Filmreihe von Freitag, 1., bis Sonntag, 31. Juli im Deutschen Filmmuseum Frankfurt
Helga Faber
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Lange Zeit war die Filmmusik von orchestrierten Scores und der Musik etablierter Filmkomponisten geprägt. Um 1950 sah sich die Filmindustrie dann mit der Konkurrenz durch das Fernsehen konfrontiert und versuchte, mit neuen Strategien ein jüngeres Publikum zu gewinnen.
So fanden zunehmend Rock-, Pop- und Jazzmusik Eingang in die Film-Soundtracks. Produzenten und Regisseure suchten die Zusammenarbeit mit etablierten Stars aus dem Musikbusiness und profi tierten von deren Prominentenstatus und ihrem ganz eigenen musikalischen Zugang zur Filmkunst.
Ein erster Klassiker dieser Entwicklung war ASCENSEUR POUR L'ÉCHAFAUD (FR 1957. R: Louis Malle) mit der Musik von Miles Davis. Pink Floyd schrieben die Musik für mehrere Filme, Jim Jarmusch verfügt über vielfältige Kontakte in die Musikszene und vertraute die Vertonung seiner Filme unter anderem Tom Waits, Neil Young und Iggy Pop an.
Im Juli sind im Kino des Deutschen Filmmuseums einige Beispiele für die fruchtbare Zusammenarbeit zwischen Film- und Musikschaffenden zu sehen.
In Erinnerung an den im April gestorbenen Sänger Prince enthält die Reihe auch den Film PURPLE RAIN (US 1984. R: Albert Magnoli). Prince spielt darin die Hauptrolle, sein gleichnamiges Album diente als Soundtrack zum Film und verhalf dem Sänger 1984 zum internationalen Durchbruch. Für seine Musik zum Film bekam Prince sowohl den Oscar® als auch den Grammy-Award.
Freitag, 1. Juli, 18 Uhr
Sonntag, 3. Juli, 20 Uhr
ANATOMY OF A MURDER
USA 1959. R: Otto Preminger. D: James Stewart, Lee Remick,
Ben Gazzara. Musik: Duke Ellington. 160 Min. DCP. OF
Einen Meilenstein in der verbindenden Geschichte von Jazz und Film ist Otto Premingers ANATOMY OF A MURDER: Der Score stammt von Duke Ellington, der in einer Szene auch einen kurzen Auftritt als Pianist an der Seite von James Stewart hat. Stewart spielt den ehemaligen Staatsanwalt Paul Biegler, einen eingefleischten Kleinstädter und Jazz-Fan, der mehr aus Not als aus Neigung als Rechtsanwalt arbeitet. Dann fällt ihm ein Fall zu, der ihn in den Bann zieht: Er verteidigt einen Polizeioffizier, der angeklagt ist, den Vergewaltiger seiner Frau getötet zu haben.
Samstag, 2. Juli, 20:30 Uhr (Blu-ray. OmU)
Donnerstag, 7. Juli, 18 Uhr (35mm. DF)
ASCENSEUR POUR L'ÉCHAFAUD Fahrstuhl zum Schafott
Frankreich 1957. R: Louis Malle. D: Maurice Ronet, Jeanne Moreau
Musik: Miles Davis. 92 Min. 35mm. Blu-ray. OmU / 35mm. DF
Jules Tavernier wird von seiner Geliebten Florence Carale überredet, ihren Mann umzubringen und die Tat wie einen Selbstmord aussehen zu lassen. Doch dann bleibt Tavernier auf der Flucht im Fahrstuhl stecken. Miles Davis steuerte zur Filmmusik Solos bei, die er in bester Jazz-Tradition in einer Nacht im Pariser Aufnahmestudio improvisierte. Wenige Filme haben den Einsatz des Jazz im Soundtrack so wegweisend geprägt wie ASCENSEUR POUR L´ÉCHAFAUD.
Freitag, 8. Juli, 18 Uhr
Samstag, 9. Juli, 20:30 Uhr
MICKEY ONE
USA 1965. R: Arthur Penn. D: Warren Beatty, Alexandra Stewart
Musik: Eddie Sauter, Stan Getz. 93 Min. 35mm. OF
Ein Showstar fühlt sich von der Mafia verfolgt und flieht nach Chicago. Er hält sich in Spelunken versteckt und wagt es erst nach dem Zureden einer jungen Frau, ein Engagement in einem Nachtklub anzunehmen. Der erste Auftritt endet beinahe mit einem Nervenzusammenbruch. Arthur Penns Parabel über Schuld und Lebensangst war noch nie in den deutschen Kinos zu sehen. Die Nouvelle-Vague-Ästhetik korrespondiert mit den experimentellen Musik-Arrangements des Modern- Jazz-Pioniers Eddie Sauter, ergänzt durch die Improvisationen des Saxophonisten Stan Getz.
