Ein toller Abend mit Bernd Michael Lade im Kino des Deutschen Filmmuseums Frankfurt, Teil 1/3
Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Dem Zuschauer konnte man nur beipflichten, der um 23.30 nach dem zwanzigminütigen Vorfilm, dem angekündigten Hauptfilm DAS GESTÄNDNIS und dem Gespräch mit dessen Regisseur Bernd Michael Lade, lauthals verkündete: „Wäre ich nicht dabei gewesen, hätte ich für mein Leben etwas versäumt.“
Und er fügte noch hinzu,“Ich wußte gar nicht, daß der Typ Lade heißt, das Gesicht kenne ich ja aus dem Fernsehen richtig gut.“ „Der Typ“ ist Bernd Michael Lade und „sein Gesicht“ ist insbesondere durch den TATORT bekanntgeworden. Seit 1992 war er Tatortkommissar M. Kain an der Seite von Peter Sodann, wie Lade ein echter Ossi. Das bundesweit bekannte Ermittlerduo hatte schon am 11. November 2007 die letzte Folge, aber auch unser Zuschauer dachte, die läuft immer noch, diese Tatortserie, so bekannt ist einfach das Filmgesicht dieses Schauspielers, der viele Rollen spielt und auch außerhalb des Spielens einige andere Dinge betreibt..
Doch, um das Gesicht von Bernd Michael Lade geht es in DAS GESTÄNDNIS auch, denn er spielt die Hauptrolle, in dem Film, den er als Regisseur inszenierte – nach einem uns unbekannten Buch von C.Curd. Das muß man alles nicht wissen, denn der Film zieht einen ohne Vorwissen sofort in Bann. Uns auf jeden Fall. Denn durchgehend erhalten wir ein Bild der DDR, das eben auch repräsentativ für das Leben der Leute war. Hier geht es um das tägliche Leben, oder besser auch das tägliche Sterben, den Tod durch Mord und Totschlag, der aufgeklärt werden soll, also eine Mordkommission, die aber unentwegt Kriminaluntersuchungskommission genannt wird, einfach, weil es offiziell so hieß, und hier gab es schon die ersten Lacher, weil an einem sprachlichen Beispiel durchgespielt wird, was auf der einen Seite geläufige Alltagssprache und andererseits die von oben gewünschte Formulierung an Komik erzeugt.
Schließlich klingt zudem Mordkommission so, als ob es dauernd Morde gäbe, was es aber in einem moralischen Saubermannstaat offiziell nicht geben darf. Und bevor wir nun die Geschichte von DAS GESTÄNDNIS erzählen, wollen wir den Gesamteindruck schildern, der unsere Begeisterung erklärt.
Eigentlich finde ich zum ersten Mal in einem Film über die DDR das wieder, was ich bei den häufigen Besuchen in Erfurt beim eigenen Cousin erlebte. Eine direkte Kommunikation, die sprachlich Blüten treibt, weil das Wenigste platt in der Weise ausgedrückt wurde, daß gesagt wurde, was gemeint war, sondern die Zwischentöne aus einer normalen Unterhaltung ein Stück ironische, intellektuell anspruchsvolle Verfremdung, auch Kabarett machte. Die Art, in der Ernsthaftes in unseren Unterhaltungen, von denen die Gefahr bestand, daß die Stasi sie abhört, auf Metaebenen verschoben wurde und gleichzeitig ganz offen Witze über die Situation uns gut gelaunt und kichernd vereinte, das war ein derart emotionaler und intellektueller Spaß, den ich in diesem Film dauernd wiedererkannte. Von dieser DDR hat jemand aus dem Westen, der nicht regelmäßig 'nach drüben' fuhr, einfach nichts mitbekommen. Und nur, wer das erlebt hat, weiß auch, wie töricht und falsch es ist, die DDR mit dem faschistischen Hitlerregime zu vergleichen.
Und bevor wir nun die Geschichte wirklich erzählen, erst noch einmal die Vorerfolge von DAS GESTÄNDNIS bei den Hofer Filmtagen, wo 2015 die Welturaufführung stattfand. In unsere Kinos kommt der Film am 15. September und das Datum und den Titel sollten Sie sich merken, denn Sie werden nicht nur glänzend unterhalten, sondern erhalten Einsichten – ja, auch über sich selber. Wie hätten Sie reagiert im dortigen Geschehen, wäre so eine Anschlußfrage, die Sie sich nur selber beantworten müssen. Fortsetzung folgt.
Fotos: © Filmverleih
Info:
DAS GESTÄNDNIS
Ein Film von und mit Bernd Michael Lade
nach dem Buch von C. Curd
Welturaufführung Internationale Hofer Filmtage 2015
D 2015, 112 Minuten, Farbe, Dolby 5.1, DCP und BluRay,
Aries Images, Kinostart 15.09.16
DARSTELLER
Micha Bernd Michael Lade
Klaus Ralf Lindermann
Günther Martin Neuhaus
Gerd Thomas Schuch
Heinz Jörg Simmat
Parteisekretär Torsten Spohn
Dieter Thomas Stecher
Lothar Steffen Steglich
Prof. Brauner Wilhelm Eilers
u.a.