Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 4. Februar 2016, Robinson Crusoe, Teil 8
Roman Herzig
Stuttgart (Weltexpresso) - Drei männliche Stimmen sind es, die hier die Abenteuer des Robinson in direkten Aktionen und also auch im Miteinandersprechen lebendig machen: Tonio Anrango, Axel Wandtke, Roman Kniz?ka, was Holger Teschke ganz schön geschickt zusammengeschrieben hat. Denn Hörspiele fesseln.
Da kann man von den dramatischen Erlebnissen, die Crusoe erwarten und die er in Gang setzt, ein ums andere Mal überrascht sein, denn das Hörspiel führt immer wieder zu Szenen, wo sich Kinder beim Hören sowohl in das Fürchten wie auch das Aufatmen hineinversetzen können. Es bleibt eine Balance, daß das etwas Ungewöhnliches und Dramatisches passiert, und doch auch normales Leben im Miteinander geschildert wird.
Grundsätzlich wird das originale Buchgeschehen auf das komprimiert, was als Ergebnis auch im Kopf der Leser des Romans zurückbleibt: da bricht ein junger Mann gegen den Willen der Eltern in die Welt auf, kommt in ihr herum, erleidet auf dem Weg von Brasilien nach Afrika Schiffbruch und muß sich in völlig unwirtlicher Gegend zurechtfinden,muß überleben und dazu nutzen, was er hat.
Ganz wichtig dabei: die Tiere. Denn für Kinder ist die schon im Erwachsenenroman von Daniel Defoe (1660-1731) angelegte wichtige Funktion seiner tierischen Begleiter noch mal wichtiger. Und da interessiert überhaupt nicht, ob das alles stimmt, was aber sogar der Fall ist. Sein Hund ist verbürgt, Jack (Axel Wandkte), dem die Katze Moll (Kathrin Wehlisch) das Leben nicht leichter macht und der Papagei Poll (Nico Holonics) ist sowieso die größte Plaudertasche, das gefällt Kindern, den sie können sich in die Tiere und ihr Miteinander wie Gegeneinander gut hineinversetzen, was die fiesen, die hohnlächelnden,d die überheblichen, die fragenden, die ängstlichen, die überraschten, die jauchzenden Stimmen vertiefen und verstärken.
Wir haben uns im Vergleich bei so vielen Fassungen vom Hören und Lesen über Robinson Crusoe immer genau den Schluß angeschaut, denn da gibt es die größten Unterschiede. Längst ist Freitag mit von der Partie und längst ist das rettende Schiff gekommen, die Abfahrt nach Hause steht unmittelbar bevor. Robinson unterhält sich mit Freitag über dessen Gott, den er Benamuki nennt. Auf die Frage, wo sich dieser befinde, sagt Freitag: nirgendwo, er war immer da, wird immer da sein, hat den Himmel geschaffen und die Erde und die große Schildkröte, damit man den Fuß an Land setzen kann, denn alles kommt aus dem Meer.
Damit greift das Hörspiel Fragen und Überlegungen von Kindern und Jugendlichen auf, genauso wie die lustige Passage von Gott und dem Teufel, wenn Freitag, dem die naive Rolle zukommt, fragt, wieso den Gott, wenn er stärker ist als der Teufel, diesen nicht einfach totschlägt. Da kommt Robinson in die Bredouille, wenn er nun vom Jüngsten Gericht spricht und Freitag folgerichtig fragt, warum Gott denn so lange wartet, den Teufel in der Hölle schmoren zu lassen, wo doch der Teufel den Menschen so schadet, wieso er ihn erst groß und stark werden läßt? Ziegen sind für Freitag kleine Teufel, weshalb er fragt, ob die auch in die Hölle kommen. Das alles liegt im Fragehorizont von Kindern und ist einfach gut gemacht.
Dramatisch wird es dann wirklich, wenn vom rettenden Schiff erst mal die Meuterer an Land gelockt werden müssen, fünf an der Zahl, genauso viel schuß- und kampfbereite Männer hat die Insel aufzubieten, die sich in der Morgendämmerung auf die Lauer legen. Fünf? „Jack, Moll, Poll, Ihr stürzt Euch auf die Kerle, wenn die….“ und die Warnung gilt vor allem“Behaltet den Kerl mit dem roten Halstuch im Blick. Das ist ihr Anführer und ein Teufel in Menschengestalt.“
Die Geschichte endet hier so: Freitag kommt mit Robinson nach London, wo er sich auf die Ladies freut und auf die Königin. Es ist das Jahr 1686 und Robinson hat 28 Jahre 2 Monate und 19 Tage auf seiner Insel zugebracht. Ende gut, alles gut.
P.S. Wir verstehen gut, daß man aus Anlaß des Kinofilms ROBINSON CRUSOE diese Aufnahme aktiviert hat, die allerdings – und das ist nicht schlecht – sich stärker an der literarischen Vorlage orientiert, denn der Film bringt ja eine andere Geschichte, nämlich die aus der Perspektive der Tiere, die dem Strandenden helfen, mit ihnen zu überleben. Da gibt es also zwei Katzen auf dem Schiff, eine Tapierdame etc.
vgl. Filmkritik
http://weltexpresso.tj87.de/index.php?option=com_content&view=article&id=6500:robinson-crusoe&catid=79&Itemid=471
Info:
Titel: Robinson Crusoe
Hörspiel für Kinder
Autor: Defoe, Daniel
Bearbeiter: Teschke, Holger
Regie: Ackers-Matejka, Beatrix
Sprecher: Tonio Anrango, Axel Wandtke, Knižka, Roman
Jahr: 2016
Verlag:Audio-Verlag