Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 18. August 2016, Teil 1
Romana Reich
Berlin (Weltexpresso) – Man kann sich kaum einen Film vorstellen, der bei rührigen Darstellern und Familienkonflikten, noch dazu großenteils in New York spielend, einen Film, der noch dümmer ist als dieser.
Es ist eine Unverschämtheit, daß man sich als Filmjournalistin im Kino fremdschämen muß, wie dieser neudeutsche, aber hier besonders gut passende Ausdruck heißt. Man möchte ja so gerne, daß es anders sei, man ist so für den deutschen Film und seine positive Resonanz bei Kritik und Zuschauern, und stimmt: so manche Hollywoodkomödie ist noch dümmlicher, aber das hilft nicht: dieser Film ist wie Salz im Kaffee und darum schlecht, beziehungsweise wird einem schlecht.
Dabei fängt alles so gut an. Und der Film hat Vorschußlorbeeren für seine Fans als Fortsetzung von MARIA, IHM SCHMECKT'S NICHT, nach einem Roman von Jan Weiler, dessen Fortsetzungsroman ANTONIO IM WUNDERLAND nun hier verfilmt wird. Die Protagonisten: Jan Armbruster (Christian Ulmen) und Sara (Mina Tander) sind auch hier das Paar, sie dazu ist hochschwanger. Er ist ein Sachbuchlektor und sie ist Halbitalienerin – und wer richtige Italienerinnen kennt, der weiß, daß diese zu Hause das Sagen haben, erst recht, wenn ein Kind unterwegs ist. Damit das Kind ein Zimmer hat, muß Jan sein Arbeitszimmer räumen, was er erst gar nicht, dann halbherzig, dann widerwillig tut, was für den genervten, solche Rollen gerne gebenden Ulmen schon schlimm genug ist. Aber was den zukünftigen Vater noch mehr nervt, ist die punktgenaue Vorbereitung für die künftigen Eltern in Form von Geburtsvorbereitungen – Gymnastik und Hecheln – die Suche nach den Babyutensilien wie Kinderwagen und mehr und die Schwangerschafts-App raubt ihm dann noch den letzten Nerv, den er hatte.
Und dann hat er eine Idee. Er hat selten welche, die das Familienleben betreffen. Da immer der Vorwurf im Raum steht, daß es keine Hochzeitsreise gab, bucht er für New York das, was sich eine Honeymoonreise nennt. Sara ist überrascht und freut sich total, sieht auch in der Schwangerschaft kein Problem. Und jetzt kommt die Rechnung, die ohne den Wirt gemacht wurde. Der Wirt ist nämlich Saras Vater Antonio, der – wir greifen auf den ersten Roman zurück – als herkömmlicher südländischer Patriarch alles bestimmen will und seinen Kindern und Schwiegerkindern keinen eigenen Raum läßt. Diesen Antonio hatte im ersten Teil Lino Banfi gespielt, Italiens Starkomiker. Jetzt wird Antonio von Alessandro Bressanello verkörpert, der, kaum hört er von der Reise, sie erst verbieten, dann mitfahren will, was die Flitterwöchnerin auf keinen Fall will. Der Flitterwöchner erst recht nicht. Ein deutliches Nein also, was ihm nichts nützt, weshalb der Film mit dem, die Sache heil überstanden habenden Jan beginnt: „Machen Sie nie Flitterwochen, niemals!“.
Das NEIN schert jedoch Antonio nicht, der heimlich auf der selben Maschine den New-York-Flug bucht, zum Entsetzen der beiden. Die Katastrophe beginnt gleich beim Einchecken, bzw. bei der Sicherheitskontrolle. Der Scherzkeks Antonio spricht von seiner Bombe, die er mitführt und es entsteht ein Auftrieb, in dem es dazu kommt, daß nach Klärung des Scherzes sich zwar Jan und Antonio im Flugzeug wiederfinden, nicht aber Sara, die bei dem Hin und Her – sie und ihr Mann hatten sich telefonisch auf dem Flughafen dauernd verfehlt – entscheidet, nach Hause zu fahren.
Und nun kommt es. In New York will Jan ins gebuchte Honeymoonhotel fahren und Antonio hatte was von einem Kinderfreund Mauro Conti gemurmelt, bei dem er unterkommen will. Aber den findet er aufs Erste nicht, kommt mit ins Hotel, wo die beiden nun für die Flitterwöchner gehalten werden….
Das ist die Grundkomik im Film, die ja erst mal lustig ist, einem dann aber auf die Nerven geht, weil der Plot nicht mehr aufhört. Und der gute Jan ist, was man dann wieder versteht, mal rabiat mit dem Schwiegervater, dann aber nimmt er den bettlosen Kerl doch wieder auf, der sich breit macht, wo er hinkommt. Und die Suche nach dem Kinderfreund ist erst sinnlos, dann so was von unwahrscheinlich, daß einem diese ganze Geschichte wie schlecht erfunden vorkommt. Natürlich kommt irgendwann die Ehefrau nach, es werden – Vorurteile über Vorurteile – über das Kartenlimit hinaus fast 5 000 Dollar für teuer designten Kinderkram ausgegeben, bis dann alle wieder zufrieden in der Heimat landen und das Kind geboren wird.
Einfach furchtbar. Das ist kein Film, den Sven Underwaldt Jr. in der Nachfolge von Neele Leana Vollmar für den ersten Teil verantwortet, das ist wie eine Nummernrevue, wo ein Kalauer sich an den anderen reiht. Nein, das muß man nicht haben.
P. S. Wir kennen den Ursprungsroman vom guten Unterhaltungsschriftsteller Jan Weiler nicht, können also nicht einschätzen, inwiefern dieser wirklich als Vorlage dient. Aber allein, daß der Titel geändert wurde und an den Erfolg von MARIA, IHM SCHMECKT'S NICHT derart plump andockt, spricht für die reine Geschäftemacherei, die hinter diesem Filmprojekt steckt.