Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 17. Dezember 2015, Teil 6

 

Romana Reich

 

Berlin (Weltexpresso) – Es könnte so lustig sein, wenn der elfjährige Schüler von einer Schule nach der anderen fliegt und im letzten Zufluchtsgymnasium nun ausgerechnet bei der Mutprobe einer Jungensgang beim nächtlichen Einbrauch in besagtes Gymnasium von seiner Klassenlehrerin und Schuldirektorin erwischt wird und in höchster Not sich wünscht, sie möge doch schrumpfen, was umgehend passiert und er sie sich in sein Mäppchen steckt.

 

Es könnte so lustig sein, aber wir finden den Film fast, ja wie soll man es sagen: lieblos, weil er die menschliche Not nicht ernst genug nimmt und die daraus erwachsenden unglaublichen Dinge nicht leicht genug. Von vorne. Denn da sind wir voll dabei, wenn der elfjährige Felix (Oskar Keymar) eine Schule sucht. Schließlich ist er bisher von jeder geflogen und die Otto-Leonhard-Schule ist die letzte Möglichkeit, die Vater und Sohn einfallen. Die Mutter nämlich ist der Arbeit wegen im Ausland, verkehrt mit den Männern zu Hause per Skype und wird gerne angeschwindelt, was Probleme angeht. Denn die kommen.

Wie bestellt, bekommt er die strenge, weil anspruchsvolle Schuldirektorin (Anja Kling) als Klassenlehrerin, bei der er Mathematik hat. Sie läßt ihn gleich vorne an der Tafel spüren, daß es mit seinen Kenntnissen nicht weit her ist. Die Klasse, so ist das immer, führt das leichte Mobbing weiter. Felix ist so einer, der sich gerne mit Mädchen unterhält, aber das nehmen ihm die Jungens der Klasse übel, die ihn attackieren und zu einer Mutprobe herausfordern, andernfalls kann er bei den Mädchen der Klasse versauern.

 

Er soll für die Jungensgang, die der arrogante Mario (Georg Sulzer) anführt, in der Schule einbrechen und etwas klauen. Er kommt auch rein, aber er ist nicht alleine, denn die fleißige Direktorin, die den Besuch des Schulrats erwartet, arbeitet noch und nach einem Hin und Her erwischt sie ihn. Was tun? Heftig wünscht sich Felix diese Frau aus der Welt, was ja nicht geht, aber wenigstens klein und unsichtbar soll sie sein, das war der Vorschlag seines Vaters, wenn ihm die Welt einmal nicht gefällt. Gesagt, getan. Doch der heftige Wunsch wirkt. Die Lehrerin schrumpft! Sie wird so klein, daß er sie wie einen Bleistift ins sein Mäppchen stecken kann. Schließlich ist sie auch immer so aufrecht und hölzern, daß sie unter den Bleistiften nicht auffällt.

 

Damit fangen natürlich die Probleme jetzt erst an, die noch potenziert werden, da die Direktorin ihn noch nicht offiziell aufgenommen hatte, was aber nötig ist, damit die Stückzahl, bis zu der der gymnasiale Betrieb weitergeführt wird, stimmt. Es gibt nämlich die Absicht des Schulrats (Justus von Dohnányi), das Gymnasium zu schließen und eine Eliteschule daraus zu machen. Und so kommt es, daß Felix einsieht, daß die Interessenlage von ihm und der Direktorin eine gemeinsame ist, was er schneller einsieht, als sie. Aber sie ist ja auch geschrumpft.

 

Das wäre doch eine so gute Ausgangslage, die zwischenmenschlichen Konflikte nun bei einem gemeinsamen Ziel anzusprechen, zu bearbeiten, echt zu lösen und gemeinsam das Gute zu bewirken. Aber letzten Endes nimmt Drehbuch – nach einem Roman von Sabine Ludwig – und Regisseur Sven Unterwald die Figuren ihrer Geschichte nicht ernst. Denn alles das, was jetzt abgehen müßte, die richtige Auseinandersetzung zwischen Erwachsenen und Kindern, deren Spitze die Direktorin darstellt, die werden nur formal angegangen, in dem eine technische Lösung offeriert wird, die zwar die Schule retten kann, aber nichts Grundsätzliches im Verhältnis von Erwachsenen und Kindern/Jugendlichen in der Schule verändert. Das ist einfach zu wenig, ziemlich viel zu wenig. Schade.