Neu auf DVD und Blu-ray am 18. März 2016

 

Margarete Ohly-Wüst

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - "Die Odyssee der Menschheit" ist eine dreiteilige kanadische Fernseh-Dokumentation zum Überleben und zur Ausbreitung des Homo sapiens.

 

Episode 1: Unser Ursprung

 

Als sich der Mensch aus den Affen entwickelt hat, gab es mehrere verschiedene Menschenarten. Heute ist von allen Arten nur noch der Homo sapiens übrig geblieben. Die Serie stellt die Frage, warum gerade diese Menschenart überlebt hat.

 

Dabei war der Anfang diese Spezies nicht gerade ein Erfolg. Die ersten Homo sapiens lebten im Süden Afrikas. Da durch die Eiszeit in Europa und Asien der Norden Afrikas eine riesige Wüste war, konnten sie das Land nicht nach Norden verlassen. Es entstand ein sog. populationsgenetischer Flaschenhals. Man vermutet, dass nur einige hundert Individuen an der Küste in Süd-Afrika überleben konnten.

 

Zur Verständigung entwickelten die Menschen Sprache und Kunstobjekte, die sie als Mitglieder einer Gemeinschaft auswiesen. Daneben haben sie die Fähigkeit zum Schwimmen und Tauchen entwickelt. Dadurch konnten sie auch Nahrung erreichen, die nicht nur in ihrer unmittelbaren Umgebung war. Es war für die Entwicklung wichtig, dass die Ernährung nicht nur vom Land kam. Meerestiere und -pflanzen enthielten viele ungesättigte Fettsäuren. Die wiederum waren notwendig für die Vergrößerung des Gehirns, da dieses Organ zwar nur 6% des Körpergewichts ausmacht, aber ca. 20% des Energieumsatzes verbraucht.

 

 

Episode 2: Unser Aufbruch

 

Da sich der Monsungürtel alle 20 000 bis 40 000 Jahre verschiebt, wurde es wieder regenreicher, die Wüsten in Nord-Afrika schrumpften und die Menschen hatten die Möglichkeit entlang der Ost-Küste nach Norden zu wandern. Vor ca. 120 000 Jahren erfolgte die erste Auswanderung des Homo sapiens nach Asien und Europa über den mittleren Osten und die arabische Halbinsel, da der Meeresspiegel etwa einhundert Meter niedriger lag als heute.

 

Die Menschen mussten sich jetzt an die neuen Gegebenheiten einschließlich unbekannter Krankheiten und Parasiten anpassen. Dies geschah z.B. durch Vermischung mit den dort lebenden Denisova-Menschen oder den Neandertalern. Die heutigen Menschen haben noch ca. 5% des Erbgutes dieser älteren Menschenarten, vor allem in den Genen des Immunsystems.

 

Vor ca. 40 000 Jahren erreichten die ersten modernen Menschen Europa während einer Warmzeit. Sie waren fruchtbarer und bildeten so schnell größere Populationen als die dort lebenden Neandertaler. Außerdem entwickelten sie soziale Netzwerke durch eine gemeinsame Kultur (z.B. Skulpturen, Musik, Wandmalereien).

 

Sie konnten sich während der schnell folgenden Eiszeit an das jetzt herrschende arktische Klima anpassen, vor allem da sie in der Lage waren, wärmende Kleidung herzustellen. Ihr großer Vorteil war dabei die Erfindung der Nähnadel aus Elfenbein. Die letzten Neandertaler starben in Europa vor etwa 25 000 Jahren aus.

 

Der Autor vermutet, dass nicht Not oder Populationsdruck der Grund für die Wanderungen waren, sondern die Neugier des Homo sapiens.

 

 

Episode 3: Unsere Reise

 

Der dritte Teil der Serie beschäftigt sich mit der Besiedlung außerhalb von Afrika und Eurasien.

 

Genetische Untersuchungen haben gezeigt, dass Ozeanien und Polynesien von der See und zwar von Taiwan aus besiedelt wurden (und nicht, wie Thor Heyerdahl vermutet hatte, von Süd-Amerika aus). Die ersten See-Nomaden betrieben zunächst Insel-Hopping und fingen dann an, sich nach Osten über den offenen Pazifik zu orientieren. Sie navigierten nach den Sternen, der Sonne und dem Mond. So erreichten sie schließlich auch Hawaii und die Osterinsel.

