Filmreihe zum 100. Jahrestag der Großschlachten des Ersten Weltkriegs und ihrer Filmbilder im Kino des Deutschen Filmmuseums

Eike Holly

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Erneut gibt es eine Filmreihe über den Ersten Weltkrieg. Wir sind, nachdem 1914 mit all dem Enthusiasmus und fehlgeleitetem Patriotismus hohe Welle schlug und Kriegsbegeisterung allerorten verkündet wurde, nun in der Mitte des Krieges angekommen, von dem damals natürlich keiner wußte, wie lange er dauern wird. Um so interessanter, wie das Medium Film darauf reagiert.



Donnerstag, 13. Oktober, 20 Uhr
DIE VERLORENE FLOTTE/WHEN FLEET MEETS FLEET

Verdun, Somme, Skagerrak, Isonzo: Die Ortsnamen stehen für das erbarmungslose Jahr 1916, in dem die Heerführer des Ersten Weltkriegs mit einer bis dato ungekannten Mobilisierung von Menschen und Material an allen Fronten Entscheidungen zu erzwingen suchten.
100 Jahre nach den Ereignissen gibt die vom Forschungszentrum Historische Geisteswissenschaften an der Goethe-Universität in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Filminstitut konzipierte Reihe an vier Abenden im Laufe des Jahres 2016 Gelegenheit, ausgewählte Werke von Filmschaffenden aus jener Generation in den Blick zu nehmen, die 1916 selbst erlebt hat.
Nachdem im April und Juli bereits die Schlachten bei Verdun und an der Somme beleuchtet wurden, wirft DIE VERLORENE FLOTTE/ WHEN FLEET MEETS FLEET am Donnerstag, 13. Oktober, im Kino des Deutschen Filmmuseums einen Blick auf den Krieg auf dem Meer. Am 31. Mai und 1. Juni 1916 trafen in der größten Seeschlacht des Ersten Weltkriegs die britische und die deutsche Flotte vor der dänischen Nordseeküste aufeinander. Die deutsch/britische Gemeinschaftsproduktion von Manfred Noa und Graham Hewett von 1926/27 greift diese Geschehnisse in einer Spielfilmhandlung auf, wobei für den deutschen und den britischen Markt unterschiedliche Fassungen des Films produziert wurden. Gezeigt wird die englische Fassung.
Die Reihe wird im Dezember mit der Thematisierung der Isonzoschlachten in BERGE IN FLAMMEN (DE 1931. R: Karl Hartl, Luis Trenker) fortgesetzt.


Donnerstag, 13. Oktober, 20:15 Uhr
DIE VERSUNKENE FLOTTE/WHEN FLEET MEETS FLEET
Deutschland/Großbritannien 1926/1927. R: Manfred Noa, Graham Hewett
D: Bernhard Goetzke, Agnes Esterhazy, Nils Asther
97 Min. 35mm. engl. Fassung.

Die Ikonografie des Weltkriegs wird von Bildern seiner Materialschlachten zu Lande dominiert. Nur wenige Spielfilme thematisieren seine maritimen Schauplätze, DIE VERSUNKENE FLOTTE war der erste. Basierend auf einem Roman des früheren Marineoffiziers Helmut Lorenz, der dem Film auch als historischer Berater zur Seite stand, wurden, wie bei manch anderen Spielfilmen der 1920er Jahre, verschiedene Versionen für verschiedene Länder hergestellt. Erhalten ist einzig eine Kopie für den britischen Markt, die einige Aspekte der Romanvorlage im Hinblick auf die angenommenen Erwartungen des dortigen Publikums variiert. Eine komplexe Erzählung über die Möglichkeiten von Freundschaft unter Offizieren der deutschen und britischen Marine, über die Treue von Soldatenfrauen und über Schiffskameraden als Nebenbuhler gibt dem Film einen melodramatischen Handlungsrahmen. Die Schicksale der Figuren sind unausweichlich mit den Wendungen des Seekriegs verwoben, unter denen die Skagerrakschlacht als inszenatorischer Höhepunkt heraussticht. In Nebenrollen sind unter anderem Hans Albers und Heinrich George in der Frühphase ihrer Filmkarrieren zu sehen.

Vorfilm: HOME ON LEAVE GB 1916. 7 Min.
Einführungen: Kai Nowak (Historisches Institut, Justus-Liebig-Universität Gießen), Philipp Stiasny (Cinegraph Babelsberg, Filmuniversität Potsdam)




Dienstag, 13.Dezember, 20:15 Uhr
BERGE IN FLAMMEN
Deutschland 1931. R: Karl Hartl, Luis Trenker. D: Luis Trenker, Lissy Arna, Claus Clausen. 109 Min. 35mm

In der Verfilmung seines gleichnamigen Romans verband Luis Trenker erstmals den Kriegsfilm mit dem Bergfilm, einem seinerzeit ebenfalls noch jungen Genre. An die Seite der neuzeitlichen Bedrohung des mechanisierten Kriegs tritt die überzeitliche Bedrohung der Naturgewalten. Die so situierte Handlung folgt einer simplen Grundidee: Der Beginn der Kämpfe in den Alpen macht aus zwei befreundeten Bergsteigern unversehens Feinde, weil der eine Österreicher ist und der andere Italiener. Indem der Italiener mit seinen Leuten die Sprengung der Gipfelstellung vorbereitet, die der Österreicher mit seinen Leuten hält, droht nicht nur der Hauptfigur, sondern auch der majestätisch-erhabenen Landschaft die Vernichtung. Schließlich erweist sich das Verbindende der Freundschaft in Trenkers Worten: der Bergkameradschaft als stärker als das Trennende des Kriegs. In seiner Anlage verbindet der Film das Motiv der nationalen Heldenbewährung mit dem der Verbrüderung und Versöhnung. Nach der Fertigstellung von Berge in Flammen der in einer deutschen und einer französischen Version zugleich gedreht wurde realisierte Trenker eine zweite Verfilmung des Romans durch Universal Pictures, um auch den US-amerikanischen Markt für das Genre des Bergfilms zu erschließen.

Vorfilm: LA GUERRA D'ITALIA A 3000 METRRI SULL'ADAMELLO
IT 1916. 12 Min.
Einführungen: Peter Hoeres (Institut für Geschichte, Universität Würzburg), Rembert Hüser (Medienwissenschaft, Goethe-Universität)


Die Kurzfilme zu den Filmen wurden vom Deutschen Filminstitut und europäischen Partnerarchiven im Filmdigitalisierungsprojekt EFG1914 digitalisiert und erstmals im Internet zugänglich gemacht.


Info:

www.deutsches-filminstitut.de | www.deutsches-filmmuseum.de
www.filmportal.de | www.europeanfilmgateway.eu