Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 25. Februar 2016, Teil 1

 

Margarete Frühling

 

München (Weltexpresso) - Juni 2001: Marty Baron (Liev Schreiber) ist der neue Chefredakteur des Boston Globe. Er trifft sich mit Walter "Robby" Robinson (Michael Keaton), dem Leiter des investigativen Spotlight Teams zu dem noch Mike Rezendes (Mark Ruffalo), Sacha Pfeiffer (Rachel McAdams) und Matt Carroll (Brian d'Arcy James) gehören. In einer Besprechung weist Baron auf eine Kolumne im Globe von Eileen McNamara hin, in der ein Gerichtsfall genannt wird.

 

In diesem Gerichtsfall habe der katholische Priester John Geoghan Kinder in sechs verschiedenen Gemeinden während der letzten 30 Jahre sexuell belästigt. Der Rechtsanwalt der Opfer Mitchell Garabedian (Stanley Tucci) behauptet, dass der Bostoner Kardinal Law seit mindestens 15 Jahren davon wusste, was von diesem aber verneint wird.

 

Das Spotlight Team vermutet, dass die Gerichtsakten nicht zugänglich sind, aber Baron, der der erste jüdische Chefredakteur des Globe ist, schlägt vor, die Geschichte weiter zu verfolgen, obwohl die Leser größtenteils irischstämmige Katholiken sind. Bei der ganzen Aktion wird das Team auch vom stellvertretenden Chefredakteur Ben Bradley jr. (John Slattery) unterstützt, dessen Vater Benjamin Bradley der leitende Redakteur der Washington Post während der Watergate Ermittlungen war.

 

Matt Carroll findet Aufzeichnungen, die zeigen, dass ca. 90 Priester einfach von Diözese zu Diözese weitergereicht wurden, dabei spielen auch die Anwälte der Kläger wie EricMacLeish(Billy Crudup) und selbst KardinalBernard Law(Len Cariou) mit. Sacha Pfeiffer spricht mit Phil Saviano (Neal Huff), der eine Opfergruppe leitet, sowie mit wenigen weiteren Opfern des Missbrauchs, die bereit sind über ihre Erlebnisse zu sprechen. Daneben besucht sie auch noch aufgefallene Priester in Boston. Mike Rezendes dagegen versucht mehr aus MitchellGarabedian heraus zu bekommen. Dabei stellt er fest, dass einige der Missbrauchs-Akten frei zugänglich sein sollen. Außerdem wird klar, dass sich auch Reporter des Globe vor einigen Jahren geweigert hatten, entsprechende Informationen weiter zu verfolgen.

 

Jetzt aber wollen sie die Fakten veröffentlichen, da kommt ihnen zuerst der 11. September 2001 dazwischen und dann bittet Marty Baron die Gruppe, sich auf die Kirchenoberen zu konzentrieren, da diese die Fälle über viele Jahre gedeckt hätten.

 

Erst als sowohl der Verteidiger der Priester Jim Sullivan (Jamey Sheridan) bestätigt, dass er alle Priester, die beim Spotlight Team auf der Liste stehen, verteidigt hat und außerdem Kardinal Law nicht mal die Fragen des Globe haben will, werden die Artikel in der Sonntags-Ausgabe des Boston Globe publiziert. Daraufhin steht das Telefon beim Spotlight Team nicht mehr still. Die meisten Anrufe sind positiv. Außerdem rufen auch viele Opfer an und geben weitere Tipps.

 

 

"Spotlight" ist erst in zweiter Linie ein Film über sexuelle Verfehlungen von Priestern in der katholischen Kirche. Regisseur und Drehbuchautor Tom McCarthy geht es vor allem darum, welche Bedeutung die unabhängige Presse für ein demokratisches Gemeinwesen hat. Damit erinnert der Film an "Die Unbestechlichen" (1976), in dem die Washington Post die Watergate Affäre aufgedeckt und Präsident Nixon zum Rücktritt gezwungen hat.

 

Obwohl der Ausgang bekannt ist, ist die Geschichte knapp und spannend erzählt. Die journalistische Arbeit, die aus hartnäckiger Recherche, ernsthaftem investigativem Journalismus und viel Laufarbeit besteht, wurde sehr gut dargestellt. Noch nie wurden Interviews, Redaktionskonferenzen oder Bibliotheksbesuche so packend gefilmt. Aber auch die Vernetzungen der Reporter in der Stadt und zur katholischen Kirche wurden besonders in der Person von Walter Robinson deutlich gemacht.

 

Keiner der sehr guten Schauspieler versucht aus dem Ensemble herauszuragen. Liev Schreiber spielt den neuen Chefredakteur Marty Baron als zurückhaltenden Außenseiter, der nicht nur einzelne Verantwortliche überführen sondern das ganze Vertuschungssystem aufdecken will. Mark Ruffalo zeigt als Mike Rezendes das leidenschaftliche Engagement seiner Figur. Aber auch Brian d'Arcy James als Matt Carroll, Rachel McAdams als Sacha Pfeiffer und vor allem Michael Keaton als "Robby" Robinson zeigen, welche Auswirkungen die Ergebnisse ihrer Recherchen auch für ihr persönliches Leben hat.

 

Während des Abspanns wird eine Liste gezeigt, die deutlich macht, dass die Vertuschung von sexuellen Verfehlungen von Priestern nicht auf Boston und Massachusetts beschränkt war. Da sind Hunderte amerikanischer Städte und Dutzende weiterer Länder genannt, in denen Missbrauch durch Priester bekannt wurde.

 

Das Spotlight Team erhielt 2003 den Pulitzer-Preis für "Public Service" für ihren Beitrag zur Enthüllung des Missbrauchsskandals.

 

"Spotlight" erhielt insgesamt 6 Oscar-Nominierungen, u.a. als bester Film des Jahres, und 3 Golden Globe Nominierungen und er gewann gerade bei den Screen Actors Guild Awards den "Outstanding Performance by a Cast in a Motion Picture" Award, ähnlich wie der beste Film beim Oscar. Zusätzlich gewann der Film auch noch viele kleinere Preise.

 

Insgesamt ist "Spotlight" ein Film, der einen nicht so ohne Weiteres loslässt und den man sich unbedingt im Kino ansehen sollte.

 

Foto: V.l.n.r.: Michael Keaton, Liev Schreiber, Mark Ruffalo, Rachel McAdams, John Slattery, Brian d'Arcy James © Paramount Pictures Germany

 

Info:

Spotlight (USA 2015)

Originaltitel: Spotlight

Genre: Drama, Thriller

Filmlänge: ca. 128 Min.

Regie: Tom McCarthy

Drehbuch: Josh Singer, Tom McCarthy

Darsteller: Mark Ruffalo, Michael Keaton, Rachel McAdams, Liev Schreiber, John Slattery, Brian d'Arcy James, Stanley Tucci u.a.

Verleih: Paramount Pictures Germany

FSK: ab 0 Jahren

Kinostart: 25.02.2016