 

Möglicherweise gab es aber doch Kontakte zwischen dem bereits besiedelten Süd-Amerika und Polynesien. So stammt die Süßkartoffel sicher aus Süd-Amerika, war aber schon in präkolumbianischer Zeit in Polynesien heimisch. Daneben wurden in Chile Hühnerknochen gefunden, die sicher nicht von einheimischen, sondern von polynesischen Arten stammten. Relativ neu sind in Museen wiederentdeckte menschliche Skelette, die darauf hindeuten, dass diese Menschen nicht indigen waren, sondern die Küsten des heutigen Chile vor Kolumbus erreicht hatten und zwar von Polynesien aus.

 

Die Besiedlung Amerikas ist aber vorwiegend vor etwa 20 000 Jahren während einer Eiszeit über die zugefrorene bzw. trocken gefallene Beringstraße erfolgt. Funde belegen, dass der östliche Teil Sibiriens während dieser Zeit besiedelt war. Der Homo sapiens war in der Lage, sich auch dort an die kalten Temperaturen anzupassen und konnte den großen Tierherden aus Mammuts, Rentieren, Pferden etc. folgen, sie bejagen und sich gegen die Raubtiere wie Höhlenlöwe, Säbelzahntiger oder Bär behaupten.

 

 

Niobe Thompson, der Regisseur der dreiteiligen Dokumentation "Die Odyssee der Menschheit", ist ein kanadischer Anthropologe und Dokumentarfilmer, der Russisch studiert und am Scott Polar Research Institute in Cambridge über die Chukchi Nomaden promoviert hat.

 

Der Regisseur hat für seine TV-Serie mit seiner Crew über 18 Monate in 17 verschiedenen Ländern auf allen 5 Kontinenten gefilmt. Er versucht, seine Aussagen zu belegen, indem er Menschengruppen besucht hat, die eine perfekt an ihre Umwelt angepasste Lebensweise beibehalten haben, wie die San Buschleute in der namibischen Kalahari, die Badjao Meeres-Nomaden auf den Philippinen, die Krokodil-Menschen auf Papua Neuguinea, die Rentierzüchter im mittleren Teil Sibiriens und die Chukchi Nomaden in Ost-Sibirien an der Behringsee.

 

Hauptthema der Serie war die Besiedlung und die kulturellen und biologischen Anpassungen des Homo sapiens an die jeweiligen Bedingungen seiner neuen Umgebung. Dabei können die kulturellen Leistungen, dieser Frühmenschen nicht hoch genug gewürdigt werden, von der Entwicklung von Stein-, Knochen- oder Holzwerkzeugen, über den Bootsbau bis hin zur Navigation ohne Hilfsmittel.

 

Die Serie ist interessant gemacht, besonders durch den Besuch heute noch lebender "primitiver" Kulturen; dabei hat Niobe Thompson immer versucht, durch seine Teilnahme an den Riten etc. die Lebensweisen dieser Menschen anschaulich darzustellen.

 

Leider sind manche Abschnitte der Serie zerstückelt, zum Teil mit mehrfachen Wiederholungen der immer gleichen Bilder. Dies wird besonders deutlich, wenn die prähistorischen Vorgänge durch Spielszenen illustriert werden sollen. Daneben hätte man sich an einigen Stellen auch eine deutlichere räumliche und zeitliche Einordnung mit aussagekräftigen Karten gewünscht.

 

Spannend war aber auch zu sehen (leider unkommentiert), was noch an Materialien von Menschen und von ihren Werkzeugen unbearbeitet in Museen z.B. in Russland und Chile herumliegt. Befremdlich wirkte auch, wie die Artefakte ohne Handschuhe von vielen Wissenschaftlern angefasst wurden. Da fragt man sich schon, wie da noch aussagekräftige genetische Bestimmungen erfolgen sollen.

 

"Die Odyssee der Menschheit" ist insgesamt eine spannende und informative TV-Serie, die besonders die Anpassungsfähigkeit des modernen Menschen thematisiert hat und zum Schluss zu Recht fragt, wohin die Reise der "letzten Menschen ihrer Art" angesichts der globalen Probleme führen wird.

 

Foto: Cover der DVD © Lighthouse Home Entertainment

 

Info

"Die Odyssee der Menschheit" ist ab dem 18. März 2016 auf DVD und Blu-ray erhältlich. Sprachversionen sind auf der DVD Deutsch in Dolby Digital 2.0, auf der Blu-ray Deutsch DTS HD Master Audio 2.0. Die Discs enthalten keine Untertitel. Das Bildformat der DVD ist 16:9 (1,78:1) und der Blu-ray 1,78:1/1080p. Es gibt keine Extras auf DVD und Blu-ray.

 

Die Odyssee der Menschheit (Kanada 2015)

Originaltitel: The Great Human Odyssey

Genre: Dokumentation

Filmlänge: 150 Minuten (3x50 Minuten)

Regie: Niobe Thompson

Verleih: Lighthouse Home Entertainment

FSK: Info-Programm