Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 12. Mai 2016, Teil 5

Claus Wecker

Frankfurt am Main (Weltexpresso) -  Wir sind gerade dabei, unseren Planeten zu ruinieren. Doch es gibt Hoffnung, für uns alle, wenn wir Veganer oder zumindest Vegetarier werden. Das ist die Kernbotschaft des Dokumentarfilms HOPE FOR ALL von der Österreicherin Nina Messinger.


Der Film beginnt mit einer drastischen Gegenüberstellung von westlichen Essgewohnheiten und den sich immer mehr verbreitenden Krankheiten. Ein Schweineschnitzel wird zubereitet, und dann kommt der Notarzt. Vier Millionen Tote durch Herzinfarkt oder Schlaganfall gibt es jedes Jahr in Europa, dazu kommen drei Millionen Krebsdiagnosen. Tierische Fette und tierisches Eiweiß werden dafür verantwortlich gemacht. Dies belegt der Biochemiker Prof. Dr. T.C. Campbell, der durch mehrere Studien, vor allem durch „The China Study“, bekannt geworden ist.
 
Zu seiner Bestandaufnahme gesellen sich Zeugen einer veganen Ernährung. Patienten treten auf, die ihre Beschwerden losgeworden sind. Der sympathische Dr. Caldwell Esselstyn (im Bild) , seines Zeichens Chirurg und Präventivmediziner, hat mit einem veganen Ernährungsprogramm schon Krankheiten besiegt, heißt es. Er plädiert dafür, mehr Rohkost, Salate und Obst, zu essen.

Wer bis jetzt noch nicht überzeugt ist, wird durch den zweiten Teil des Films zum Überdenken seines Speiseplans gezwungen. Denn hier geht es um die Massentierhaltung und um die Schlachthöfe. Bei der Schilderung der skandalösen Zustände dort ist der Filmemacherin kein Bild zu grausam. Da mutiert HOPE FOR ALL zu einem Horrorfilm (das dürfte auch zu der FSK-Freigabe erst ab 12 Jahren geführt haben) – mit der Konsequenz, dass die Zuschauer künftig nicht mehr bedenkenlos Fleisch essen dürften. Vertrieben sind sie aus dem Paradies der Unwissenheit.

Lang ist es her, dass der Kurzfilm „Le sang des bêtes“ (Das Blut der Tiere) von Georges Franju im Kino zu sehen war. Franju filmte 1949 in einem Schlachthof vor Paris und schuf so ein Musterbeispiel des realistischen Dokumentarfilms. Doch wer kennt diesen eindrucksvollen Schwarzweiß-Film?

HOPE FOR ALL geht weit über das Thema Schlachten hinaus. Der Film zeigt, dass der extensive Fleischkonsum sowohl für die Konsumenten als auch für die Umwelt nichts Gutes bedeutet. Er bietet eine Fülle von Informationen, allerdings auch viel Propaganda. So sind die Szenen aus dem veganen Leben arg plakativ geraten. Um zu verdeutlichen, dass Tiere keine Ware sind, mit der man rücksichtslos Geld verdienen darf, sondern fühlende Lebewesen, bedarf es keiner süßlichen Kuschelbilder. Doch trotz formaler Mängel ist HOPE FOR ALL immens wichtig. Nach diesem Film kann keiner mehr sagen, er habe es nicht gewusst.

Fotos: Hühner und  Herr Esselstyn © Tiberius-Film