Schauspieler stattfinden. Zum Geburtstagsfest kommt auch die Stieftochter Curd Jürgens, Miriam Duncan.

 

Auf die virtuelle Ausstellung darf man sich schon jetzt freuen, denn es fängt gleich witzig an. Da gibt es ein Bild, auf dem die englische Königin Simone und Curd Jürgens bei einer Premiere begrüßt. Sehr edel der Herr im Frack. Überhaupt sehenswert, wie man sich in Schale warf. Das Witzige ist aber folgender Brief, der natürlich sehr viel früher geschrieben wurde, aber auf ein Problem verweist, das heute nur noch steuerrechtlich eines ist.

 

"Herr Curd Jürgens versichert an Eidesstatt, dass er nicht im Besitze auch nur eines einzigen kompletten Anzuges ist, geschweige denn eines solchen, den er als Berufskleidung in seiner Eigenschaft als Schauspieler auf der Bühne tragen kann."

(Brief der Münchner Gastspielbühne Curd Jürgens an das Wirtschaftsamt, Abteilung für Textil, München, 18. Juli 1946)

 

Fundstücke wie das oben zitierte, finden sich in großer Zahl im umfangreichen Nachlass von Curd Jürgens, den Margie, die Witwe des großen Theater- und Filmschauspielers, Regisseurs, Autors und Sängers, dem Deutschen Filmmuseum Frankfurt am Main vor Jahren überlassen hat. Aus den zahlreichen Materialien hat das Deutsche Filminstitut nun eine virtuelle Ausstellung gestaltet, die anlässlich des 100. Geburtstags von Curd Jürgens am Sonntag, 13. Dezember, online geht:

 

curdjuergens.deutsches-filminstitut.de

 

 

Dabei sollte den Nachlass eigentlich niemand zu sehen bekommen. Nach dem Tod, so Curd Jürgens' Wunsch, sollte sein Vermächtnis im geleerten Swimmingpool seines südfranzösischen Domizils in St.-Paul-de-Vence verbrannt werden. Margie Jürgens entschied sich dagegen und bewahrte so einzigartige Dokumente des kulturellen Erbes für die Nachwelt: Arbeitsdrehbücher, Fotografien, Manuskripte, Film- und Theaterprogramme, private und geschäftliche Korrespondenz, Tagebücher, Presseartikel und Fanpost wurden dem Archiv des Deutschen Filmmuseums 1997 übergeben. Darunter etwa auch folgender, bewegender Brief (Auszug) an seine in Los Angeles lebende Mutter aus dem Jahr 1951: "Mein liebes Motschilein, (...). Es ist alles sehr schwer. Ich glaube, ich habe die größte Dummheit meines Lebens gemacht, Euch zu verlassen. Wie kann ich das nur wieder gut machen. Es tut sich nichts. (...) Ich kann Dich, Motschilein, jetzt nicht holen, ich verdiene nur meine läppische Burgtheatergage, von der ich selbst nicht leben kann. Film ist nix. Désastre."

 

Die Dokumente aus rund acht Jahrzehnten zeugen vom schillernden Leben eines Mannes, der von sich selbst behauptete: "Ich hab' nichts ausgelassen." Curd Jürgens spielte neben Filmgrößen wie Ingrid Bergman, Brigitte Bardot, Orson Welles, Richard Burton, Robert Mitchum oder Romy Schneider, über die er schrieb: "Ich hoffe, daß sich ihre Sehnsucht, diese Romantik bald erfüllt. Daß sie einen Mann findet, mit dem es aber auch wirklich gut geht. Sie hatte bisher in ihrem Privatleben fürchterliches Pech. Vielleicht allerdings ist sie dadurch zu dieser ganz großen Schauspielerin geworden."

 

Mehr als 150 Film- und Fernsehproduktionen umfasst die Filmografie von Curd Jürgens. Auch dem Theater fühlte er sich zeitlebens verbunden. Er war Mitglied des Wiener Burgtheaters, spielte unter Berthold Viertel und mit Oskar Werner, Helene Thimig oder Alma Seidler. Viele Male stand er in der Rolle des "Jedermann" bei den Salzburger Festspielen auf der Bühne.

 

Der Nachlass von Curd Jürgens wird in drei Sprachen (Deutsch, Englisch und Französisch) öffentlich verfügbar gemacht. Im Gesamtbestand von mehreren tausend Objekten lässt sich ebenso recherchieren wie in kuratierten thematischen Schwer-punkten. Vertiefende Texte von Wissenschaftlern, Freunden und Kollegen ergänzen und kommentieren hier die Materialien des Nachlasses. Die Präsentation im virtuellen Raum bietet die einzigartige Möglichkeit, Objekte aus dem Nachlass Curd Jürgens' zu jeder Zeit, an jedem Ort zu erleben und auf neue, interaktive und intensive Weise miteinander in Beziehung zu setzen. Filmausschnitte lassen sich mit Dokumenten zu ihrer Entstehung abgleichen, Werkfotos illustrieren dazu die Dreharbeiten. Bislang unveröffentlichte Tagebucheinträge und andere persönliche Schriften von Curd Jürgens, in denen er sich kritisch mit der Arbeit eines Schauspielers auseinandersetzt, sind als Digitalisate, als Transkripte und von einem Schauspieler (Frank Muth) eingesprochen verfügbar. So entsteht ein multimedialer Parcours durch das professionelle und private Leben, der Klischees über den herausragenden Darsteller in Teilen bestärkt, an anderer Stelle aber auch mit ihnen bricht. Er zeichnet nicht nur das Bild und Werk einer einzelnen Person nach, sondern macht Zeitgeschichte erlebbar - von persönlichen (Nach-)Kriegserfahrungen bis hin zu Begegnungen mit Politikern, Künstlern und dem internationalen Jetset des 20. Jahrhunderts.

 

Foto: Queen Elizabeth II. mit Simone und Curd Jürgens bei der royalen Premier von ME AND THE COLONEL (US 1958, R: Peter Glenville)

 

 

Info:

Ein Abend für und mit Curd Jürgens: Präsentation zum Start der virtuellen Ausstellung am Sonntag, 13. Dezember, um 18 Uhr im Kino des Deutschen Filmmuseums; Gast: Miriam Duncan, (Stieftochter von Curd Jürgens)

Ausstellung: curdjuergens.deutsches-filminstitut.de