Filmkollektiv Frankfurt präsentiert:   Filmreihe mit 16 Filmen vom 16. Juli bis 27. August 2016 in Frankfurt am Main

Helga Faber

Frankfurt am Main (Weltexpresso) –Es müssen nicht immer die Frankfurter Kinos oder das des Filmmuseums sein!  Dem Frankfurter Kinopublikum steht ein skandalöser Kinosommer bevor: Vom 16. Juli bis 27. August 2016 zeigt das Filmkollektiv Frankfurt ausgewählte Skandalfilme an verschiedenen Orten in Frankfurt am Main.

 

Wenn Sie das folgende Programm erst lesen, sind Sie dabei. Im Studierendenhaus auf dem Campus Bockenheim, im Filmforum Höchst und auf der Terrasse des Yachtklub (Open Air) sind 16 Produktionen aus knapp hundert Jahren Filmgeschichte zu sehen, die bei ihrer Veröffentlichung im In- und Ausland für Proteste und Debatten sorgten. Die Reihe ist untergliedert in acht thematisch sortierte Doppelprogramme und will das Publikum zur Diskussion darüber anregen, wie, wann und warum ein Film gesellschaftliche Wertekomplexe ins Wanken brachte – und ob das Kino dazu immer noch in der Lage ist. Die Vorführungen erfolgen im (analogen) Originalformat und in der originalen Sprachfassung und werden durch Einführungen ergänzt.



Das Programm im Juli

Die Doppelprogramme im Juli – Sexualität, Blasphemie / Religion und Homosexualität – finden im Studierendenhaus auf dem Campus Bockenheim statt. Die Reihe startet am Samstag, 16. Juli um 18 Uhr mit Elia Kazans Drama BABY DOLL (USA 1957), welches aufgrund eines angedeuteten Ehebruchs seinerzeit einen Boykott der katholischen Kirche bewirkte, gefolgt von Vilgot Sjömans sozialkritischem Zweiteiler ICH BIN NEUGIERIG (GELB / BLAU) (Schweden 1967/1968) über den sexuellen wie politischen Aktionismus einer schwedischen Studentin.

Am Samstag, 23. Juli folgt auf Werner Schroeters von der österreichischen Regierung wegen Blasphemie-Vorwurf verbotenen Theaterverfilmung DAS LIEBESKONZIL (BRD 1982) der aktuellste Film der Reihe: Der Dokumentarfilm SALAFISTES (Frankreich 2016) enthält unkommentierte Gräuel- und Propagandabilder des „Islamischen Staats“ und wurde vom französischen Kulturministerium schließlich nur für Erwachsene freigegeben. Der Regisseur François Margolin begleitet die Deutschlandpremiere seines Films und berichtet dem Publikum von der Debatte über Kunstfreiheit aus erster Hand.

Das Doppelprogramm am Freitag, 29. Juli beinhaltet den ersten deutschen Film über Homosexualität, der Stummfilm ANDERS ALS DIE ANDERN (Deutschland 1919), der in der frisch restaurierten 35mm-Fassung von der University of California in Los Angeles gezeigt wird. Im Anschluss folgt Veit Harlans ANDERS ALS DU UND ICH (BRD 1957), dessen Veröffentlichung aufgrund der homosexuellenfeindlichen Tendenz und Nazi-Vergangenheit seines Regisseurs von Demonstrationen begleitet wurde. Wir haben aus gutem Grund dieses Filmplakat als Bild genommen, fiel uns doch sofort von früheren Zeiten der Schauspieler  Christian Wolff auf, den wir gerade in dem so guten Film HANNAS SCHLAFENDE HUNDE nach langer Zeit wieder einmal auf der Leinwand gesehen hatten. Vielleicht lag das ja an uns, aber wir sind ihm in den Filmen der letzten Jahre nie begegnet. Und dann fanden wir seltsam, daß bei einem Film um den §175 eine Frau, die geküßt wird gezeigt wird.

Dann ist uns bei diesem Film natürlich auch Regisseur Veit Harlan aufgefallen, den also seine Nazivergangenheit nicht daran gehindert hatte, zu drehen und dann noch einen Film, der unter den Nazis nie und nimmer möglich gewesen wäre. Oder doch? Richtet er sich gegen den § 175? Wir wissen es nicht und wollen den Film sehen und darüber berichten. Daß Harlans Sohn, der aufrechte Thomas Harlan, Schriftsteller und Filmemacher, selbst zumindest bisexuell war, wird nicht der Grund für den Film gewesen sein. Aber interessant ist es doch, hat sich dieser doch zeitlebens intensiv mit dem Wirken und der Person seines Vaters auseinandergesetzt.

Im August folgen Doppelprogramme zu den Themen Diskriminierung, Vietnam, Jugendkultur, deutscher Faschismus sowie sexuelle und körperliche Gewalt im Studierendenhaus auf dem Campus Bockenheim, im Filmforum Höchst und auf der Terrasse des Yachtklub (Open Air).
Über Titel und Termine werden wir nach einer Veröffentlichung ebenfalls berichten.

Höhepunkte im Juli: Deutschlandpremiere von SALAFISTES (F 2016) in Anwesenheit des Regisseurs, der Stummfilm ANDERS ALS DIE ANDERN (D 1919) in frisch restaurierter 35mm-Fassung

 

Foto: Filmplakat zu ANDERS ALS DU UND ICH zum § 175

 

Info:

Filmreihe mit 16 Filmen vom 16. Juli bis 27. August 2016 in Frankfurt am Main im Studierendenhaus auf dem Campus Bockenheim, Filmforum Höchst und Yachtklub (Open Air)

Höhepunkte im Juli: Deutschlandpremiere von SALAFISTES (F 2016) in Anwesenheit des Regisseurs, der Stummfilm ANDERS ALS DIE ANDERN (D 1919) in frisch restaurierter 35mm-Fassung


Eintritt:
5 € pro Vorstellung; Dauerkarte (16 Filme): 60 €

Nähere Informationen zum Programm unter www.filmkollektiv-frankfurt.de

 

Über den Veranstalter

Die Skandalfilmreihe ist eine Veranstaltung von Filmkollektiv Frankfurt – Projektionsraum für unterrepräsentierte Filmkultur e.V. in Kooperation mit der Heinrich-Böll-Stiftung Hessen, dem Allgemeinen Studierendenausschuss der Goethe-Universität, Pupille e.V. – Kino in der Uni, Filmforum Höchst, Yachtklub und Offenes Haus der Kulturen e.V. Förderer sind die HessenFilm und Medien GmbH und das Kulturamt Frankfurt am Main. Sponsoren sind fritz-kola und Licher Privatbrauerei. Medienpartner ist die Frankfurter Rundschau.

Der gemeinnützige Verein Filmkollektiv Frankfurt – Projektionsraum für unterrepräsentierte Filmkultur e.V. präsentiert seit September 2013 unabhängig kuratierte Kinoprogramme in Frankfurt am Main.