Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 27. Oktober 2016, Teil 5

Margarete Frühling

München (Weltexpresso) - Der junge Kubo lebt mit seiner zauberkräftigen, aber apathischen Mutter im historischen Japan in einer Höhle am Meer, seit sein Vater Hanzo bei der Verteidigung seiner Familie gestorben ist und sein Großvater, der Mondkönig, ihm als Baby ein Auge geraubt hat. Seine Mutter bittet ihn, niemals in der Dunkelheit draußen zu sein und immer seinen Talisman, einen Affen, bei sich zu haben.

Der Junge verdient seinen Lebensunterhalt, indem er als Geschichtenerzähler auf dem Markt im nächsten Dorf auftritt. Mit Hilfe seiner Shamisen, einem dreisaitigen Lauteninstrument, kann er Origami-Papier zu aufwendigen Figuren falten und diese dann auch zur Musik der erzählten Geschichte gegeneinander kämpfen zu lassen. Allerdings hört er regelmäßig auf, bevor die Erzählung über die Heldentaten seines Vaters zu Ende erzählt ist.

Als er eines Abends aber während eines Laternenfestes zu Ehren der Verstorbenen noch nach Sonnenuntergang im Dorf unterwegs ist, wird er von den bösen Schwestern der Mutter entdeckt und angegriffen. Mit ihren letzten Kräften rettet Kubos Mutter den Jungen, und bringt ihn aus dem Dorf fort. Am nächsten Morgen ist sie allerdings verschwunden und sein Affen-Talismann hat sich in einen sprechenden, weiblichen Affen namens Monkey verwandelt. Sie rät Kubo nach dem unzerstörbaren Schwert, dem Harnisch und dem Helm seines Vaters zu suchen.

Sie bekommen den Weg gewiesen von einem kleinen roten Origami-Krieger, der Hanzo ähnlich sieht und treffen später noch auf einen starken, aber etwas vergesslichen Samurai namens Beetle, der nach eigenen Aussagen einst bei Hanzo sein Handwerk gelernt hat.

Kubo und seine Begleiter müssen sich unterwegs nicht nur den rachsüchtigen Zwillingsschwestern stellen, sondern auch riesige Skelette und andere Monster bekämpfen, bevor Kubo als Samurai endlich seinem Großvater gegenüber treten und seine Familie vereinen kann.


"Kubo - Der tapfere Samurai" ist eine Kombination origineller 3D Stop-Motion- und CG-Hybrid-Technik. Produziert wurde der Film von dem innovativen amerikanischen Animationsstudio LAIKA, das bereits für "Coraline" (2009), "ParaNorman" (2012) und "Die Boxtrolls" (2014) verantwortlich war.

Regisseur des Filmes ist Travis Knight, der Firmenchef von LAIKA. Er führt hier erstmals selbst Regie. Für die englische Fassung des Filmes konnte er hochkarätige Schauspieler als Sprecher gewinnen, wie z.B. Charlize Theron als Monkey und Kubos Mutter, Matthew McConaughey als Beetle. Rooney Mara spricht die bösen Schwestern und Ralph Fiennes den Mondkönig. Art Parkinson, der als Rickon Stark in "Game of Thrones" bekannt wurde, ist in der englischen Fassung als Kubo zu hören. Kleinere Rollen wurden von George Takei und Cary-Hiroyuki Tagawa gesprochen.

Der Film wird in 3D in die Kinos kommen, das ist nicht unbedingt notwendig, unterstützt die Geschichte aber hervorragend. Die visuelle Gestaltung des Films ist wunderbar an die japanische Origami-Faltkunst angelehnt. Dies sieht man natürlich besonders bei Kubos Geschichten oder wenn er etwas gestaltet (z.B. ein Schiff aus Origami-Papier oder einen Schwarm Vögel). Hervorzuheben sind auch die gelungenen Martial-Arts-Einlagen auf dem sinkenden Schiff oder beim Kampf mit einem Riesenskelett mit leuchtenden Augen. Ganz nebenbei erzählt der Film aber auch von der Identitätsfindung Kubos.

Dadurch entstand ein Film, der Kinder und Erwachsene in eine fremdartige Welt voller Mythen und Magie entführt. Dies wird auch durch die Hintergründe unterstützt, die teilweise aussehen wie Holzschnitte von Katsushika Hokusai und Kiyoshi Saitō.

Insgesamt ist "Kubo - der tapfere Samurai" ein traumhaft animiertes japanisches Märchen, das sowohl mit seiner ungewöhnlich komplexen Erzählung als auch seinen atemberaubenden Martial-Arts-Choreographien begeistert. Der Film wurde zu Recht von der Deutschen Film- und Medienbewertungsstelle mit dem Prädikat besonders wertvoll versehen. Er ist absolut sehenswert und es ist zu hoffen, dass er nicht nur bei Kritikern gut ankommt, sondern auch an der Kinokasse ein Erfolg wird.

PS: Unbedingt während des Abspanns sitzen bleiben, denn da erfährt man, wie eine Sequenz des Films in der Stop-Motion Technik hergestellt wurde.

Foto: Beetle, Kubo und Monkey © Universal Pictures

Info:
Kubo - Der tapfere Samurai (USA 2016)
Originaltitel: Kubo and the Two Strings
Genre: Animation, Kinder/Jugendfilm
Filmlänge: 102 Minuten
Regie: Travis Knight
Drehbuch: Marc Haimes, Chris Butler
Englische Sprecher: Charlize Theron, Art Parkinson, Ralph Fiennes, Rooney Mara, George Takei, Matthew McConaughey u.a.
Verleih: Universal Pictures International Germany GmbH
FSK: ab 6 Jahren
Kinostart: 27.10.2016