21. April bis 15. Mai 2016 im Rahmen von filmPOLSKA im Berliner Zeughauskino
Romana Reich
Berlin (Weltexpresso) - Dem polnischen Regisseur, Drehbuchautoren und Schauspieler Jerzy Skolimowski ist die diesjährige Retrospektive des Festivals filmPOLSKA gewidmet. Das Programm stellt dreizehn Regie- und Drehbucharbeiten vor. Zur Eröffnung am 21. April war Jerzy Skolimowski im Zeughauskino zu Gast. Die Filmwissenschaftlerin Barbara Wurm hielt die Laudatio.
Im polnischen Kino der 1960er Jahre ist der 1938 in Łódź geborene Jerzy Skolimowski einer der zentralen Filmemacher. Als Drehbuchautor prägt er Schlüsselwerke der „Neuen Welle“ wie Niewinni czarodzieje (Die unschuldigen Zauberer, PL 1960, Regie: Andrzej Wajda, Vorführung am 8. Mai) und Nóż w wodzie (Das Messer im Wasser, PL 1962, Regie: Roman Polański, 22. April). Skolimowskis erste Regiearbeiten, in denen er selbst den (Anti-)Helden verkörpert, erzählen von einem jungen, unangepassten Mann und inszenieren ein komplexes Panorama der Verweigerung und Entfremdung, der inneren wie auch äußeren Unruhe: Rysopis (Besondere Kennzeichen: keine, 24. April & 8. Mai), Walkower (24. April und 14. Mai), Bariera (24. April & 15. Mai).
Skolimowskis erster im Ausland produzierter Film Le départ, für den Catherine-Isabelle Duport und Jean-Pierre Léaud vor der Kamera stehen und der die Retrospektive am 21. April eröffnet, wird 1967 auf der Berlinale mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet. Drei Jahre später, 1970, verlässt Skolimowski seine Heimat, nachdem sein vierter in Polen entstandener Film Ręce do góry (26. April) – eine in die Vergangenheit hinein verlängerte Fortsetzung seiner Personenbeschreibungen – verboten wird. In Zusammenarbeit mit Stars wie Jeremy Irons, Robert Duvall, Alan Bates und Gina Lollobrigida entstehen in den 1970er und 1980er Jahren europäische und amerikanische Produktionen, die mal zu Kultfilmen werden wie etwa Deep End (23. & 29. April), mal an der Kinokasse floppen (The Lightship, 23. April).
Aus einer sechszehnjährigen Regiepause, in der der vielseitig begabte Skolimowski zwischen 1991 und 2007 vor allem als Autor und Maler tätig ist, kehrt er mit einem fulminanten Comeback zurück. Cztery noce z Anną (Vier Nächste mit Anna, 29. April & 7. Mai) erzählt vom schüchternen, ehemaligen Inhaftierten Leon, der in einer polnischen Kleinstadt im Krematorium des Krankenhauses arbeitet und die Krankenschwester Anna, die Opfer einer Vergewaltigung wurde, anbetet: ein dunkles Werk, in dem sich Skolimowskis Interesse an Irrwegen der Kommunikation, gesellschaftlichen Außenseitern und fabelartigen Konstellationen kristallisiert.
Die Retrospektive Jerzy Skolimowski findet im Rahmen des Festivals filmPOLSKA statt, das vom Polnischen Institut Berlin und dem Verband der Polnischen Filmschaffenden (SFP) veranstaltet wird und unter der Schirmherrschaft des Medienboard Berlin-Brandenburg steht. filmPOLSKA wird vom Polnischen Filminstitut (PISF) und dem Adam-Mieckiewicz-Institut (IAM) unterstützt.