Sonntag, 10. Juli, 20:30 Uhr
Freitag, 15. Juli, 18 Uhr
ZABRISKIE POINT
USA 1970. R: Michelangelo Antonioni. D: Mark Frechette, Daria Halprin,
Rod Taylor. Musik: Pink Floyd, Grateful Dead u. a. 111 Min. 35mm. OmU
Als der Student Mark unter Mordverdacht gerät, flieht er in einem gestohlenen Sportflugzeug quer durch den amerikanischen Südwesten. Fern der Zivilisation begegnet er der hübschen Daria, die Wüstengrundstücke an Exzentriker verkauft. Gemeinsam durchqueren sie das Death Valley. Doch das Abenteuer endet für beide verheerend. Michelangelo Antonioni kreierte mit ZABRISKIE POINT faszinierende Popkino-Bilder zwischen Fieberwahn-Fantasie und Hippie-Romantik, gepaart mit einem psychedelischen Soundtrack von Pink Floyd, Grateful Dead und den Rolling Stones.
Mittwoch, 13. Juli, 20:30 Uhr
Donnerstag, 21. Juli, 18 Uhr
DEEP END
Großbritannien/BRD 1970. R: Jerzy Skolimowski. D: Jane Asher,
John Moulder Brown. Musik: Can, Cat Stevens. 90 Min. 35mm. OmU
Der 15-jährige Mike nimmt einen Job in einem Hallenbad im Londoner East End an. Dort trifft er auf seine sieben Jahre ältere Kollegin Susan, die ihn sofort in den Bann zieht. Für den Jungen wird Susan immer mehr zur Obsession: Er verzehrt sich nach ihr und kann sie doch nicht erreichen. Mehr und mehr verliert er sich in einer Fantasiewelt Die stimmige Musik zum Film stammt von Cat Stevens und der Kölner Avantgade-Band Can.
Sonntag, 17. Juli, 20:30 Uhr
Freitag, 22. Juli, 18 Uhr
PAT GARRETT & BILLY THE KID Pat Garrett jagt Billy the Kid
USA 1970. R: Sam Peckinpah. D: James Coburn, Kris Kristofferson
Musik: Bob Dylan. 122 Min. 35mm. OF
Pat Garrett steht als Sheriff im Sold der Grundbesitzer und sieht sich zur Jagd auf seinen einstigen Freund Billy the Kid gezwungen, der ein freiheitsliebender Outlaw geblieben ist. Sam Peckinpahs melancholischer Spätwestern ist eine Vision vom Ende der US-amerikanischen Mythen und Helden. Nebendarsteller Bob Dylan steuerte den Soundtrack bei, der die Stimmung des wehmütigen Abgesangs unterstreicht unter anderem mit einer Instrumental-Version seines berühmten Songs „Knockin' on Heaven's Door. Der einst vom Studio stark gekürzte Film ist in der 1988 von Cutter Roger Spottiswoode rekonstruierten Fassung zu sehen.
Samstag, 16. Juli, 20:30 Uhr
Sonntag, 24. Juli, 20:30 Uhr
PURPLE RAIN
USA 1984. R: Albert Magnoli
D: Prince, Apollonia Kotero, Morris Day, Olga Karlatos. Musik: Prince
107 Min. 35mm. OF
In dem weitgehend autobiografisch geprägten Musikfilm PURPLE RAIN spielt Prince den jungen Musiker Kid, der seinem von Gewalt geprägten Elternhaus zu entfliehen versucht. Auch im harten Musikgeschäft muss er sich durchkämpfen und sich seinen Ruf als Künstler erst erarbeiten: Sein Rivale Morris Day macht ihm das Leben schwer.
Mittwoch, 27. Juli, 20:30 Uhr
Samstag, 30. Juli, 20:15 Uhr
DEAD MAN
USA/Japan/Deutschland 1995. R: Jim Jarsmusch. D: Johnny Depp,
Mili Avital, Gary Farmer. Musik: Neil Young. 121 Min. 35mm. OmU
William Blake reist in den Wilden Westen, wo er eine Stelle als Buchhalter antreten will. Unterwegs trifft er auf den Indianer „Nobody, wird schwer verwundet und schließlich selbst zum Killer. Die besondere Bedeutung von Musik durchzieht das Werk von Jim Jarmusch. Der Soundtrack zu DEAD MAN wurde von Neil Young live im Studio zum fertig geschnittenen Film eingespielt.
Freitag, 29. Juli, 18 Uhr
Sonntag, 31.Juli, 20:30 Uhr
BERLIN BABYLON
Deutschland 2001. R: Hubertus Siegert. Dokumentarfilm
Musik: Einstürzende Neubauten. 92 Min. 35mm
BERLIN BABYLON beobachtet den radikalen Umbau der Berliner Innenstadt in den 90er Jahren, die noch von Krieg und Teilung gezeichnet ist. Hubertus Siegert zeigt die Baustellen aus der Außen- und Innenperspektive und lässt Politiker und Architekten zu Wort kommen. Die Filmmusik wurde von der Berliner Band Einstürzende Neubauten komponiert und eingespielt.
Info:
www.deutsches-filminstitut.de | www.deutsches-filmmuseum.de
www.filmportal.de | www.europeanfilmgateway.eu
SONDERAUSSTELLUNG:
DIE KUNST VON AARDMAN. WALLACE & GROMIT, SHAUN DAS SCHAF & CO
Ausstellung und Begleitprogramm
12. Juni bis 30. Oktober 2016