Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 1. September 2016, Teil 2

Margarete Frühling

München (Weltexpresso) - Der reiche jüdische Adlige Judah Ben Hur (Jack Huston) lebt mit seiner Familie, Mutter Naomi (Ayelet Zurer), Schwester Tirzah (Sofia Black-D’Elia) und seinem römischen Adoptivbruder Messala Severus (Toby Kebbell) in Jerusalem. Nach einem Reitunfall Judahs meint der junge Römer, dass er in der römischen Armee Karriere machen müsste, obwohl er und Tirzah deutliches Interesse aneinander haben.


Drei Jahre später kommt Messala zeitgleich mit dem neuen Stadthalter Pontius Pilatus (Pilou Asbæk) nach Jerusalem zurück. Judah hat inzwischen Esther (Nazanin Boniadi), die Tochter seines Verwalters Simonides (Haluk Bilginer), geheiratet. Messala hat sich beim Militär verändert und will auch in Jerusalem unbedingt die Interessen Roms durchsetzen.

Als Messala seinen Freund bittet, ihm jüdische Verräter zu nennen, lehnt Judah dies ab, obwohl er auch nicht bereit ist, mit den Aufständischen zusammenzuarbeiten. Nach einem Attentat auf Pontius Pilatus vom Dach des Hauses Hur lässt Messala alle Familienmitglieder verhaften. Judah wird als Sklave auf eine Galeere geschickt. Was mit Mutter, Schwester und Ehefrau geschieht, erfährt er nicht.

Nach einigen Jahren gelingt Judah die Flucht als sein Schiff während einer Schlacht versenkt wird. Er wird beim Zeltdorf des arabischen Pferdezüchters Ilderim (Morgan Freeman) an Land gespült, der mit seinen Pferden an Wagenrennen teilnehmen will. Ilderim merkt bald, dass Judah mehr von Pferdehaltung und -rennen als sein augenblicklicher Wagenlenker versteht. Er bietet ihm an, beim nächsten Wagenrennen in Jerusalem sein Gespann zu führen. Ben Hur stimmt zu, als er erfährt, dass Messala als Favorit von Pontius Pilatus an den Start gehen wird.

Judahs sieht seine Chance auf Rache gekommen und so stehen sich die Gespanne der ehemaligen Freunde schon bald in der Arena in Jerusalem gegenüber.....


"Ben Hur" unter der Regie von Timur Bekmambetow ist bereits die sechste Verfilmung des Romans "Ben Hur: A Tale Of The Christ" von Lewis "Lew" Wallace, der 1880 erstmals erschienen ist. Die bekannteste Adaption ist die von 1959 mit William Wyler als Regisseur, Charlton Heston als Ben Hur und Stephen Boyd als Messala, die mit elf Oscars ausgezeichnet wurde.

Im Gegensatz zum Film von 1959, der rund 3 1/2 Std. lang ist, dauert der neue Film nur etwa 120 Min. Das führt dazu, dass einige Geschichten und Personen des Buches wegfallen; so wird Ben Hur z.B. nicht von Quintus Arrius adoptiert und damit römischer Bürger, auch Balthasar, der großen Anteil an der Wandlung Judahs zum Vergebenden hat, ist weggefallen und das Wagenrennen findet in Jerusalem und nicht wie im Buch in Antiochia statt. Insgesamt ist der religiöse Aspekt des Romans im Film deutlich geringer, obwohl Ben Hur auch hier mehrere Male auf Jesus (Rodrigo Santoro) trifft.

Durch die Komprimierung der Handlung wird z.B. auch nicht klar, warum die Römer Ben Hur, nachdem er nach Jerusalem zurückgekehrt ist, nicht verhaften können, da er ja nicht wie im Buch römischer Staatsbürger ist. Leider wirkt die neue Version an einigen Stellen deutlich langatmiger, als man bei der Laufzeit vermuten sollte, sie hat aber trotzdem einige sehr gute Szenen. Dies gilt vor allem für das Wagenrennen, dass sehr episch gefilmt wurde.

Regisseur Timur Bekmambetow hat für einen Film solcher Größe nur ein Budget von 100 Millionen Dollar zur Verfügung. Dabei ist das 3D absolut überflüssig. Daneben kann man leider an einigen Stellen allzu deutlich sehen, dass große Teile des Films im Computer entstanden sind.

Die Hauptdarsteller machen ihre Sache im Rahmen der Schwächen des Drehbuchs gut. Jack Huston ist als Judah Ben Hur glaubhaft ebenso wie Toby Kebbell als Messala, dem man seine Veränderung aber auch sein Zaudern nach seiner Rückkehr jederzeit abnimmt. Morgan Freeman spielt die Rolle des Ilderim, des Besitzers der Rennpferde, deutlich zurückhaltender und auch weniger kraft- und humorvoll als Hugh Griffith im Film von 1959, der dafür auch den Oscar für die beste Nebenrolle erhalten hatte. Rodrigo Santoro ist als Jesus kaum mehr als ein Cameo.

Man kann sicher darüber diskutieren, ob man gerade "Ben Hur" noch einmal verfilmt werden musste. Es sind aber in Hollywood ganz sicher schon schlechtere Remakes gemacht worden. Insgesamt ist der Film gute handwerkliche Unterhaltung. Er hat aber ganz sicher den Sandalenfilm nicht neu erfunden.

Neben "Ben Hur" sind in diesem Jahr mit "Der junge Messias" und "Auferstanden" noch zwei weitere Filme veröffentlicht worden, die das Leben Jesus als Hintergrund haben und die beide keinesfalls zu den besten Filmen des Jahres gehören. Von den drei Filmen ist "Ben Hur" auf jeden Fall noch der interessanteste.

Foto: Toby Kebbell als Messala und Jack Huston als Judah Ben Hur © Paramount Pictures Germany

Info:
Ben Hur (USA 2016)
Originaltitel: Ben Hur
Genre: Historienfilm
Filmlänge: 120 Minuten
Regie: Timur Bekmambetow
Drehbuch: Keith R. Clarke, John Ridley nach dem gleichnamigen Roman von Lewis Wallace
Darsteller: Jack Huston, Toby Kebbell, Morgan Freeman, Rodrigo Santoro, Nazanin Boniadi, Sofia Black-D’Elia, Ayelet Zurer, Pilou Asbæk u.a.
Verleih: Paramount Pictures Germany
FSK: ab 12 Jahren
Kinostart: 01.09.2016