Im Welterbe Grube Messel gab es einen Fototermin zu den Dreharbeiten eines neuen Films
Helga Faber
Grube Messe - „Jugend ohne Gott“ wird er heißen, der neue Film, der die besonderen Verhältnisse der Grube Messel für seine Drehaufnahmen nutzt. Gestern war der offizielle Fototermin, zu dem - wie das Bild zeigt - viele angereist waren. Und wer sich bei dem Titel "Jugend ohne Gott" etwas denkt, liegt richtig, wenn er den Roman von Ödön von Horváth meint.
Meine Güte, wie viel hatten wir früher von Horváth gelesen! Und wie oft wurden seine Stücke auf den Theaterbühnen gespielt! "Glaube Liebe Hoffnung" oder "Geschichten aus dem Wienerwald". Doch, die sind noch heute sehr bekannt. Aber die Romane?
Warum wir vor dem gestrigen Ereignis in der Grube Messel auf Ödön von Horváth zu sprechen kommen müssen, hat mit folgender Tragik zu tun, die den jetzigen Film direkt berührt. Der aus Ungarn stammende, aber auf Deutsch, seine Muttersprache, artikulierende weltbekannte Dichter war unmittelbar nach dem "Anschluß" Österreichs ans Deutsche Nazireich, also am 13. März 1938 , ins Exil gegangen und reiste durchs südliche Europa, bis er Ende Mai nach Paris kam, wo er bleiben wollte. Am 1. Juni traf er im Café Marignan den Regisseur Robert Siodmak, um mit ihm über die Verfilmung des Romans Jugend ohne Gott zu sprechen. Doch noch am selben Abend wurde Horváth während eines Gewitters auf den Champs-Élysées , also gegenüber dem Théâtre Marigny, von einem herabstürzenden Ast erschlagen. Seine Beerdigung fand in Anwesenheit vieler Exilautoren am 7. Juni 1938 auf dem Pariser Friedhof Saint-Ouen statt.
Wir wissen nicht, ob dieses schauerliche Ereignis gestern beim Fototermin zur Sprache kam. Marie-Luise Frey, Geschäftsführerin der UNESCO-Welterbe GmbH, empfing am Nachmittag das Team zum neuen Film „Jugend ohne Gott“. Die Produzenten des Projektes Uli Aselmann, Sophia Aldenhoven (die film GmbH) und Oliver Berben (Constantin Film GmbH), sowie Hessen Film Geschäftsführer Hans Joachim Mendig und Christine Zietzer, Leiterin der Film Commission Hessen, waren persönlich zum gemeinsamen Fototermin am Set angereist. Trotz heftigem Wolkenbruch, der derzeit den Süden Hessens besonders beutelt, war die Stimmung der über 50-köpfigen Film-Crew unter Regisseur Alain Gsponer, darunter die Hauptdarsteller Fahri Yardim, Jannis Niewöhner, Alicia von Rittberg, Jannik Schümann und Anna Maria Mühe, locker und entspannt.
Die von der Hessischen Filmförderung unterstützte Produktion kommt im März 2017 in die Kinos. Und da fragt man sich schon, womit diese lange Zeit begründet ist. Wir auf jeden Fall werden diesen Film im Auge behalten, der soviel geschichtlichen Balast mit sich schleppt, aber genau deshalb auch eine gute Erinnerung an Ödön von Horváth darstellt.
P.S.: Natürlich müßte man auch mehr zum Regisseur Robert Siodmak schreiben, den von Hrováth nicht umsonst so schätzte. Dieser war 1929 aufgefallen mit dem Film MENSCHEN AM SONNTAG, der in epischer Weise sonntägliche Rituale der Bevölkerung rund um Berlin aneinanderreiht und eine völlig neue Filmsprache erfunden hatte. Wie fast alle hochkarätigen Filmschaffenden mußte auch er vor den Nazis fliehen und wurde ein den USA sehr bekannter Regisseur, z. B. 1945 mit DIE WENDELTREPPE. Dann kam er nach Deutschland zurück, drehte erfolgreich und hatte mit NACHTS, WENN DER TEUFEL KAM einen oscarnominierten Weltbestseller.
Info zur Grube Messel:
Wir Menschen denken und leben in etwa 100-Jahres-Zeiträumen. Die Erdgeschichte im See der Grube Messel zeigt etwa 1.500.000 Millionen Jahre! Jeder Meter steht für etwa 10.000 Jahre Zeit, die der Messelsee und seine Bewohner uns ermöglichen in die Zeit zurück zu sehen. Das Fenster der Urzeit, die Grube Messel, birgt einen Schatz, der eine Vielfalt an Lebewesen, insbesondere Säugetieren von vor 48 Millionen Jahren zeigt, deren Erhaltungszustand und Menge an Fossilien weltweit einzigartig ist! Anmeldungen und weitere Informationen unter www.grube-messel.de. Das Besucherzentrum ist täglich von 10 Uhr bis 17 Uhr geöffnet (letzter Einlass um 16 Uhr).