Serie: Die heute anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 5. Juli 2012, Teil 2
Romana Reich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Mit den Literaturverfilmungen ist das so eine Sache. Nein, wir gehören nicht zu denen, die sie grundsätzlich ablehnen, obwohl uns nur ganz selten passiert ist, daß wir den Film besser fanden als das papierne Original. Und einmal hat uns sogar ein Film die Lektüre derart vermiest, daß wir nie wieder ein Buch wiederlesen wollten, nachdem wir den Film gesehen hatten. Darum wird auch Don DeLillo nicht wieder in die Hand genommen, dies Buch zumindest.
COSMOPOLIS
David Cronenberg verfilmt also Don DeLillo. Die Fahrt von einem Ende Manhattans zum anderen, von Ost nach West, dauert lange und wir sehen Eric Packer, dem Helden, als superreicher und irgendwie doch ganz schön irren Hedgefonds-Manager zu, wie er dafür in seinem Luxusschlitten vom Morgen bis zum Abend braucht, denn sein Präsident ist in der Stadt und das hält auf. Alles ganz schön gaga, aber statt der Hohlheit und des Getues in der Stadt, bekommen wir irre Szenen von Anschmeißertum und Unterwürfigkeitsritualen, auch von Herrschaftsinsignien mit. Das ist die eine Seite der Speichellecker rund um den erfolgreichen Geldanleger.
Die andere Seite ist seine Art Weiterbildung im Geschäft. Denn die Beratungsgespräche ums Geld dazwischen sind wie parapsychologische Sitzungen und doch ist der Sinn der Reise ein ganz trivialer: Star Robert Pattinson will sich die Haare schneiden lassen. Nur von seinem eigenen Friseur. Und diese Kombination vom globalen Geld um die Welt, wie es kommt und sich vermehrt und wieder verschwindet, in Kombination mit dem Haarschneiden, so ungefähr dem trivialsten, wenngleich die persönlichen Eitelkeiten berührendem Geschäft, macht dieses cineastisches Schurkenstückchen dann wieder zu etwas Besonderem. Der Star? Dieser Robert Pattinson? Na, wir wissen nicht so recht. Auf jeden Fall paßt die Starrheit seiner Züge zur knallharten Geldrealität des Managers sehr viel besser als zu seiner Rolle als Bel Ami.
Dennoch verläßt man das Kino nicht weniger verwirrt als all die verwirrenden, verwirrten Wissenschaftlerinnen um Professor Dr. Juliette Binoche auch sind, die allesamt ihr verbales Sekret absondern, das geeignet sein soll, den Jung-Börsen-Star Eric noch reicher zu machen als er ist. Nimmt man es genau mit dem Film, dann erkennt man: Was hier verhandelt wird, ist nämlich das Gespenst des Kapitalismus, das durch New York tobt, so wie einst das des Marx als Kommunismus durch Europa geisterte. Nur hatte der Kommunismus selten das Gesicht von Filmstars.
KAWA
Katie Wolfe ist Verhaltensphysikerin und entdeckt in Neuseeland Männerliebe in neuer Form. Was die ethnischen Traditionen damit zu tun haben, entschlüsselt der Film.
LITTLE THIRTEEN
Intensive Abrechnung mit dem Umgang von Berliner Teenagern mit Sexualität und Drogen. Gedreht von Christian Klandt.
OFF SHORE
Fuerteventura hat nicht nur Strände und Steine, sondern auch ein Surfer-Observatorium, das unbekanntes intelligentes Leben in kanarischer Landschaft zeigt.
TÖTE MICH
Es geht um töten, sich töten und getötet werden wollen. Siehe unsere Einzelkritik.