66. Internationale Filmfestspiele Berlin (11. - 21. Februar 2016), Teil 43

 

Romana Reich

 

Berlin (Weltexpresso) – Wir hatten damals schon angekündigt, daß die Weltpremiere von Doris Dörries neuem Film im PANORAMA SPECIAL stattgefunden hat und daß der Film am 10. März in die deutschen Kinos kommt und dann ausführlich von Weltexpresso besprochen wird. Um was es geht, hat sich schon im Vorfeld herumgesprochen und man kann auch nicht bis März warten, um über die Preise zu sprechen, die der Film heute schon bekommt.

 

Aber im Nachhinein muß die Auswahljury für den Wettbewerb schon gefragt werden, warum der neue, so ungewöhnlich und eigensinnige Film von Doris Dörrie nicht in den Wettbewerb aufgenommen wurde. Mit ihrem in Schwarzweiß gedrehtem Drama GRÜSSE AUS FUKUSHIMA gelingt es der Drehbuchautorin und Regisseurin Doris Dörrie einmal mehr, eine universell-poetische Geschichte vom Leben und Loslassen zu erzählen. Die Ausnahmeregisseurin arbeitet hier das erste Mal seit ihrem Sensationserfolg KIRSCHBLÜTEN – HANAMI wieder mit den Produzenten Harry Kügler und Molly von Fürstenberg sowie Verleiher Benjamin Herrmann zusammen.

 

 

Über den Film:

 

Die junge Deutsche Marie (ROSALIE THOMASS) ist eine, die auszieht, das Fürchten zu lernen. Auf der Flucht vor ihren zerplatzten Lebensträumen und dem Verlust ihrer großen Liebe reist sie für die Organisation Clowns4Help in die Präfektur Fukushima. Zusammen mit dem Clown Moshe (MOSHE COHEN) will sie den überlebenden Opfern der Dreifachkatastrophe von 2011, die auch Jahre später immer noch in Notunterkünften leben, ein wenig Freude bringen. Schweres leichter machen. Eine Aufgabe, für die Marie, das muss sie sich schon bald eingestehen, überhaupt nicht geeignet ist.

 

 

Doch bevor sie erneut davon läuft, beschließt Marie ausgerechnet bei der störrischen alten Satomi (KAORI MOMOI) zu bleiben, der letzten Geisha Fukushimas, die auf eigene Faust in ihr zerstörtes Haus in der Sperrzone zurückziehen will. Zwei Frauen, wie sie unterschiedlicher nicht sein können, die aber beide – jede auf ihre Art – in der Vergangenheit gefangen sind und lernen müssen, sich von ihren Erinnerungen zu befreien.

 

 

 

Die Hauptrollen in GRÜSSE AUS FUKUSHIMA haben Rosalie Thomass (EINE GANZ HEISSE NUMMER, BESTE CHANCE) und Kaori Momoi (DIE GEISHA) übernommen. Wir hatten schon berichtet, daß Rosalie Thomass dafür den Bayerischen Filmpreis als Beste Darstellerin erhalten hat. In weiteren Rollen hat Doris Dörrie junge Darsteller wie Aya Irizuki (KIRSCHBLÜTEN – HANAMI) neben Künstlern, wie den angesehenen amerikanischen Clown Moshe Cohen (Mitbegründer von Clowns ohne Grenzen) und die Münchener Musikerin Nami Kamata (Mitglied der Band Coconami) besetzt, die hier erstmalig für einen Spielfilm vor der Kamera stehen.

 

 

Doris Dörrie hat das Drehbuch geschrieben, Harry Kügler und Molly von Fürstenberg (Ehrenpreisträgerin des diesjährigen Bayerischen Filmpreises) produzierten, Ruth Stadler und Patrick Zorer fungierten erneut als ausführende Produzenten, die Kamera hat, wie schon bei den letzten Dörrie-Filmen, Hanno Lentz übernommen.

 

 

Heiner-Carow-Preis

 

Inzwischen hat der Film den Heiner-Carow-Preis zur Förderung der deutschen Filmkunst erhalten. Die Agentur schrieb dazu: „Nach der bewegenden Weltpremiere von GRÜSSE AUS FUKUSHIMA in der Sektion Panorama Special der Berlinale freuen wir uns sehr, dass Doris Dörrie für ihr eindrucksvolles Drama heute im Kino International mit dem Heiner-Carow-Preis ausgezeichnet wird.“ Ausgezeichnet werden Filme, die sich sozialen und politischen Fragen der Gegenwart und Geschichte mit außergewöhnlichen ästhetischen Mitteln annehmen.

