Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 18. Februar 2016, Teil 1

 

Margarete Frühling

 

München (Weltexpresso) - Dr. Bennet Omalu (Will Smith) ist geborener Nigerianer und arbeitet als forensischer Pathologe in Pittsburgh. Im September 2002 hat er Dienst und wird damit beauftragt, zu untersuchen, woran Mike Webster gestorben war, der ehemalige Center der Pittsburgh Steelers und einer der bekanntesten Football-Athleten der Stadt.

 

Seitens des Vereins wurde als Todesursache Herzversagen angegeben. Websters behandelnder Krankenhaus-Arzt hatte jedoch anhaltende Beschwerden nach Gehirnerschütterungen als mögliche Mitschuld am Tod in der Akte seines Patienten vermerkt. Der Pathologe, der sich nicht für American Football interessiert, hat zunächst mal keine Ahnung, wen er da eigentlich auf dem Tisch liegen hat.

 

Da Omalu außerordentlich gründlich ist, veranlasst er auch eine mikroskopische Gewebeuntersuchung des Gehirns und wundert sich, dass er bei einem 50Jährigen spezifische Eiweißkörper (Tau-Proteine) im Gehirn findet, die sich aber vom Bild einer typischen Alzheimer-Erkrankung unterschieden und die man sonst eigentlich nur bei Boxern findet. Solche Tau-Proteine kann er später auch bei den früheren NFL-Spielern Terry Long, der Selbstmord begangen hatte, und bei Justin Strzelczyk (Matthew Willig) nachweisen, der 2004 36-jährig bei einem Autounfall starb. Er vermutet, dass die Schädigungen des Gehirns in unmittelbarem Zusammenhang mit den beim American Football erlittenen Gehirnerschütterungen stehen. Omalu zieht weitere Ärzte wie Dr. Steven DeKosky (Eddie Marsan), Dr. Ron Hamilton (Stephen Moyer) und seinen Chef Dr. Cyril H. Wecht (Albert Brooks) zu Rate. Sie bestätigen seine Ergebnisse, wollen sie veröffentlichen und geben der Krankheit den Namen "Chronisch traumatische Enzephalopathie (CTE)".

 

Parallel dazu wird Bennet von seiner Kirchengemeinde gebeten, die junge Kenianerin Prema Mutiso (Gugu Mbatha-Raw), die neu in der Stadt ist, bei sich aufzunehmen. Die beiden kommen sich näher und heiraten nach einiger Zeit.

 

Nach der Veröffentlichung der Ergebnisse wird Omalu sowohl von den Verantwortlichen der NFL als auch von den Fans angegriffen. Er erhält allerdings Unterstützung vom ehemaligen Mannschaftsarzt der Steelers Dr. Julian Bailes (Alec Baldwin), der mit Webster befreundet war und die Probleme der Kopfstöße erkennt und auch seine Tätigkeit als Mannschaftsarzt aufgegeben hat.

 

Omalu und Bailes versuchen mit dem NFL-Arzt Dr. Joseph Maroon (Arliss Howard) zu reden. Dies führt aber nur dazu, dass die Verantwortlichen der NFL von Omalu verlangen, er solle seine Ergebnisse widerrufen, obwohl der Pathologe immer wieder darauf hinweist, dass die Wahrheit weitere Spieler von ähnlichen Problemen bewahren könnte.

 

Als sowohl Omalus Chef Cyril H. Wecht als auch Bennets schwangere Frau angegriffen werden und er sein Haus verkaufen muss, entscheidet er, dass er in Pittsburgh seinem Job aufgeben und sich Arbeit in einem anderen Staats suchen sollte.

 

Omalu geht als Pathologe nach Kalifornien. Er wird aber von Julian Bailes gerufen, als sich zwei weitere Spieler, Andre Waters (Richard T. Jones) und Dave Duerson (Adewale Akinnuoye-Agbaje) umbringen, und aufgefordert, deren Gehirne ebenfalls zu untersuchen. Er findet bei beiden Athleten Hinweise auf CTE.

 

 

"Erschütternde Wahrheit" ist ein Film, der sich mit den Folgen von Hirnverletzungen im American Football beschäftigt. Dies mag erst mal kein Thema für Deutschland sein, da das hier kein Massensport ist. Wenn man allerdings bedenkt, dass ähnliche Traumata im Gehirn u.a. auch beim Boxen, Wrestling, Rugby, Eishockey, Skifahren oder Fußball (durch Kopfbälle) auftreten können, sieht es schon anderes aus. Auch beim Fußball gibt es Untersuchungen zu den Folgen durch wiederholte Gehirnerschütterungen z.B. durch Kopfbälle und es wurden auch Fälle von CTE bei ehemaligen Spielern festgestellt, die aber auch in Deutschland weder zu einer öffentlichen Debatte des Problems noch zu Überlegungen zu Regeländerungen geführt haben.

 

Dass Leistungssportler ihre Körper hohen Belastungen aussetzen, ist bekannt. Aber dass schwerwiegende chronische Verletzungen auftreten können, will man nicht unbedingt in der Zeitung lesen. Vor diesem Hintergrund war es mutig, dass Bennet Omalu seine Ergebnisse veröffentlicht hat und damit den betroffenen Spielern dazu verholfen hat, gegen den Verband zu klagen, da dieser Informationen zurückgehalten habe. Im Abspann wird vermutet, dass 28% der Spieler entweder CTE haben oder es bekommen werden. Andere Quellen gehen allerdings von viel höheren Zahlen aus.

 

Will Smith hat für seine Darstellung eine Nominierung als bester Darsteller bei den Golden Globe Awards erhalten. Dies ist absolut berechtigt. Der Film, zu dem Regisseur Peter Landesman auch das Drehbuch geschrieben hat, greift das Thema durchaus spannend auf. Allerdings hat der Teil, der sich das Privatleben Omalus behandelt, nicht die gleiche Qualität wie der Rest. Das ist schade, da dadurch die hervorragende Schauspielerin Gugu Mbatha-Raw etwas unterfordert ist.

 

Insgesamt ist aber ein mutiger Film entstanden, den man sich unbedingt ansehen sollte.

 

Foto: V.l.n.r.: Dr. Bennet Omalu (Will Smith), Dr. Julian Bailes (Alec Baldwin) und Dr. Joseph Maroon (Arliss Howard) © Sony Pictures Germany

 

Info:

Erschütternde Wahrheit (USA 2015)

Originaltitel: Concussion

Genre: Sportfilm, Drama

Filmlänge: 122 Minuten

Regie und Drehbuch: Peter Landesman

Darsteller: Will Smith, Alec Baldwin, Gugu Mbatha-Raw, Paul Reiser, Luke Wilson, David Morse, Adewale Akinnuoye Agbaje, Albert Brooks u.a.

Verleih: Sony Pictures Germany

FSK: ab 12 Jahren

Kinostart: 18.02.2016