John le Carré Verfilmungen im Fernsehen: Der Klassiker mit Richard Burton und Oscar Werner: DER SPION, DER AUS DER KÄLTE KAM (1965)
Elisabeth Römer
Hamburg (Weltexpresso) – Wer die Geschichten aus seinem Leben gelesen hat, wie John le Carré sie gerade unnachahmlich auf Deutsch herausbrachte, siehe unten, der wird nie wieder vergessen, wie glücklich le Carrés Stimme auf dem Hörbuch tönt, wenn er erzählt, daß dieser Roman durch seinen Welterfolg es ihm ermöglichte, vom Schreiben fürderhin zu leben.
DER SPION, DER AUS DER KÄLTE KAM (1965)
Eigentlich ist Alec Leamas derjenige, der als verantworltiche Secret-Service-Agent die britischen Geheimdienstoperationen in Berlin leitet. Aber nachdem die Ostdeutschen im Ministerium für Staatssicherheit das gesamte Berliner Netzwerk, West und Ost, entdeckt, ausgehoben und zerstört haben, wird er offiziell als Verlierer nach London degradiert. Sein sozialer Abstieg wird augenfällig inszeniert, um ihn für die DDR-Staatssicherheit interessant zu machen. Die beißt auch an. Er wird als "Verräter" in die DDR eingeschleust. Er dient in Ostberlin als Kronzeuge in einem Prozess gegen den Kopf der dortigen Spionageabwehr und erkennt zu spät, dass er nur eine Marionette in einem schmutzigen Spiel ist
Filminhalt
Alec Leamas leitet von West-Berlin aus die Spionageaktivitäten des MI6 in der DDR. Hilflos muss er mit ansehen, wie es der ostdeutschen Abwehr gelingt, ein Netzwerk britischer Spione aufzulösen. Daraufhin wird er nach London zurückbeordert, um den Chef der DDR-Abwehr, Hans-Dieter Mundt, bei seinen eigenen Leuten als Doppelagenten zu diffamieren.
Dazu wird zunächst Leamas selbst aus dem Dienst ausgestoßen. Er verliebt sich in die kommunistische Aktivistin Nan Perry und wird, erwartungsgemäß, von Agenten des Warschauer Paktes angeworben und nach Ostdeutschland gebracht. Hier gelingt es ihm, Fiedler, den jungen, ehrgeizigen Stellvertreter Mundts, davon zu überzeugen, dass sein Vorgesetzter ein westlicher Spion ist. In einem von Fiedler angestrengten Verfahren soll Leamas gegen Mundt aussagen.
Doch bald schon verschwimmen die Fronten, als nämlich Mundt Leamas Geliebte Nan Perry präsentiert und ihr Kontakte zum MI6 nachweisen kann. Langsam dämmert es Leamas, dass er von seinen Vorgesetzten benutzt wurde und im Zweifel als Bauernopfer enden könnte. Das Verdienst von John le Carrés und Martin Ritts Agentengeschichte liegt in ihrem Fokus auf den schmutzigen Details der Spionage: Statt Männern mit coolem Kriegsspielzeug gibt es hier kleingeistige Hackordnungen, überkommen geglaubten Antisemitismus und Agenten, die ohne mit der Wimper zu zucken über Leichen gehen.
Als Reflexion über den Kalten Krieg sowie über die Geheimdiensttätigkeit im Allgemeinen bleibt der Film ungemein aktuell. ”Der Spion, der aus der Kälte kam” ist Teil der Hommage an John le Carré zu seinem 85. Geburtstag am 19. Oktober 2016, denn dieser Film basiert auf dem Roman, der so erfolgreich war, daß er vom Gewinn nicht nur sein Schweizer Chalet kaufen, sondern für immer vom Schreiben leben konnte.
Für den Film gilt:
John le Carrés meisterhafter Roman über Spionage und Gegenspionage in Zeiten des Kalten Krieges wurde von Martin Ritt detailgenau und kompromisslos adaptiert. Der großartig besetzte Film – unter anderem mit Richard Burton, Oskar Werner, Claire Bloom und Peter van Eyck – erhielt zahlreiche internationale Auszeichnungen, darunter mehrere BAFTAs – unter anderem als bester britischer Film –, einen Golden Globe für Oskar Werner und eine Oscar-Nominierung für Richard Burton.
Foto:
Alec (Richard Burton) verliebt sich in Nancy (Claire Bloom). © ZDF / © Paramount Pictures
Info I:
22.15 Uhr
Der Spion, der aus der Kälte kam
Spielfilm, 108 Min.
(The Spy Who Came in from the Cold)
Großbritannien, 1965, ZDF
Regie: Martin Ritt
Drehbuch: Paul Dehn, Guy Trosper
Autor: John le Carré
Kamera: Oswald Morris
Musik: Sol Kaplan
Schnitt: Anthony Harvey
Produktion: Paramount Pictures, Salem Films Limited
Produzent: Martin Ritt
Mit: Richard Burton (Alec Leamas), Claire Bloom (Nan Perry), Oskar Werner (Fiedler), Peter van Eyck (Hans-Dieter Mundt), Rupert Davies (George Smiley), Michael Hordern (Ashe), Robert Hardy (Dick Carlton), Sam Wanamaker (Peters)
Weltexpresso bringt zur Zeit eine Reihe von Artikeln, deren Grundlage die gerade herausgekommene Biographie von John le Carré ist. Hier zur InformationenI
Info II:
John le Carré, Der Taubentunnel. Geschichten aus meinem Leben, Ullstein Verlag, Aus dem Englischen von Peter Torberg, Erstveröffentlichung 9. September 2016
John le Carré, Der Taubentunnel. Geschichten aus meinem Leben, gelesen vom Autor und von Walter Kreye, 10 CDs ca. 800 Minuten, September 2016
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