 

Der Preis wird von der DEFA-Stiftung ausgelobt und ist mit 5.000 Euro dotiert. Jurymitglieder 2016 sind der Schauspieler Dirk Kummer, die Regisseurin Lindsey Merrison sowie Sabine Söhner, Förderung DEFA-Stiftung. Dabei heißt es: „Vor dem Hintergrund der Dreifachkatastrophe am 11. März 2011 in Japan erzählt Ausnahmeregisseurin und -autorin Doris Dörrie in GRÜSSE AUS FUKUSHIMA eine universell-poetische Geschichte vom Leben und Loslassen. Erstmals entstand einer ihrer Spielfilme komplett in Japan und komplett in eindrucksvollem Schwarzweiß.“

 

 

Die Jurybegründung lautete:

 

Tadaima“ sagt man in Japan, wenn man nach Hause kommt. Für tausende Menschen gab es nach der Katastrophe von Fukushima kein Nach-Hause-kommen. In GRÜSSE AUS FUKUSHIMA endet die Zukunft einer jungen Frau kurz vor ihrer Hochzeit und eine ganz persönliche Katastrophe beginnt. Eine Flucht ans andere Ende der Welt wird zu einer Versöhnung. Doris Dörrie entwickelt eine bewegende Geschichte zwischen zwei ungleichen Frauen genau vor diesem Hintergrund: die Dinge, die wir ändern können und die Dinge, die wir nicht ändern können.

 

Ganz im Sinne Heiner Carows stehen in GRÜSSE AUS FUKUSHIMA Gefühlsausbrüche neben schrägen Tönen, sind Trauer, Unvermögen und Lebenskraft der Motor der Hauptfiguren. Doris Dörrie gelingen poetische Momente in einer Landschaft der Verwüstung. Die Filmemacherin nimmt mit der Kamera und zwei Frauen auf einem Tatami Platz und trinkt mit ihnen Tee. Nicht mehr und nicht weniger! Das Leben. Dörrie bringt es gleich am Anfang ihres Filmes auf den Punkt: „Wie kann ich mich erinnern, dass dies mein Leben ist? Mein einziges!“

 

Die Jury vergibt den Preis an Doris Dörries kraftvollen Film, an die mutigen Darstellerinnen Rosalie Thomass und Kaori Momoi und erinnert an die Menschen ohne Zuhause: „Tadaima“.

 

C.I.C.A.E. ART CINEMA AWARD

 

Heute nun verleiht der Internationale Verband der Filmkunsttheater, die „Confédération Internationale des Cinémas D´Art et Essai" (C.I.C.A.E.) den C.I.C.A.E. ART CINEMA AWARD an GRÜSSE AUS FUKUSHIMA.

 

Der C.I.C.A.E. ART CINEMA AWARD wird von einer internationalen Jury aus Kinobetreibern bei den größten europäischen Festivals verliehen und hat zum Ziel, dem Publikum qualitativ hochwertige Filme nahe zu bringen. Jurymitglieder für die Sektion Panorama der Berlinale waren in diesem Jahr Tiziano Gamberini, Ewa Kujawińska und Richard Nüsken.

 

Die wichtigsten Aussagen

 

Vor dem Hintergrund der Dreifachkatastrophe am 11. März 2011 in Japan erzählt Ausnahmeregisseurin und -autorin Doris Dörrie in GRÜSSE AUS FUKUSHIMA eine universell-poetische Geschichte vom Leben und Loslassen. Erstmals entstand einer ihrer Spielfilme komplett in Japan und komplett in eindrucksvollem Schwarzweiß. Majestic Filmverleih bringt den Film am 10. März 2016 in die deutschen Kinos.

 

 

Foto:

 

Rosalie Thomass & Kaori Momoi © Mathias Bothor / Majestic

 

 

Info:

 

GRÜSSE AUS FUKUSHIMA ist eine Produktion der Olga Film in Koproduktion mit Rolize, Constantin Film, ZDF (Redaktion: Caroline von Senden) und Arte (Redaktion: Andreas Schreitmüller, Olaf Grunert). Der Film wurde mit Mitteln des FilmFernsehFonds Bayern, der Filmförderungsanstalt sowie dem Deutschen Filmförderfonds gefördert. Den Weltvertrieb übernimmt The Match Factory.

 

Majestic Filmverleih wird GRÜSSE AUS FUKUSHIMA am 10. März 2016 in die deutschen Kinos bringen