Filmreihe von Mittwoch, 6., bis Donnerstag, 28. April. Agnès Varda zu Gast am Donnerstag, 14. April
Siegrid Püschel
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Wie schön, daß alle diejenigen, die im Februar die Veranstaltung von und zu Agnès Varda und ihre Ehrung als Max-Beckmann-Preisträgerin wegen der Berlinale hier in Frankfurt verpaßten, nun noch einmal Gelegenheit haben, diese besondere und wirklich nachhaltige Filmemacherin so bald noch einmal zu erleben.
Agnès Varda, geboren 1928 in Brüssel, ist eine der großen Künstlerpersönlichkeiten der Filmgeschichte. Ihr Werk umspannt mittlerweile sechs Jahrzehnte. Varda bildete zusammen mit Jean-Luc Godard, und im Dialog und Widerstreit mit diesem das intellektuelle Gravitationszentrum der Nouvelle Vague. Vardas Kino ist offen und erfinderisch, oft autobiografisch und zugleich universell, vielgestaltig und stets changierend zwischen Formen, Formaten und Gattungen.
In der Reihe Lecture & Film entwerfen namhafte internationale Experten bis Juli 2016 eine Kartographie des vielschichtigen Werks von Varda Die Vorträge werden ergänzt durch eine begleitende Filmreihe. Im April sind dies der Episodenfilm LOIN DU VIÊTNAM und Agnès Vardas Klassiker LE BONHEUR (FR 1965), der dem deutschen Verleihtitel zufolge „Das Glück aus dem Blickwinkel des Mannes darzustellen versucht.
Mittwoch, 6. April, 18:00 Uhr;
Samstag, 9. April, 18:00 Uhr
LOIN DU VIÊT-NAM Fern von Vietnam
Frankreich 1967. R: Alain Resnais, William Klein, Joris Ivens, Jean-Luc Godard, Claude Lelouch. 115 Min. 35mm. OmeU
Ein Kollektiv der führenden Köpfe der Nouvelle Vague beschäftigte sich mit dem grausamen, aber entlegenen Kriegsgeschehen in Vietnam. Die Gruppe plante einen Film, der die Haltung der Menschen in Westeuropa widerspiegeln sollte. Schon damals ahnten die Filmemacher, dass der Krieg in Vietnam noch lange andauern würde. Bilder von Demonstrationen in den USA reihen sich an solche von Flugzeugträgern und Kampfeinsätzen. Das Kollektiv hatte sich darauf verständigt, dass Chris Markers Wille zur klaren Struktur und überlegten Montage den Omnibusfilm prägen sollte. Jeder Filmemacher kommt zu Wort
Donnerstag, 14. April, 18:00 Uhr (mit anschl. Publikumsgespräch);
Mittwoch, 20. April, 18:00 Uhr
LE BONHEUR Glück aus dem Blickwinkel des Mann
Frankreich 1965. R: Agnès Varda
D: Jean-Claude Drouot, Claire Drouot, Olivier Drouot. 79 Min. DCP. OmeU
Der glückliche Familienvater François liebt seine Ehefrau Thérèse. Als er die junge Postangestellte Emilie kennenlernt, scheint sich sein Glück noch zu duplizieren. Doch Glück ist aus dem Blickwinkel des Mannes etwas anderes als aus Sicht der Frauen. Menschlich, liebenswürdig und unterhaltsam erzählt Agnès Varda diesen Film, der sich als in Pastell gehüllte feministische Kritik des bürgerlichen Alltags versteht und nach eigener Aussage Vardas so schön „wie eine wurmstichige reife Frucht daherkommt. LE BONHEUR erhielt 1965 den Silbernen Bären als Spezialpreis der Jury.
Donnerstag, 28. April, 20:15 Uhr
Eine Stadt ansehen: Agnès Vardas Pariser Kurzfilm
Lecture in englischer Sprache von Isabelle McNeill (Cambridge)
Paris zählt zu den am meisten gefilmten und fotografierten Städten der Welt. Neben ihren bekannteren Spielfilmen drehte Varda, die seit mehr als sechzig Jahren in Paris lebt und arbeitet, über längere Zeit hinweg immer wieder Filme, die sich mit ihrer Stadt befassten. Als Serie betrachtet, erteilen uns diese Filme eine faszinierende Lektion in der Kunst, eine Stadt anzusehen. Wir bewegen uns durch Paris nicht mehr als Touristen, sondern als Reisende durch die Zeit, durch Gefühle und Ideen. Von den Stufen der ehemaligen Cinémathèque über eine verschwundene Löwenstatue bis zu nackten Frauen und gefährlichen Sonnenbrillen auf offener Straße spürt Varda immer wieder das Außergewöhnliche im Alltäglichen auf. Zugleich verbirgt sich in Vardas verspieltem Blick auf die Stadt aber auch eine wirkungsvolle Form der Kritik.
Isabelle McNeill ist Philomathia Lecturer in French an der Trinity Hall der University of Cambridge, wo sie seit 2006 Filmwissenschaft und französische Litera turwissenschaft unterrichtet. Zu ihren Publikationen zählt Memory and the Moving Image: French Film in the Digital Era (Edinburgh University Press, 2012). Derzeit erforscht sie den Zusammenhang von Kino, urbanem Raum und kulturellem Gedächtnis.
Zum Vortrag in englischer Sprache wird ein Kurzfilmprogramm mit Werken von Agnès Varda gezeigt, in dem unter anderem Jean-Luc Godard, Louis Aragon, Isabelle Adjani und Julie Depardieu auftreten.
Foto:
Info:
www.deutsches-filminstitut.de | www.deutsches-filmmuseum.de
www.filmportal.de | www.europeanfilmgateway.eu
SONDERAUSSTELLUNG:
ZUSAMMEN SAMMELN. WIE WIR UNS AN FILME ERINNERN
Ausstellung und Begleitprogramm
2. März bis 16. Mai 2016