Dokumentarfilm über Professor Peter Brückner von Simon Brückner  am Dienstag, 5. Juli 2016 um 19.30 Uhr im Frankfurter naxos.Kino

Helga Faber

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Heute erinnert sich kaum noch jemand an Peter Brückner. Dabei war er einmal der aufregendste Professor der Republik. Der Staat warf ihn aus der Uni, weil er Ulrike Meinhof bei sich nächtigen ließ, die RAF „verbot“ sein Buch, weil er den bewaffneten Kampf gegen das System falsch fand.


Als er 1982 starb, war sein jüngster Sohn Simon, der Macher dieses Films, gerade vier und hatte bei Beginn seines Doku-Projektes kaum eigene Erinnerungen an seinen Vater. Der Film  „Aus dem Abseits – Professor Peter Brückner” von Simon Brückner, der am 28. Juni 2016 um 19:30 Uhr im Rahmen der Filmreihe “Geschichtsstunde” im naxos.Kino im WILLY PRAML THEATER in der Naxoshalle in Frankfurt gezeigt wird.

Der Sozialpsychologe und Hochschullehrer Peter Brückner (1922 – 1982) war eine der Symbolfiguren der westdeutschen Protestbewegung in den 70er Jahren, ist heute allenfalls noch in den Köpfen der damaligen Mitglieder der Außerparlamentarischen Opposition (APO) präsent, ansonsten aber weitgehend vergessen. Betrachtet man den Dokumentarfilm “Aus dem Abseits” seines Sohnes Simon Brückner über das Leben und Wirken seines Vaters, so erscheint das verwunderlich, denn viele seiner Schriften über das Verhältnis von Individuum und Gesellschaft sind äußerst bemerkenswert, Vor allem, wenn man die Zeit berücksichtigt, in der sie entstanden sind, nämlich als über die Ausgestaltung der Demokratie in der Bundesrepublik heftig gestritten wurde – sowohl im Deutschen Bundestag als auch in den Universitäten und anderen Gesprächskreisen.

 Während die Mutter, eine jüdische Konzertsängerin, mit seinen beiden älteren Brüdern nach England emigriert, verbringt Peter Brückner die Zeit bis zu seinem Abitur im Jahr 1941 im Internat in Zwickau, wo er in den letzten Schuljahren bereits Kontakte zu Hitlergegnern knüpfte. Nach dem Schulabschluss wurde er zum Landesschützen-Bataillon in Wien eingezogen, wo er bis zum Ende des Krieges gemeinsam mit österreichischen Kommunisten Kriegsgefangene und Deserteure unterstützte. Nach seinem Studium der Psychologie in Münster bekam Brückner 1967 einen Lehrstuhl für Psychologie in Hannover und in den Folgejahren zum überregional populärsten radikal linksgerichteten Psychologie-Hochschullehrer. Wegen angeblicher Unterstützung der RAF wurde er 1972 für zwei Semester suspendiert, hielt aber weiter Vorlesungen in Cafés und an anderen Orten außerhalb der Universität. Wegen seines Buchs “Ulrike Marie Meinhof und die deutschen Verhältnisse” wurde Brückner sowohl von Konservativen als auch von der RAF, die das Erscheinens des Buchs verhindern wollte, angefeindet, Nach etlichen weiteren Gerichtsverfahren und Anfeindungen wurden erst 1981, ein Jahr vor seinem Tod, alle Disziplinarmaßnahmen aufgehoben.

Zum Filmgespräch wird der Regisseur Simon Brückner erwartet. Weitere Zeitgenossen von Brückner sind angefragt. Moderation: Wolf Lindner. Der wiederum sagt zu diesem Film: "Liebe Freundinnen und Freunde vom Naxos.Kino, am nächsten Dienstag wird es spannend für die '68er Generation, aber auch für die junge Generation: mit Hilfe des Filmes von Simon Brückner lernen Sie die Beweggründe Ihrer Eltern und Großeltern. Peter Brückner war eines der Idole von 1968. Seun Sohn Simon, der noch ein Kind war, als sein Vater starb, hat sich mit dem zeitlichen Abstand von rund 45 Jahren darangemacht, das Leben seines Vaters zu ergründen uznd zu verstehen. Dieses Werk ist gut gelungen!"

Info:
 5. Juli 2016 um 19:30 Uhr WILLY PRAML THEATER in der Naxoshalle in Frankfurt (Eingang Waldschmidtstraße 19 / Hinterhof)