Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 19. Mai 2016, Teil 3
Margarete Frühling
München (Weltexpresso) - Der 50jährige Michel (Bruno Podalydès) arbeitet als Grafik-Designer. Er träumt häufig vor sich hin und ist dann Postflieger wie Jean Mermoz oder Antoine de Saint-Exupéry in seinem berühmten Buch "Nachtflug". Als seine Kollegen über Palindrome diskutieren, fällt ihm auf, dass auch "Kajak" eines ist. Dabei bemerkt er, dass die Form eines Kajaks der eines Flugzeugs gleicht.
Er beginnt, sich für Kajaks zu interessieren und nach und nach kauft er im Internet alle Teile, um ein Kajak selbst zusammen zu bauen. Später macht er dann auf der Dachterrasse Trockenübungen und träumt dabei weiter vom Fliegen.
Eines Tages entdeckt seine Frau Rachelle (Sandrine Kiberlain) sein heimliches Treiben auf dem Dach. Sie unterstützt ihn, als Michel die Idee hat, eine einwöchige Kanutour zu machen, da sie zur gleichen Zeit einen Yoga-Kurs gebucht hat. Sie liefert ihn sogar mit dem Auto am nächsten Fluss ab. Michel startet seine Tour mit einem bestens mit Hightech-Equipment ausgestatteten und leicht überladenen Kajak.
Nach ca. 4 km macht er seine erste Rast. Er entdeckt das Ausflugslokal von Laetitia (Agnès Jaoui) und schlägt dort sein erstes Nachlager auf. Er lernt auch die Kellnerin Mila (Vimala Pons) kennen, die in der Nähe seines Zeltes in ihrem Auto wohnt. Die Lokalität gefällt ihm so gut, dass er erst mal länger bleibt als eigentlich geplant. Gleichzeitig schickt er Rachelle Bilder seiner angeblichen Route und erhält auch von ihr ein Foto ihres Yoga-Kurses.
Während der nächsten Tage fährt Michel jeden Morgen los, um durch unglückliche Umstände, wie auf dem Fluss falsch Abbiegen, Steckenbleiben auf einem Baumstamm, sich in den Leinen eines Anglers verfangen etc. jeden Abend wieder an Laetitias Restaurant zu enden. Mehr und mehr genießt Michel seinen Aufenthalt dort. Gleichzeitig wird bei jedem neuen Start sein Kajak etwas leichter. Er erlebt ein kleines Abenteuer mit der Witwe Laetitia, hat lange Gespräche über Flugzeuge mit Mila und freundet sich bei einen Gläschen eisgekühltem Absinth mit Laetitias Helfern Christophe (Michel Vuillermoz) und Damian (Jean-Noël Brouté) an. Er stellt fest, dass er gar nicht weit reisen muss, um sein altes Leben hinter sich zu lassen.
Als ihm allerdings Laetitia erklärt, dass mit den Fotos auch eine genaue Lagebezeichnung gesendet wird, wird ihm klar, dass seine Frau vermutlich weiß, dass er keineswegs schon eine große Strecke auf dem Fluss zurückgelegt hat. Auch Michel muss erstaunt feststellen, von wo aus ihm Rachelle ihre Nachrichten gesendet hat.
In "Nur Fliegen ist schöner" ist Bruno Podalydès nicht nur der Hauptdarsteller, er hat auch das Drehbuch geschrieben und selbst Regie geführt. Er erzählt dabei eine Geschichte, die nicht neu ist, über eine Midlife-Crisis und den Ausbruch aus dem Alltag.
Sein Michel ist ein leicht neurotischer Träumer, der sich bisher nicht getraut hat, seine Träume wahr werden zu lassen. Als er es dann endlich versucht, lässt er sich aber sofort ablenken, wenn er ein paar nette Menschen kennen lernt. Er erlebt dann warmherzige und märchenhafte Momente, die glücklicherweise keinen Klamauk oder Slapstick benötigen. Die Frauenrollen sind auch überzeugend besetzt mit Sandrine Kiberlain als Ehefrau, Agnès Jaoui als Restaurantbesitzerin und Vimala Pons als Kellnerin, die ihrem verschwundenen Musiker-Freund nachtrauert und sich für Flugzeuge interessiert. Eine witzige kleine Geschichte rankt um einen Angler am Flussufer, mit dessen Angeln Michels Kajak Bekanntschaft macht. Michel meint, es sei Pierre Arditi. Und ja es ist der Schauspieler, der schon in anderen Filmen mit Bruno Podalydès zusammen gearbeitet hat.
Die Musik ist übrigens äußerst passend gewählt worden. Da werden nicht nur "Michael, row the boat ashore", "Lose yourself to dance" oder "Don't let me be misunderstood" gespielt sondern auch zwei Lieder von George Moustaki, "Donne du rhum à ton homme" und "Le tempe de vivre".
Insgesamt ist mit "Nur Fliegen ist schöner" eine nette kleine Komödie entstanden, die an einigen Stellen nicht unbedingt politisch korrekt ist und auch ganz sicher keine Hilfe zur Selbsthilfe anbieten will. Es ist ein netter kleiner Wohlfühlfilm, der immer liebevoll-charmant und auch ein bisschen schräg ist. Es macht Spaß, ihn sich im Kino anzusehen.
Foto: Michel (Bruno Podalydès) mit Mila (Vilmala Pons) und Laetitia (Agnès Jaoui) © Prokino Filmverleih GmbH
Info:
Nur Fliegen ist schöner (Frankreich 2015)
Originaltitel: Comme un avion
Genre: Komödie
Filmlänge: 105 Min.
Regie und Drehbuch: Bruno Podalydès
Darsteller: Bruno Podalydès, Sandrine Kiberlain, Agnès Jaoui, Vimala Pons, Denis Podalydès u.a.
Verleih: Prokino Filmverleih GmbH
FSK: ab 0 Jahren
Kinostart: 19.05.2016